• 16.11.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute sind Homeoffice-Mythen und Präsenzdruck, explodierende GKV-Lasten, neue Therapien und Altersrisiken

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute sind Homeoffice-Mythen und Präsenzdruck, explodierende GKV-Lasten, neue Therapien und Altersrisiken

 

Die Themen des Tages verbinden Streit um flexible Arbeit, wachsenden Finanzdruck der Kassen, neue Autoimmuntherapien und die stille Gefahr von Mangelernährung im Alter.

Stand: Sonntag, 16. November 2025, um 18:00 Uhr

Apotheken-News: Bericht von heute

Homeoffice gilt in vielen Branchen als Sinnbild neuer Freiheit, in Gesundheitsbetrieben mit kleinem Personalstamm stößt das Modell jedoch rasch an Grenzen, wenn Präsenz für Öffnungszeiten, Notdienste und direkte Beratung unverzichtbar bleibt. Parallel dazu arbeitet sich die gesetzliche Krankenversicherung an einer Ausgabendynamik ab, bei der die Kosten pro Versichertem im laufenden und kommenden Jahr deutlich stärker steigen als die Einnahmen, sodass Zusatzbeiträge von im Mittel mehr als drei Prozent und Defizite im zweistelligen Milliardenbereich realistisch erscheinen. Medizinische Innovationen wie der CD3-Antikörper Teplizumab zeigen, dass sich der Übergang von einem Prädiabetes-Stadium zum manifesten Typ-1-Diabetes statistisch um Jahre hinauszögern lässt, wenn Familien früh erkannt, aufgeklärt und in spezialisierte Behandlung überführt werden. Zugleich mahnen Geriater, dass schon ein langsamer Gewichtsverlust von einem Kilogramm pro Jahr im hohen Alter ein ernstes Warnsignal für Mangelernährung, Muskelschwund und drohende Pflegebedürftigkeit ist. Wer Verantwortung in diesem Gefüge trägt, muss Arbeitsmodelle so organisieren, dass Homeoffice dort möglich wird, wo es Abläufe sinnvoll ergänzt, ohne die Präsenzversorgung auszuhöhlen, die Auswirkungen steigender Zusatzbeiträge auf die eigene Kundschaft und Vergütung im Blick behalten, neue Therapien und ihre Risiken in Beratung und Netzwerke einbinden und beim Thema Ernährung im Alter frühzeitig für mehr Aufmerksamkeit sorgen.

 

Home-Office-Mythen in Betrieben, Präsenzarbeit in Apotheken, Führung zwischen Freiheit und Verantwortung

In vielen Branchen gilt Homeoffice inzwischen als selbstverständlicher Bestandteil moderner Arbeitskultur, auch wenn der Alltag ein deutlich ambivalenteres Bild zeigt. Während in Deutschland seit 2022 relativ stabil etwa ein Viertel der Beschäftigten zumindest zeitweise von zu Hause arbeitet, bleibt der Präsenzanteil in Gesundheitsberufen strukturell hoch, weil Beratung, Medikationssicherheit und unmittelbare Versorgung sich nicht einfach in Videokonferenzen verlagern lassen. Zugleich ist die Erzählung von der „gewonnenen Freiheit“ oft nur die eine Seite der Medaille: Studien zeigen, dass bis zu 56 Prozent der Jobs zwar potenziell homeofficefähig wären, die tatsächliche Nutzung aber deutlich niedriger liegt und stark von Branche, Betriebsgröße und Führungskultur abhängt. Für Apothekenbetreiber entsteht daraus ein Spannungsfeld, in dem sie zwar mit gesellschaftlichen Erwartungen an flexible Arbeitsmodelle konfrontiert sind, aber gleichzeitig die physische Präsenz im Team absichern müssen, damit Öffnungszeiten, Notdienste und Versorgungsaufträge verlässlich eingehalten werden.

