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Steuer & Recht |
Im Jahr 2022 verzeichnete der deutsche Mittelstand einen Rekordhoch in den Auslandsumsätzen, wie aus dem neuen KfW-Internationalisierungsbericht von KfW-Research hervorgeht. Trotz der Herausforderungen, denen sich Unternehmen infolge der globalen Krise gegenübersahen, erwies sich das Auslandsgeschäft als robuste Stütze. Die international aktiven Mittelständler erzielten durchschnittlich etwa 27 % ihres Umsatzes im Ausland, wobei der gesamte Auslandsumsatz im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 14 % auf 701 Mrd. Euro stieg. Bereinigt um die hohe Inflation ergibt sich dennoch ein beeindruckender Zuwachs von 8 %.
Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der im Ausland aktiven Unternehmen um 89.000 auf insgesamt 879.000, was darauf hindeutet, dass fast jedes vierte kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland Umsätze im Ausland erzielte – der höchste Wert seit 13 Jahren. Europa bleibt der wichtigste Absatzmarkt für den Mittelstand, während das außereuropäische Geschäft mit einem Zuwachs von 16 % im Jahr 2022 als Zugpferd fungierte.
Interessanterweise investierten nur wenige Mittelständler direkt im Ausland, wobei lediglich 1,7 % aller Unternehmen zwischen 2019 und 2022 diese Schwelle überschritten. China verlor im Vergleich zu den Vorjahren an Attraktivität als Ziel mittelständischer Auslandsinvestitionen, während die USA an Beliebtheit gewannen.
Die Erschließung neuer Absatzmärkte erwies sich als das wichtigste Motiv für Auslandsinvestitionen, gefolgt von der Verringerung der Steuerlast und einer geringeren Regulierung im Ausland.
Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, kommentierte die Entwicklung positiv, wies jedoch darauf hin, dass die vollen Auswirkungen der Zinswende erst später spürbar werden. Sie betonte die zunehmende Zuversicht bei deutschen Unternehmen im Jahr 2024, insbesondere im Mittelstand, und prognostizierte eine Wiederbelebung der Exportaktivitäten. Die erwarteten Leitzinssenkungen im Jahresverlauf sollen der Auslandsnachfrage neuen Schwung verleihen und den Außenhandel stimulieren, was auch dem Mittelstand zugutekommen wird.
Die aktuellen Zahlen der KfW verdeutlichen eindrucksvoll die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des deutschen Mittelstands in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen. Trotz globaler Herausforderungen wie der Corona-Pandemie und einer sich verändernden geopolitischen Landschaft haben es viele Unternehmen geschafft, ihre Auslandsumsätze zu steigern und neue Märkte zu erschließen.
Die geringe Neigung zum Direktinvestieren im Ausland mag auf den ersten Blick überraschend wirken, doch sie könnte auch als Indikator für die Vorsicht und die Risikoaversion vieler Mittelständler interpretiert werden. Es ist wichtig, dass Unternehmen sich bewusst sind, dass direkte Investitionen im Ausland nicht ohne Risiken sind und eine gründliche Analyse und Planung erfordern.
Die zunehmende Attraktivität der USA als Ziel für Auslandsinvestitionen könnte auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen sein, darunter eine stabile Wirtschaft, ein verlässliches Rechtssystem und steuerliche Anreize. Unternehmen sollten jedoch auch die langfristigen Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen und Handelskonflikte im Auge behalten.
Dr. Köhler-Geibs optimistische Prognose für das Jahr 2024 ist ermutigend, aber es ist wichtig, dass Unternehmen weiterhin flexibel bleiben und sich auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereiten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierung, Wirtschaft und anderen Akteuren wird entscheidend sein, um das volle Potenzial des deutschen Mittelstands auszuschöpfen und die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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