• 28.11.2024 – Wann Kinder sofort ärztliche Hilfe brauchen

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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |

Wann Kinder sofort ärztliche Hilfe brauchen

 

Fieber, Atemnot, Hautausschlag – Warnsignale erkennen und richtig handeln, wenn der Gang zum Arzt unverzichtbar ist

Eltern suchen bei Krankheit ihrer Kinder oft zuerst eine Apotheke auf. Doch manche Symptome erfordern umgehend ärztliche Abklärung. Von Fieber bei Neugeborenen über Atemnot bis zu ungewöhnlichen Hautausschlägen – erfahren Sie, welche Warnzeichen ernst genommen werden müssen und warum die Apotheke eine Schlüsselrolle in solchen Situationen spielt.


Viele Eltern wenden sich zunächst an eine Apotheke, wenn ihr Kind krank wird. Hier können sie oft beruhigt werden oder Ratschläge zur symptomatischen Behandlung erhalten. Doch es gibt Situationen, in denen der Besuch beim Arzt nicht nur empfohlen, sondern dringend erforderlich ist. Dr. Olaf Kaiser, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aus Mülheim an der Ruhr, beleuchtete bei einer Fortbildung der Apothekerkammer Nordrhein in Wuppertal die wichtigsten Warnsignale, die Eltern und Apothekenteams gleichermaßen kennen sollten.

Ein erstes Alarmsignal ist eine ungewöhnlich hohe Trinkmenge des Kindes in Verbindung mit Blässe und Abgeschlagenheit. Diese Symptome können auf Diabetes hinweisen und erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung. Ohne Behandlung kann ein erhöhter Blutzucker schnell zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

Ein weiteres Warnzeichen ist Fieber bei Neugeborenen. Schon ab einer Körpertemperatur von 38 Grad Celsius sollten Eltern ihr Kind zum Arzt bringen. Dies ist wichtig, um gefährliche Infektionen wie eine späte Neugeborenensepsis (LONS) oder eine Nierenbeckenentzündung auszuschließen. Säuglinge sind besonders anfällig für schwerwiegende Erkrankungen, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist.

Bei älteren Kleinkindern wird Fieber kritisch, wenn es länger als drei Tage anhält oder von zusätzlichen Symptomen begleitet wird, wie starkem Husten, reduziertem Trinkverhalten oder anhaltendem Durchfall. Solche Symptome können auf Infektionen der Atemwege oder des Verdauungstrakts hinweisen, die ohne Behandlung schwerwiegende Folgen haben können. Auch ein geschwollenes oder stark gerötetes Auge im Rahmen einer Bindehautentzündung sollte ärztlich untersucht werden, da dies auf eine bakterielle Infektion hindeuten könnte.

Besonders aufmerksam sollten Eltern bei Atembeschwerden sein. Während leichte Atemprobleme oft zu Hause beobachtet werden können, ist bei Atemnot immer ein Arztbesuch erforderlich. Atemnot kann auf ernsthafte Erkrankungen wie eine Lungenentzündung oder eine allergische Reaktion hindeuten.

Schmerzen stellen ein weiteres zentrales Warnzeichen dar. Starke Ohrenschmerzen, vor allem in Kombination mit Druckempfindlichkeit am Ohransatz (Tragusdruckschmerz), deuten häufig auf eine Mittelohrentzündung hin. Ebenso sind Nackenschmerzen ein ernstes Symptom, wenn das Kind das Kinn nicht mehr auf die Brust legen kann. Dies kann auf eine Meningitis hinweisen, die eine umgehende medizinische Behandlung erfordert.

Ein rasch auftretender, nicht wegwischbarer Hautausschlag in Verbindung mit Fieber – sogenannte Petechien – ist ein Notfall, der sofortige medizinische Hilfe erfordert. Diese Hautveränderungen können ein Hinweis auf eine Meningokokkeninfektion sein, die unbehandelt lebensbedrohlich ist. Besonders besorgniserregend sind Bewusstseinsstörungen wie Teilnahmslosigkeit oder das völlige Fehlen von Reaktionen. Solche Symptome sind ein klarer Fall für den Notarzt.

Die Apotheke übernimmt in diesen Fällen eine wichtige Rolle als erste Anlaufstelle für Eltern. Das Apothekenteam muss in der Lage sein, kritische Symptome zu erkennen und Eltern zu einem Arztbesuch zu raten. Eine frühzeitige Abklärung kann nicht nur den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen, sondern in akuten Fällen sogar lebensrettend sein.


Kommentar:

Die Apotheke als erste Anlaufstelle ist in der Gesundheitsversorgung unverzichtbar. Hier suchen viele Eltern nicht nur Rat, sondern auch Sicherheit, wenn ihr Kind erkrankt ist. Doch die Grenzen der pharmazeutischen Beratung sind klar definiert: Bei ernsthaften Warnzeichen muss das Apothekenteam Eltern nicht nur informieren, sondern sie auch mit Nachdruck zum Arztbesuch drängen.

Die große Verantwortung, die Apothekenteams tragen, erfordert regelmäßige Fortbildungen und Schulungen. Es reicht nicht, Symptome grob einzuordnen – ein fundiertes Wissen über Krankheitsbilder, mögliche Komplikationen und die Dringlichkeit ärztlicher Behandlungen ist unerlässlich. Denn gerade bei Kindern können vermeintlich harmlose Symptome schnell eskalieren.

Die beschriebenen Warnzeichen wie Fieber bei Neugeborenen, Atemnot, starke Schmerzen oder auffällige Hautausschläge sind nur einige Beispiele für Situationen, in denen schnelles Handeln gefragt ist. Eltern fehlt oft das medizinische Wissen, um solche Symptome richtig zu deuten. Hier liegt die Stärke des Apothekenteams: Neben der Vermittlung von Wissen können sie durch ihre beruhigende und zugleich klare Ansprache den nächsten Schritt erleichtern – den Gang zum Arzt.

Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten von zentraler Bedeutung. Eine enge Kommunikation ermöglicht es, gemeinsam die beste Versorgung für Kinder sicherzustellen. Apotheken sollten sich nicht scheuen, Eltern auch bei Unsicherheiten zum Arzt zu schicken. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig – dieser Grundsatz sollte im Vordergrund stehen, wenn es um die Gesundheit eines Kindes geht.

Auch Eltern sollten darin bestärkt werden, Warnzeichen ernst zu nehmen. In der heutigen Informationsflut durch das Internet wird medizinisches Fachwissen oft durch Halbwahrheiten ersetzt, was Unsicherheit auslösen kann. Eine vertrauensvolle Beratung durch das Apothekenteam ist daher unverzichtbar.

Die Aufgabe der Apotheke geht weit über die Abgabe von Medikamenten hinaus. Sie ist eine Schlüsselstelle im Gesundheitswesen, die mitentscheidet, ob ein krankes Kind rechtzeitig die nötige medizinische Hilfe erhält. Dieses Potenzial sollte voll ausgeschöpft werden – im Interesse der kleinsten und verletzlichsten Patienten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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