Der von Prof. Ingo Hamm beschriebene Blick auf unterschiedliche Motivationstypen im Homeoffice verdeutlicht, wie heterogen die Interessenlagen hinter dem Wunsch nach Distanzarbeit sind. Er unterscheidet fünf Gruppen mit sehr verschiedenen Motiven – von hoch belasteten „Jongleuren“ mit Betreuungsaufgaben bis hin zu Menschen, die sich aus toxischen Arbeitskontexten zurückziehen möchten. Übertragen auf Apotheken wird deutlich, dass nicht jede Forderung nach Homeoffice automatisch Ausdruck von Bequemlichkeit ist, aber auch nicht jeder Wunsch mit der Verantwortung im unmittelbaren Kundenkontakt vereinbar bleibt. Mitarbeitende in der Warenwirtschaft oder Verwaltung können bestimmte Aufgaben, etwa Rezeptabrechnungs-Vorbereitung, QM-Dokumentation oder Social-Media-Aktivitäten, an einzelnen Tagen von zu Hause erledigen, während pharmazeutische Kernaufgaben fast vollständig an die Offizin gebunden sind. Entscheidend ist, dass Apothekeninhaber verstehen, welche Motive ihre Mitarbeitenden antreiben, und prüfen, ob sich daraus tragfähige, funktionierende Modelle ableiten lassen, statt Homeoffice pauschal als Belohnung oder Misstrauenssignal zu framen.

Gleichzeitig wächst mit jedem zusätzlichen Homeoffice-Tag die Komplexität in Organisation und Führung, insbesondere in kleinen Teams mit häufig weniger als 15 Beschäftigten. Schichtpläne, Notdienstorganisation, Intervision im Team und das situative Einspringen bei hohem Publikumsaufkommen funktionieren nur dann, wenn Präsenz und Erreichbarkeit belastbar geregelt sind. Wird Homeoffice unscharf eingeführt – etwa mit Formulierungen wie „mach das mal von zu Hause, wenn es sich ausgeht“ –, entstehen schnell Lücken im HV-Bereich, Überlastung der präsenten Kolleginnen und Kollegen und diffuse Konflikte über vermeintliche Bevorzugung einzelner Mitarbeitender. Für Apothekenbetreiber stellt sich daher weniger die Frage, ob Homeoffice moderne Führung auszeichnet, sondern unter welchen Bedingungen ein begrenzter Anteil an Remote-Tätigkeiten die Funktionsfähigkeit der Präsenzarbeit nicht gefährdet. Transparente Kriterien, eine klare Zuordnung von Aufgabenblöcken und verlässliche Vertretungsregeln sind hier wichtiger als symbolische Debatten über Fortschritt oder Rückschritt.

Hinzu kommt eine oft unterschätzte rechtliche und versicherungsrechtliche Dimension, die über reine Arbeitsorganisation hinausreicht. Sobald Mitarbeitende regelmäßig im Homeoffice arbeiten, stellen sich Fragen nach Arbeitszeiterfassung, Arbeitsschutz im häuslichen Umfeld, Wegeunfällen und der Absicherung von Arbeitsmitteln wie mobilen Endgeräten oder Dokumenten mit sensiblen Gesundheitsdaten. In Apotheken, die an mehreren Tagen pro Woche mit wenigen Personen pro Schicht arbeiten und häufig auf minimale Personalreserven angewiesen sind, können bereits einzelne Ausfälle im Homeoffice – etwa durch technische Störungen oder fehlende sichere Verbindungen – zu spürbaren Störungen im Ablauf führen. Apothekenbetreiber sind deshalb gut beraten, Homeoffice-Regelungen nicht als informelle Nebenabrede zu behandeln, sondern vertraglich und organisatorisch so zu fassen, dass Zuständigkeiten, Haftungsgrenzen und Datenschutzanforderungen eindeutig geklärt sind. Wo Daten zu Rezepten, Medikationsanalysen oder sensiblen Kundengesprächen ins Spiel kommen, müssen Übertragungswege, Speicherorte und Zugriffsrechte so gestaltet werden, dass kein unnötiges Zusatzrisiko entsteht.

