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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
INTERVIEW HEEL
Berlin - Sollen Krankenkassen die Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln übernehmen? Sind solche Präparate überhaupt wirksam? Angezettelt vom SPD-Gesundheitsexperten Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD) streiten Politiker und Verbände derzeit über den Sinn der Präparate und die Erstattung durch die Krankenkassen. APOTHEKE ADHOC sprach mit Armin Jacoby, Leiter für Gesundheitsmanagement beim Hersteller Biologische Heilmittel Heel, über die aktuelle Debatte sowie alternative Heilmethoden, die entweder starke Befürworter oder konsequente Gegner haben.
Absurde Debatte: Bei Heel hält man die Kritik an der Homöopathie für vorgeschoben. Foto: Heel
ADHOC: Herr Lauterbach fordert, dass die Kassen überhaupt keine
homöopathischen Arzneimittel mehr bezahlen sollten. Was halten Sie
davon?
JACOBY: Die Diskussion um homöopathische Arzneimittel gibt es schon
länger. Neu ist allerdings, dass sie auf politischer Ebene hochgekocht
wird. In meinen Augen wird in der aktuellen Debatte um steigende
Ausgaben der Krankenkassen versucht, einen Schuldigen zu finden. Da hat
man mit den Herstellern alternativer Heilmittel das schwächste Glied in
der Kette genommen, denn weder in der Politik noch bei den Kassen gibt
es eine so starke Lobby für Komplementärmedizin wie die der chemischen
Pharmaindustrie.
ADHOC: Verstehen Sie die inhaltliche Kritik?
JACOBY: Die Forderung ist absurd: Im vergangenen Jahr haben die Kassen
0,06 Prozent ihrer Arzneimittelausgaben für Homöopathie aufgewendet.
Das ist ein vernachlässigbarer Betrag, der die Solidargemeinschaft kaum
belastet. Seit homöopathische Arzneimittel 2004 aus dem
Leistungskatalog gestrichen wurden, dürfen die Präparate nur noch
eingeschränkt verordnet werden.
ADHOC: Warum dann dieser Dauerstreit?
JACOBY: Meiner Meinung nach stehen Gegner der Homöopathie dahinter, die
die Debatte immer wieder anschieben, um selbst davon profitieren zu
können. Homöopathie ist in der Bevölkerung sehr beliebt; im Gegensatz
dazu ist die Angst vor unerwünschten Arzneimittelwirkungen in
Deutschland sehr groß. Immer wieder müssen wegen auftretender
Nebenwirkungen Packungsbeilagen geändert oder Arzneimittel
zurückgerufen werden. Bei Homöopathika gibt es diese Probleme in den
seltensten Fällen.
ADHOC: Schadet die Diskussion dem Image der Homöopathie?
JACOBY: Das denke ich nicht. Vielmehr wird das Ansehen von Herrn
Lauterbach und seiner Partei durch die Äußerungen in Mitleidenschaft
gezogen. Das sind auch Wählerstimmen, die da verloren gehen.
Lauterbachs Parteikollegin Carola Reimann hat bereits bemerkt, dass
Herr Lauterbach eine Einzelmeinung vertrete.
ADHOC: Welche Auswirkungen hätte eine Streichung der Erstattungsfähigkeit für Heel?
JACOBY: Wir wären schon betroffen, wenn der GKV-Bereich wegfallen
würde. Denn die Verordnungen für Kinder bis zu 12 Jahren sind wichtig
für unser Unternehmen. Das hat sich bereits 2004 gezeigt: Nach dem
Ausschluss von OTC-Arzneimitteln gab es einen Einbruch bei einigen
Produkten, der sich erst ein bis zwei Jahre später durch die Zunahme
der Selbstmedikation stabilisiert hatte.
ADHOC: Welche Produkte gehen noch zu Lasten der GKV?
JACOBY: Bei den Verordnungen für Kinder sind das vor allem Präparate
zur Behandlung von Infekten der oberen Atemwege und Verletzungen. Auch
bei allergischen Erkrankungen sowie Neurodermitis und Psoriasis werden
Homöopathika gerne von Ärzten verschrieben.
ADHOC: Und im Bereich der Selbstmedikation?
JACOBY: In der Bevölkerung steigt das Interesse für alternative
Heilmethoden; mittlerweile gehen die Kunden in die Apotheke, um sich
selbst die entsprechenden Produkte zu kaufen. Dazu kommt, dass Heel die
arztgestützte Selbstmedikation fördert. Auf dem grünen Rezept werden
insbesondere Präparate gegen chronische Erkrankungen empfohlen. So zum
Beispiel zur Behandlung von Schwindel, Arthrose oder nervösen
Unruhezustände und Stress.
ADHOC: Herr Lauterbach sagt, dass Ärzte Homöopathie nur aus Marketinggründen empfehlen.
JACOBY: Das ist eine Behauptung, die erst einmal bewiesen werden muss.
Homöopathie ist kein Marketinginstrument, sondern eine
Therapierichtung. Ärzte behandeln Patienten aus ethischen Gründen und
setzen dabei Methoden ein, von denen sie überzeugt sind.
ADHOC: Was sagen Sie zu den Vorwürfen, Homöopathie sei wirkungslos?
JACOBY: Wir haben Wirksamkeitsnachweise für unsere Produkte nach
evidenzbasierten Kriterien. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte hat mehr als 100 Präparate von Heel zugelassen. Dafür
mussten wir klinische Studien vorlegen, die wir alle grundsätzlich
publizieren. Außerdem: Wenn in der Medizin grundsätzlich nur Methoden
der evidenzbasierten Medizin angewendet würden, dann dürfte es auch
keine Chirurgie geben, keine Geriatrie und keine Pädiatrie. Denn
klinische Studien werden auch in diesen Bereichen nur bedingt
durchgeführt.
Yvette Meißner, Dienstag, 13. Juli 2010, 15:33 Uhr
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