• 16.11.2025 – Notdienst im Kontrollfieber, Digitalisierung ohne Atempausen, Apothekenteams als Versuchskaninchen

    APOTHEKE | Glosse | Der nächtliche Bereitschaftsdienst mutiert vom Symbol verlässlicher Versorgung zum Spielplatz für Kontrollfantasien: Erreichbarkeitsnachweise, technisc ...

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APOTHEKE | Glosse |

Notdienst im Kontrollfieber, Digitalisierung ohne Atempausen, Apothekenteams als Versuchskaninchen

 

Wie schleichende Überwachung, technische Dauertests und struktureller Druck den nächtlichen Bereitschaftsdienst in ein Labor für Belastungsgrenzen verwandeln.

Stand: Sonntag, 16. November 2025, um 15:20 Uhr

Apotheken-News: Glosse von heute

Der nächtliche Bereitschaftsdienst galt lange als letzter ruhiger Anker im System: ein Licht im Viertel, eine Klingel, ein müder Mensch hinter der Klappe. Inzwischen gleicht er immer häufiger einem Stresstest, der von Technik, Vorgaben und Misstrauen choreografiert wird. Kontrollanrufe, Erreichbarkeitsnachweise und formale Pflichten sind dabei nur die sichtbare Vorderbühne. Dahinter wächst eine Logik, in der Sensoren, Kameras und Prüfmechanismen wichtiger erscheinen als die Frage, wie lange Menschen konzentriert unter Daueranspannung arbeiten können. Wenn sich digitale Infrastruktur und Regelungsfantasie im Notdienst treffen, entsteht ein absurdes Bild: Müdigkeitswarnsysteme, Reaktionstests und dokumentierte Wachheit stehen bereit, während Honorar, Personaldecke und Planbarkeit kaum Luft zum Atmen lassen. Die eigentliche Pointe liegt darin, dass ausgerechnet diejenigen, die den Dienst tragen, immer stärker wie potenzielle Störfaktoren behandelt werden – und trotzdem jede Nacht dafür sorgen, dass die Versorgung funktioniert.

 

Der klassische Notdienst hatte einmal etwas Beruhigendes: ein Licht im Kiez, eine Klingel an der Klappe, ein müder Mensch im Hintergrund, der trotzdem noch weiß, wo der Inhalator steht. Inzwischen sieht man bei der gedanklichen Nachtaufnahme eher etwas zwischen Escape Room, TÜV-Prüfstand und Casting für die nächste Compliance-Kampagne. Wer sich durch Post-Ident-Rituale, Müdigkeitswarnsysteme und flackernde Kontrollanzeigen kämpft, erlebt den Bereitschaftsdienst nicht mehr als verantwortliche Ruheposition, sondern als Parcours überwachter Wachsamkeit. Wenn ein Inhaber in Berlin sieben Kontrollanrufe nicht beantwortet, entsteht offenbar kein Gespräch über Dienstpläne und Erreichbarkeit, sondern ein Reflex: mehr Technik, mehr Kontrolle, mehr Protokoll. Aus einer verpatzten Nacht wird ein Musterfall für die große Frage: Traut das System den eigenen Leistungserbringern noch – oder lieber nur noch Sensoren, Kameras und Captchas.

Die Glosse im Kopf schreibt sich fast von allein: Eine Notdienstklappe, die sich jedes dritte Mal nur öffnen lässt, wenn zuvor ein Rätsel gelöst wurde, passt perfekt in eine Zeit, in der digitale Selbstverteidigung zur zweiten Berufsausbildung geworden ist. „Wählen Sie alle Bilder aus, die Ibuprofen enthalten“ – als ob die eigentliche Herausforderung nicht längst darin bestünde, trotz Engpässen, Rabattverträgen und Lieferumleitungen überhaupt noch eine passende Packung zu finden. Wer da im Sekundenschlaf das falsche Blisterbild antippt, bekommt prompt eine pädagogische Standpauke vom System und muss laut erklären, wach und verkaufsbereit zu sein. Der einzige Trost: Zumindest erkennt die Maschine an, dass es Menschen gibt, die bei Nachtarbeit müde werden. Dass sie den gleichen Menschen aber im Dreißig-Minuten-Takt ins Mikro pusten lässt, wirkt eher wie eine Mischung aus Verkehrskontrolle und Lungenfunktionstest als wie Fürsorge.

Parallel dazu wuchert die Idee, jede Tätigkeit im Bereitschaftsdienst in eine Art gamifizierten Reaktionstest zu verwandeln. „Fang das Lineal“ im Kommissionierautomaten wäre ein hübscher Programmpunkt beim Sommerfest; als Pflichtübung zwischen zwei Notfallpatienten verliert der Spaß schnell an Reiz. Wer kurz nach vier Uhr morgens daneben greift, bekommt nicht etwa eine Kaffeepause, sondern den elektronischen Verdacht auf Schlaf ins Protokoll geschrieben. Die Smartwatch meldet Überforderung, die Wärmebildkamera dokumentiert Wege und Temperatur, das Müdigkeitswarnsystem empfiehlt Erholung – und das alles in einer Schicht, in der das einzige wirkliche Bedürfnis darin besteht, den Dienst sicher und konzentriert zu Ende zu bringen. Die Technik konstatiert damit am Ende nur das Offensichtliche: Nachtarbeit ist anstrengend. Die Frage, wer diese Belastung trägt und wie sie honoriert wird, klärt sich allerdings nicht über Sensoren.