Strategisch stellt sich schließlich die Frage, wie viel kultureller Kern einer Präsenzorganisation sich mit hybriden Arbeitsformen verträgt, ohne dass gemeinsame Identität und Lernprozesse ausdünnen. Ein Teil der Attraktivität von Apotheken als Arbeitgeber entsteht aus unmittelbarer Teamnähe, spontaner kollegialer Rücksprache am HV-Tisch und gemeinsam erlebten Alltagssituationen mit Stammkundschaft – Faktoren, die sich nur begrenzt in digitale Settings übertragen lassen. Gleichzeitig werden flexible Elemente zunehmend zum Wettbewerbsfaktor auf einem Arbeitsmarkt, in dem jüngere Fachkräfte hybride Modelle als Standard ansehen und sich zwischen Branchen bewegen können. Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, in langfristigen Personalstrategien abzuwägen, ob beispielsweise ein Homeoffice-Tag pro Woche für definierte Funktionsbereiche die Bindung qualifizierter Mitarbeitender stärkt, ohne die Präsenzversorgung zu schwächen. In Betrieben, die diese Gratwanderung bewusst gestalten, entsteht eine Haltung, die weder in die Schwarz-Weiß-Logik „Homeoffice ja oder nein“ verfällt noch Freiheitsversprechen verkauft, die im realen Schichtbetrieb nie eingelöst werden können.

 

Zukunft der GKV-Finanzen, Ausgabendruck im Gesundheitswesen, Strukturreformen als Stabilitätsfaktor

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung hat sich im Jahr 2025 deutlich verschärft und macht die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben sichtbarer als je zuvor. Während die amtliche Prognose von 2,9 Prozent Zusatzbeitrag Stabilität suggeriert, zeigen die aktualisierten Berechnungen des Dienstleisters Bitmarck, dass die Realität bereits darüber hinausgewachsen ist: Mit 3,1 Prozent kalkuliert die Analyse einen Wert, der aus dem Zusammenspiel von steigenden Leistungsausgaben, unzureichenden Zuweisungen und strukturellen Fehlanreizen resultiert. Besonders auffällig ist, dass die Ausgaben pro Versicherten 2025 um 7,7 Prozent und 2026 um weitere 6,3 Prozent steigen, während die Einnahmen mit rund 5 Prozent nur langsam hinterherwachsen – ein Missverhältnis, das die Schere im Gesundheitsfonds Jahr für Jahr weiter öffnet. Für Apotheken und ihre Träger bedeutet dies, dass wirtschaftliche Druckpunkte – etwa über neue Sparmaßnahmen, verzögerte Vergütungsanpassungen oder verlängerte Zahlungswege – in den kommenden Jahren wahrscheinlicher werden.

Die Dynamik der Defizite verweist zugleich auf ein tiefer liegendes strukturelles Problem: Rund die Hälfte der Krankenkassen erfüllt die gesetzlich vorgeschriebenen Rücklagen nicht mehr, obwohl die Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben bewusst niedrig angesetzt ist. Dass Kassen bereits 2025 einen Zusatzbeitrag von mindestens 3 Prozent brauchten, um überhaupt kostendeckend zu arbeiten, zeigt die Entkopplung zwischen medizinischem Fortschritt, Versorgungsrealität und Finanzierungsarchitektur. Politisch brisant bleibt die Diskussion um versicherungsfremde Leistungen, deren Finanzierung über Steuermittel nicht nur als faire Systemkorrektur, sondern auch als notwendige Stabilisierung des Gesamtmodells angesehen wird. GKV-Spitzenverbände, ärztliche Körperschaften und zahlreiche Ökonomen betonen, dass Leistungen für Bürgergeldempfangende und weitere gesamtgesellschaftliche Aufgaben nicht dauerhaft über Beiträge erwirtschaftet werden können, ohne die solidarische Architektur des Systems zu beschädigen.

Für Apothekenbetreiber sind diese Entwicklungen letztlich mehr als Zahlen und Trendlinien, denn sie beeinflussen die Spielräume der eigenen Betriebe: Jede Erhöhung des Zusatzbeitrags verändert das Preis- und Beitragsgefüge ihrer Kundschaft spürbar, die Sensibilität gegenüber Zuzahlungen, Mehrkosten und Beratungsaufwand steigt. Gleichzeitig wächst der politische Druck, Effizienzreserven im System zu heben, was häufig in Form neuer Dokumentationspflichten, aktualisierter Abgabevorgaben oder zusätzlicher Wirtschaftlichkeitsprüfungen in den Apotheken ankommt. Auch Forderungen nach einer „sauberen Abgrenzung“ staatlicher Daseinsvorsorge könnten langfristig zu einer Neujustierung des Leistungsrahmens führen, deren Auswirkungen auf die Apothekenvergütung noch nicht absehbar sind. Wer diese makroökonomischen Signale früh wahrnimmt, kann Personal-, Investitions- und Digitalisierungsentscheidungen realistischer planen und die eigene Position zwischen wirtschaftlichem Überleben und verlässlicher Versorgung neu austarieren.

