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SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse |
Eine umfassende Analyse zahlreicher Studien hat gezeigt, dass Alkoholkonsum, selbst in moderaten Mengen, keine gesundheitlichen Vorteile bietet. Die Untersuchung, die von einer Forschungsgruppe um Dr. Tim Stockwell von der Universität Victoria in Kanada durchgeführt und im „Journal of Studies on Alcohol and Drugs“ veröffentlicht wurde, räumt mit den bisherigen Annahmen auf, dass moderater Alkoholkonsum gesundheitsfördernd sei.
Frühere Studien hatten häufig darauf hingewiesen, dass Menschen, die wenig Alkohol trinken, weniger anfällig für bestimmte Krankheiten seien als Abstinenzler. Diese Ergebnisse waren jedoch oft durch unzureichend definierte Gruppen von Abstinenzlern oder durch die Einbeziehung älterer Teilnehmer beeinflusst. Die aktuelle Untersuchung analysierte 107 Langzeitstudien mit über 4,8 Millionen Teilnehmern und mehr als 420.000 Todesfällen. Ein zentrales Kriterium für die Qualität der Studien war die Messung des Alkoholkonsums über einen Zeitraum von mehr als 30 Tagen. Dabei zeigte sich, dass bei qualitativ hochwertigen Studien das Sterberisiko bei moderatem Alkoholkonsum dem von Abstinenzlern entsprach.
Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Forscher der Altersstruktur der Studienteilnehmer. Bei Kohorten mit einem Medianalter zwischen 56 und 78 Jahren war das Sterberisiko für moderate Alkoholtrinker um 14 Prozent geringer als für Abstinenzler. Wenn das Medianalter jedoch unter 55 Jahren lag und die Teilnehmer bis mindestens 56 Jahren weiter beobachtet wurden, glichen sich die Sterberisiken nahezu an.
Entscheidend war auch die Definition von Abstinenz. Nur Studien, die ehemalige und gelegentliche Trinker rigoros von den Abstinenzlern ausschlossen, zeigten deutliche Unterschiede. Oft wurden moderate Trinker jedoch mit früheren Konsumenten verglichen, die aus gesundheitlichen Gründen mit dem Trinken aufgehört hatten, was die verbleibenden Trinker gesünder erscheinen ließ.
Die Forscher führen die vermeintlichen Gesundheitsvorteile von moderatem Alkoholkonsum auf Verzerrungen und Mängel im Studiendesign zurück. Hochwertige Studien zeigen keinen gesundheitlichen Vorteil für moderaten Konsum. Dr. Stockwell betont, dass keine große Gesundheitsorganisation jemals eine risikofreie Menge an Alkoholkonsum festgelegt habe: „Es gibt einfach keine absolut sichere Menge an Alkohol.“
Die jüngste Analyse zu den Auswirkungen von Alkoholkonsum ist ein Weckruf für alle, die an die vermeintlichen gesundheitlichen Vorteile eines Glases Wein oder Bieres geglaubt haben. Jahrzehntelang wurde uns erzählt, dass moderate Mengen Alkohol das Herz schützen und das Leben verlängern könnten. Doch diese neue Untersuchung räumt gründlich mit diesem Mythos auf.
Es ist beunruhigend zu erkennen, wie tief verwurzelt und akzeptiert die Vorstellung von „gesundem Trinken“ in unserer Gesellschaft ist, trotz mangelnder wissenschaftlicher Grundlage. Die Ergebnisse von Dr. Stockwell und seinem Team zeigen deutlich, dass selbst moderate Mengen Alkohol keine gesundheitlichen Vorteile bieten und die früheren Annahmen auf methodischen Fehlern und Verzerrungen beruhten.
Diese Erkenntnisse sollten uns dazu bringen, unsere Einstellung zum Alkoholkonsum grundlegend zu überdenken. Anstatt Alkohol als harmloses oder gar nützliches Genussmittel zu betrachten, sollten wir uns der Risiken bewusst sein, die mit jedem Schluck verbunden sind. Es ist an der Zeit, dass auch Gesundheitspolitiker und Mediziner diese neuen Erkenntnisse ernst nehmen und klare, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen aussprechen.
Die Botschaft ist klar: Es gibt keine sichere Menge an Alkohol. Für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sollten wir den Alkoholkonsum so weit wie möglich einschränken oder ganz darauf verzichten. Der Preis für vermeintlichen Genuss ist schlichtweg zu hoch.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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