• 01.11.2024 – Apotheken-News: Innovationen, Risiken und Reformbedarf

    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Der Gesundheitsmarkt steht vor einem Wandel: Omega-3-Supplemente gewinnen an Popularität, und Apotheken könnten bald zu Diagnosezentren ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Innovationen, Risiken und Reformbedarf

 

Omega-3, Apotheken als Diagnosezentren und Finanzierungslücken – wie neue Entwicklungen und Krisensignale die Zukunft der Gesundheitsversorgung prägen

Der Gesundheitsmarkt steht vor einem Wandel: Omega-3-Supplemente gewinnen an Popularität, und Apotheken könnten bald zu Diagnosezentren werden. Eine neue Studie entlarvt die gefährliche Reinheit illegalen Cannabis, während die STIKO erstmals eine RSV-Impfung für Senioren empfiehlt. Fortschritte in der Antibiotikaforschung geben Hoffnung auf weniger Nebenwirkungen, und auch ASS zeigt sich als geschlechtsunabhängige Prävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch die Finanzierungslücken im Gesundheitssystem und die Belastung der gesetzlichen Krankenversicherung rufen nach Reformen. Das Beispiel Volkswagen mahnt zudem: Nur wer sich anpasst, bleibt langfristig wettbewerbsfähig.


In den letzten Jahren hat sich die Bedeutung von Omega-3-Supplementen stark gewandelt. Verbraucher greifen zunehmend zu Nahrungsergänzungsmitteln, um von den gesundheitlichen Vorteilen der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA zu profitieren, die für ihre entzündungshemmenden und kardiovaskulären Effekte bekannt sind. Diese Fettsäuren sind vor allem in fettem Seefisch und Algenöl enthalten, doch in westlichen Ernährungsgewohnheiten wird oft zu viel Omega-6 im Verhältnis zu Omega-3 aufgenommen. Dieses Ungleichgewicht kann entzündungsfördernde Prozesse im Körper begünstigen, weswegen Fachleute ein Verhältnis von etwa 4:1 anstreben. Trotz der potenziellen Vorteile warnen Experten jedoch vor der unreflektierten Einnahme von Omega-3-Präparaten, da in hohen Dosen Nebenwirkungen wie Blutungsneigung auftreten können. Daher sei ein ausgewogenes Maß entscheidend.

Der Kürbis ist längst mehr als nur Halloween-Dekoration, die Jahr für Jahr Fenster und Haustüren ziert. Ursprünglich stammt der Brauch des Kürbisschnitzens von irischen Einwanderern, die den Schurken Jack O'Lantern mit geschnitzten Rüben symbolisierten. In den USA fand der Kürbis dank seiner besseren Verfügbarkeit und Schnitzfähigkeit Einzug. Botanisch zählt er zur Familie der Curcubitaceae und birgt eine Fülle chemischer Inhaltsstoffe, die ihn sowohl für die Ernährung als auch die Wissenschaft interessant machen. Reich an Beta-Carotin, Ballaststoffen und Mineralstoffen ist er besonders wertvoll in der Ernährung und zeigt potenzielle Vorteile bei der Bekämpfung von oxidativem Stress.

Im Bereich der Gesundheit sorgen Ergebnisse einer Untersuchung des Berliner Unternehmens Sanity Group über die Reinheit von Cannabis auf dem Schwarzmarkt für Besorgnis. In der Studie wurden 300 Proben aus 40 deutschen Städten und weiteren europäischen Städten analysiert, eingesandt von rund 200 Freiwilligen über die Plattform Reddit. Die Befunde sind alarmierend: Nur jede fünfte Probe war frei von Verunreinigungen, und die Mehrheit enthielt schädliche Rückstände, darunter Pestizide und sogar Fremdstoffe wie Haarspray. Solche Verunreinigungen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar und heben die Bedeutung einer kontrollierten und sicheren Abgabe durch Apotheken hervor.

Im Zuge der geplanten Gesetzesänderungen könnten Apotheken künftig eine noch größere Rolle im Gesundheitswesen übernehmen. Mit dem „Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit“ soll die In-vitro-Diagnostik in Apotheken erweitert werden, sodass zukünftig Tests auf Viren wie Adeno-, Influenza- und Respiratorische Synzytial-Viren direkt vor Ort angeboten werden können. Apotheken könnten so einen wichtigen Beitrag zur wohnortnahen Diagnostik leisten, der jedoch nicht unumstritten ist. Kritiker warnen vor einer Überlastung der Apotheken und hinterfragen die Qualität der Diagnostik in einer nicht-klinischen Umgebung.

Ein weiterer Schritt im Bereich Prävention stellt die kürzlich erfolgte Empfehlung der Ständigen Impfkommission für eine gezielte RSV-Impfung für Senioren dar. Mit den neuen proteinbasierten Impfstoffen Arexvy® und Abrysvo® sollen besonders gefährdete Gruppen wie Personen ab 75 Jahren und Menschen mit schweren Vorerkrankungen geschützt werden. Dies könnte die Hospitalisierungsrate bei älteren Menschen und Pflegeheimbewohnern reduzieren und eine Entlastung des Gesundheitssystems bewirken.