 

Prädiabetes als Wendepunkt, Immuntherapie als Zeitgewinn, Frühdiagnostik als Familienaufgabe

Die bevorstehende Zulassung von Teplizumab als erster immunmodulatorischer Therapie für Menschen im Stadium 2 eines Typ-1-Diabetes markiert einen Einschnitt, der weit über eine weitere Arzneimittelinnovation hinausgeht. Wenn sich der Übergang von Stadium 2 zu Stadium 3 im Mittel von 25 auf 50 Monate hinausschieben lässt, wie die TN-10-Studie mit 76 Teilnehmenden zeigt, verschiebt sich für viele Betroffene ein ganzes Lebenskapitel. Aus einem abrupt eintretenden Manifestwerden mit Polyurie, Polydipsie und Gewichtsverlust wird eine planbare Phase von rund vier Jahren, in der Familien, Schulen und Behandler Strukturen für den künftigen Alltag mit Insulintherapie aufbauen können. Zugleich wird sichtbar, wie wichtig der Zugang zu Screening-Programmen ist, die Autoantikörper und Glucosetoleranz früh erkennen – denn ohne Diagnostik gibt es keine Prädiabetes-Stadien, in denen überhaupt interveniert werden kann. Die politische und gesundheitsökonomische Debatte wird sich daran entzünden, ob und wie solche Programme flächendeckend ausgebaut werden, da sie zunächst Kosten verursachen, langfristig aber schwere Entgleisungen und Klinikaufenthalte verhindern könnten.

Immunologisch eröffnet Teplizumab eine neue Ebene der Diskussion, weil nicht mehr nur Symptome und Stoffwechselwerte reguliert, sondern gezielt in T-Zell-Mechanismen eingegriffen wird. Der Antikörper bindet an das CD3-Protein des T-Zell-Rezeptors, was autoreaktive T-Lymphozyten dämpfen und regulatorische Zellen stärken soll, ohne das Immunsystem vollständig zu unterdrücken. Die Behandlung über 14 aufeinanderfolgende Tage mit täglichen Infusionen ist aufwendig, aber zeitlich begrenzt, und erfordert eine hoch strukturierte ambulante oder stationäre Umgebung. In der Folge verschiebt sich das Risiko-Profil: Statt eines einmaligen, klar abgrenzbaren Manifestationszeitpunkts entsteht eine Phase, in der Betroffene formal „noch nicht krank“ sind, aber intensive medizinische Prozeduren durchlaufen. Diese Zwischenposition wirft ethische Fragen auf, etwa wie viel Belastung einem achtjährigen Kind zugemutet werden darf, um einen Ausbruch um durchschnittlich zwei Jahre zu verzögern. Für Behandler wird es entscheidend sein, Nutzen und Risiken nicht nur statistisch, sondern biografisch zu bewerten – im Wissen darum, dass Studiendurchschnittswerte nicht jede individuelle Lebenssituation abbilden.

Die Nebenwirkungsprofile unterstreichen, dass Prävention mit Teplizumab kein harmloses Zusatzangebot ist, sondern ein ernsthafter immunologischer Eingriff. Verringerten Lymphozyten-, Leukozyten- und Neutrophilenzahlen stehen Risiken wie metabolische Azidosen und Zytokinfreisetzungssyndrome gegenüber, die bei zwei Prozent der Behandelten schwerwiegende Verläufe mit Fieber, Erbrechen und Kreislaufproblemen auslösen können. Diese Komplikationen erfordern Einrichtungen, die rasch reagieren, Laborparameter eng überwachen und notfalls stationäre Ressourcen aktivieren können. Sobald die Therapie breit zugelassen ist, wird der Druck steigen, klar zu definieren, welche Zentren die Behandlung durchführen dürfen und welche Qualitätsanforderungen an Teams, Infrastruktur und Nachsorge gestellt werden. Für Patientinnen, Patienten und Angehörige entsteht zugleich der Bedarf an verlässlicher Information jenseits von Hoffnungs- oder Angstnarrativen, damit sie verstehen, was eine durchschnittliche Verzögerung um 25 Monate in ihrer konkreten Lebensplanung bedeutet. Die Herausforderung liegt darin, das Gespräch nicht auf eine Zahlenfrage zu reduzieren, sondern die Tragweite der Entscheidung transparent zu machen.

Gesundheitspolitisch berührt die Einführung von Teplizumab grundlegende Fragen nach der Prioritätensetzung in der solidarischen Finanzierung. Eine hochspezialisierte, immunmodulatorische Therapie für eine vergleichsweise kleine Gruppe im Stadium 2 eines Typ-1-Diabetes konkurriert mit knappen Mitteln, die gleichzeitig für flächendeckende Versorgung, Pflege, Prävention anderer Volkskrankheiten und digitale Infrastruktur benötigt werden. Wenn nur ein Teil der infrage kommenden Familien erreicht wird – etwa weil Aufklärung, Screening und Zuweisung an spezialisierte Zentren regional ungleich verteilt sind –, drohen Gerechtigkeitsprobleme: Kinder aus informierten, ressourcenstarken Haushalten erhalten die Chance auf eine um Jahre verzögerte Manifestation, während andere weiter erst im Notfall diagnostiziert werden. Damit rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie fair der Zugang zu Autoantikörper-Screenings organisiert ist und ob die Kostenträger bereit sind, diese Untersuchungen breit zu finanzieren. Zugleich muss die Langzeitbeobachtung klären, ob die Verzögerung des Erkrankungsbeginns später zu milderen Verläufen, weniger Komplikationen und geringeren Gesamtaufwendungen führt oder ob sich die Kosten lediglich zeitlich verschieben.

Für Familien bedeutet die Perspektive einer verschobenen Manifestation eine Mischung aus Erleichterung, Unsicherheit und zusätzlicher Verantwortung. Wer weiß, dass ein Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb von vier bis fünf Jahren einen Typ-1-Diabetes entwickeln wird, erlebt eine Phase, in der nichts mehr so ist wie vorher, obwohl formal noch keine manifeste Erkrankung vorliegt. Entscheidungen über Schule, Freizeitgestaltung oder Urlaube werden unter dem Vorzeichen eines „noch nicht, aber bald“ getroffen; gleichzeitig eröffnet die gewonnene Zeit Spielräume für Schulungen, psychologische Begleitung und behutsame Gewöhnung an Selbstmessung, Ernährungsanpassungen und Notfallmanagement. In dieser Phase kommt es darauf an, Überwachung nicht in permanente Alarmstimmung kippen zu lassen. Regelmäßige Kontrollen, strukturierte Beratung und klar vereinbarte Kontaktwege können helfen, Sicherheit zu vermitteln, ohne das gesamte Familienleben um Laborwerte und Prognosekurven kreisen zu lassen.

Schließlich wird die Rolle der ersten Ansprechstellen im Gesundheitswesen neu zu definieren sein, denn sie sind es, die die Brücke zwischen wissenschaftlichen Innovationen und dem gelebten Alltag schlagen. Kinder- und Hausärztinnen, diabetologische Zentren, Ernährungsberatung und psychosoziale Dienste werden gemeinsam entscheiden müssen, wie sie Familien durch die diagnostischen Stufen bis hin zu einer möglichen Teplizumab-Therapie begleiten. Dabei geht es nicht nur um Aufklärung über Autoantikörper, Infusionsschemata oder Nebenwirkungen, sondern auch um die Frage, wie Kinder altersgerecht beteiligt und nicht nur als passive Empfänger medizinischer Maßnahmen behandelt werden. Ein vorausschauendes Netzwerk, in dem Informationen, Nachsorge und Krisenintervention klar geregelt sind, kann verhindern, dass die gewonnene Zeit in einem Klima ständiger Sorge verbraucht wird. Wenn es gelingt, die Verzögerung der Erkrankung mit einem Zugewinn an Selbstwirksamkeit, Bildung und sozialer Unterstützung zu verbinden, wird aus einer immunologischen Option ein breiteres Konzept von Vorsorge, das den betroffenen Familien mehr schenkt als nur zusätzliche Monate bis zur Diagnose.