Eine aktuelle Analyse der ADAPTABLE-Studie beleuchtet die Wirksamkeit von Acetylsalicylsäure (ASS) zur Prävention atherosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zeigt, dass die Behandlung unabhängig vom Geschlecht wirksam ist. ASCVD ist eine der Hauptursachen für weltweite Morbidität und Mortalität, und präventive Maßnahmen sind besonders für Risikopatienten von Bedeutung.

Im Bereich der Antibiotikaforschung hat das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung einen Durchbruch erzielt. Ein Team konnte Colistin, das meist als letztes Mittel bei multiresistenten Krankenhausinfektionen eingesetzt wird, gezielt am Infektionsort aktivieren und so die potenziell nierenschädigenden Nebenwirkungen verringern. Dies könnte eine neue Ära in der Behandlung multiresistenter Infektionen einleiten und das Risiko von Nebenwirkungen signifikant reduzieren.

Mit dem Ende Oktober eintretenden „Tag der Überlastung im Gesundheitswesen“ weist die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) erneut auf die gravierenden Finanzierungslücken in der gesetzlichen Krankenversicherung hin. Dieser Tag markiert den Zeitpunkt, an dem die Beitragseinnahmen der GKV nicht mehr ausreichen, um die laufenden Kosten zu decken. Die Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verschärft und verdeutlicht die Dringlichkeit von Reformen zur nachhaltigen Finanzierung der Gesundheitsversorgung.

Im Zuge der Diskussionen um die Schuldenbremse warnt die AOK vor negativen Auswirkungen auf das Sozialversicherungssystem. Laut Carola Reimann von der AOK könnten die Sparmaßnahmen zu einem Investitionsstau in der Krankenhausinfrastruktur führen und die Belastungen auf die GKV verschieben, was wiederum die Beitragszahler stark belastet. Notwendige staatliche Investitionen bleiben aus, was zu einem langfristigen Schaden im öffentlichen Gesundheitssystem führen könnte.

Nach einem juristischen Erfolg des Unternehmens Windstar Medical zur rechtlichen Einstufung der MicroSilver-Creme wird die Diskussion um Kosmetikprodukte als Arzneimittel wieder angefacht. Das Verwaltungsgericht Köln entschied, dass die Creme als Kosmetikum eingestuft wird, da sie lediglich Pflegezwecken dient und keine medizinischen Heilversprechen enthält. Das Urteil stellt einen wichtigen Schritt in der Klärung der Abgrenzung zwischen Kosmetik und Arzneimittel dar und schützt das Produkt vor zusätzlichen gesetzlichen Anforderungen.

Schließlich zeigt die jüngste Krise bei Volkswagen wertvolle Parallelen zur Situation vieler Apotheken auf. Jahrzehntelange Management-Fehler und eine verpasste Marktanpassung haben beim Automobilhersteller zu Standortschließungen und Entlassungen geführt. Auch Apotheken kämpfen mit strukturellen Herausforderungen und sehen sich immer häufiger gezwungen, neue Wege zur Sicherung ihrer Existenz zu finden. Der Wandel in der Apothekenlandschaft könnte einen ebenso radikalen Umbruch erfordern wie der in der Automobilbranche.


Kommentar:

Die vorgestellten Themen verdeutlichen einmal mehr die vielseitigen Herausforderungen und den Innovationsdruck, mit dem das deutsche Gesundheitssystem konfrontiert ist. Während Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3 zunehmend in den Fokus der Präventionsstrategien rücken, zeigt die Cannabis-Studie auf, wie problematisch unregulierte Produkte für die Verbrauchergesundheit sein können. Die Entwicklungen rund um Apotheken als potenzielle Diagnosezentren sind ein weiterer Hinweis auf die Suche nach wohnortnahen Gesundheitslösungen – ein Schritt, der jedoch nicht ohne sorgfältige Abwägung der Qualitäts- und Kapazitätsfragen geschehen darf.

Der Ausbau der Präventionsstrategien durch neue Impfempfehlungen, wie bei RSV, könnte einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Gesundheitswesens leisten. Zugleich unterstreichen die Studien zu ASS und die Fortschritte in der Antibiotikaforschung die Bedeutung von evidenzbasierter und gezielter Forschung, um die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu verbessern. Die alarmierenden Signale der gesetzlichen Krankenversicherung, die bereits im Oktober keine Mittel mehr für die reguläre Versorgung aufbringen kann, verdeutlichen jedoch, dass die Finanzierungsstrukturen dringend neu gedacht werden müssen.

Das Urteil zur Einstufung der MicroSilver-Creme mag im Detail spezifisch sein, weist jedoch auf ein tieferes Problem hin: die zunehmende Regulierungsdichte, die sich auf Hersteller und Gesundheitsanbieter gleichermaßen auswirkt. Die Krise bei Volkswagen, deren Ursachen in langjährigen Management-Fehlern liegen, gibt zudem Anlass zur Selbstreflexion für alle Branchen. Gerade Apotheken stehen vor ähnlichen Anpassungserfordernissen, um angesichts wachsender Konkurrenz und regulatorischer Hürden ihre Position im Gesundheitsmarkt zu behaupten.

Insgesamt zeigt sich, dass innovative Lösungen und eine ganzheitliche Reformbereitschaft nötig sind, um sowohl Versorgungs- als auch Finanzierungsfragen langfristig zu klären. Die richtige Balance zwischen Fortschritt und Qualitätssicherung wird darüber entscheiden, ob das Gesundheitssystem den Herausforderungen der kommenden Jahre gewachsen ist.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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