 

Alternde Körper als Warnsignal, stille Mangelernährung als Risiko, Gewichtskontrolle als Schutzfaktor

Unbeabsichtigter Gewichtsverlust im höheren Lebensalter ist mehr als eine optische Randbemerkung; er signalisiert oft, dass Reserven schwinden und Funktionsverluste drohen. Wenn ein geriatrischer Experte darauf hinweist, dass ein 85-jähriger Patient mit Pneumonie in nur drei Tagen bis zu 1 Kilogramm Muskelmasse verlieren kann, wird die Dramatik deutlich: Hier geht es nicht um Diät, sondern um den Verlust von Autonomie. Sarkopenie – der progrediente Abbau von Muskelmasse und -kraft – erhöht das Risiko für Stürze, Frakturen und Pflegebedürftigkeit und tritt häufig im Kontext von Mangelernährung auf. Gleichzeitig bleibt die sogenannte sarkopene Adipositas vielfach unentdeckt, weil Fettgewebe einen fortschreitenden Muskelschwund kaschiert, obwohl Mobilität und Belastbarkeit bereits deutlich eingeschränkt sind.

Die Ursachen dieser Fehl- und Mangelernährung sind vielfältig und überschneiden sich häufig: Polypharmazie, akute Infektionen, chronische Herzinsuffizienz oder depressive Erkrankungen können Appetit und Nahrungsaufnahme ebenso dämpfen wie Schluckstörungen, Tremor, Schmerzen oder chronische Obstipation. Hinzu kommen soziale Faktoren wie Vereinsamung, belastende Lebenssituationen oder Altersarmut, die dazu führen, dass Mahlzeiten ausfallen, qualitativ abgleiten oder auf stark einseitige, leicht verfügbare Lebensmittel reduziert werden. Studien mit Hausgemeinschaften und Pflegeeinrichtungen zeigen, dass etwa 4 bis 6 Prozent selbstständig lebender Senioren und im Mittel rund 20 Prozent der Bewohner in stationären Einrichtungen als mangelernährt gelten – mit erheblichen Konsequenzen für Morbidität und Mortalität. Besonders alarmierend ist der Befund, dass schleichender Gewichtsverlust über Jahre hinweg von allen Beteiligten oft lange als „normal im Alter“ fehlgedeutet wird.

Eine systematische, niedrigschwellige Erfassung des Ernährungsstatus ist deshalb ein zentraler Baustein präventiver Geriatrie. Regelmäßige Gewichtskontrollen im ambulanten Bereich – mindestens einmal jährlich, bei Hochrisikopersonen häufiger – können frühe Trends sichtbar machen, bevor der Teufelskreis aus Appetitverlust, Muskelschwäche und Sturzereignissen voll einsetzt. Ergänzend kommen standardisierte Screening-Instrumente zum Einsatz, die Fragen nach Appetit, Essmengen, funktioneller Leistungsfähigkeit und akuten Erkrankungen kombinieren. Entscheidend ist, dass ein auffälliger Befund nicht als abstrakter Score im System versandet, sondern Anlass für eine konkrete Abklärung wird: Liegt eine behandelbare Grunderkrankung vor? Können Medikamente angepasst werden? Sind Hilfsmittel für Kau- und Schluckstörungen notwendig? Welche Rolle spielen Einsamkeit und psychische Belastung?

Therapeutisch zeigt die Datenlage, dass Ernährungstherapie erst in der Kombination mit gezieltem körperlichem Training ihr volles Potenzial entfaltet. Proteinreiche Kost, energiedichte Zwischenmahlzeiten und gegebenenfalls ergänzende Trinknahrungen helfen, das Defizit an Energie und Baustoffen zu verringern, reichen aber ohne Reiz für die Muskulatur nicht aus, um Sarkopenie aufzuhalten. Strukturierte Programme mit Kraft- und Gleichgewichtstraining – angepasst an individuelle Leistungsfähigkeit und Komorbiditäten – können Muskelmasse stabilisieren, Sturzrisiken senken und Krankenhausaufenthalte reduzieren. Auch wenn bislang keine spezifische pharmakologische Therapie gegen Sarkopenie zur Verfügung steht, zeigen Interventionsstudien, dass selbst im hohen Alter relevante funktionelle Zugewinne möglich sind. Der Schlüssel liegt darin, Mangelernährung nicht zu bagatellisieren, sondern frühzeitig als modifizierbaren Risikofaktor zu behandeln, der über Selbstständigkeit, Lebensqualität und Pflegebedarf im letzten Lebensdrittel mitentscheidet.

 

 

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

 

Tagesthemenüberblick: https://aposecur.de/aktuell

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