Dabei wirkt der Notdienst längst nicht als einziges Feld, in dem Digitalisierung zur Einbahnstraße geworden ist. Wenn ein Rechtsanwalt nüchtern von Umsatzrückgängen im Rezeptbereich spricht, seit das E-Rezept in den Alltag eingesickert ist, dann ist die romantische Vorstellung einer rein rationalen, effizienten Telematik schnell verflogen. Die neue Infrastruktur lenkt Verordnungen, Datenströme und Bestellwege – nur selten so, dass die wohnortnahe Versorgung davon spürbar profitiert. Wer schon im Tagdienst mit schwindenden Zahlen, Plattformdruck und Preisdiskussionen kämpft, erlebt den Notdienst nicht als ruhigen Gegenpol, sondern als Verlängerung eines Systems, das zwar alles dokumentiert, aber wenig ausgleicht. Da wirkt jede zusätzliche Kontrollschleife wie ein weiterer Hinweis darauf, dass Vertrauen zwar eingefordert, aber kaum zurückgegeben wird.

Die Kehrseite der Digitalisierung zeigt sich auch dort, wo die Infrastruktur eigentlich nur funktionieren müsste. Bei getauschten Karten für Heilberufsausweise und Praxissysteme knirscht es vielfach so laut, dass selbst abgebrühte Menschen im Kundensupport den Glauben an eine beherrschbare Belastung verlieren. Wenn fünfstellige Anrufzahlen in wenigen Stunden abgearbeitet werden sollen, während die Systeme gleichzeitig stillstehen und an anderer Stelle Notdienste auf der Grundlage derselben Technik laufen, dann wird die schöne neue Welt der Vernetzung zur Zumutung. Die Verantwortung bleibt am Ende bei denselben Köpfen hängen, die ohnehin schon zwischen Beratung, Engpassmanagement, Abrechnung, Personalführung und Bereitschaftsdienst pendeln. Dass ausgerechnet diese Menschen dann zusätzlich als potenziell verdächtige Schläfer behandelt werden, die permanent ihre Wachheit beweisen müssen, fügt dem Szenario eine bittere Ironie hinzu.

Die kontrollierte Übermüdung im Bereitschaftsdienst erzählt damit mehr als eine nette Anekdote aus dem Alltag eines überzeichneten Inhabers. Sie beleuchtet eine Grundhaltung, die sich durch viele Ebenen zieht: Misstrauen wird digitalisiert, Verantwortung fragmentiert, Belastung individualisiert. Statt zu fragen, wie Dienstpläne so gestaltet werden können, dass Menschen ausreichend Ruhezeiten haben, wird kontrolliert, ob sie trotz Dauerbelastung noch normgerecht reagieren. Statt die ökonomischen Rahmenbedingungen zu stabilisieren, wird in noch kleinteiligere Prüfmechanismen investiert. Statt Strukturen zu stärken, die Verlässlichkeit erzeugen, werden Schlupflöcher gesucht, über die Verantwortung ausgelagert werden kann – sei es an Plattformen, an andere Sektoren oder an Technik, die nur noch überwacht.

Vielleicht wäre die ehrlichste Reaktion auf diese Gemengelage ein anderer Satz an der Notdienstklappe. Nicht „Ich bin wach und verkaufsbereit“, sondern etwas in der Art von: „Hier arbeitet ein Mensch, der versucht, inmitten widersprüchlicher Signale verlässlich zu bleiben.“ Für diejenigen, die nachts klingeln, ist das oft selbstverständlich; sie kommen, weil sie darauf vertrauen, dass jemand da ist, der hilft. Für diejenigen, die Regler, Systeme und Reformpapiere entwerfen, scheint dieses Vertrauen weniger selbstverständlich zu sein. Die kleine, überspitzte Szene aus dem überüberwachenden Bereitschaftsdienst erinnert daran, dass jeder zusätzliche Kontrollmechanismus am Ende Menschen trifft, die ohnehin schon viel tragen. Und dass es einen Unterschied macht, ob ein System fragt: „Bist du wach?“ – oder ob es erst einmal dafür sorgt, dass niemand gezwungen wird, dauerhaft übermüdet wach zu bleiben.
 

Der nächtliche Notdienst wirkt in dieser Zuspitzung wie ein Brennglas für vieles, was sich im System angesammelt hat: Misstrauen wird digitalisiert, Verantwortung auf Kontrollmechanismen verlagert und Überlastung mit technischen Ritualen überklebt. Ein Inhaber, der sich durch Post-Ident-Schleifen, Captcha-Kontrollen und Reaktionstests kämpfen muss, steht stellvertretend für eine Berufsgruppe, die ihre Präsenz längst umfassend unter Beweis stellt und dennoch immer neue Nachweise liefern soll. Während Sensoren Müdigkeit registrieren, bleiben Fragen nach Personaldecke, Honorierung und realistischen Dienstmodellen offen. In dieser Mischung aus Überzeichnung und Wiedererkennungswert zeigt sich, wie dünn die Linie geworden ist zwischen notwendiger Absicherung und ausufernder Kontrolle – und wie schnell die nächtliche Versorgung von einem Zeichen verlässlicher Hilfe zu einem symbolischen Prüfstand für Vertrauen im Gesundheitswesen werden kann.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Die Vorstellung eines Bereitschaftsdienstes, der mehr von Reaktionstests als von fachlicher Verantwortung geprägt ist, legt eine Grundspannung frei: Ein System, das seine tragenden Köpfe dauerhaft beobachtet, statt sie strukturell zu entlasten, produziert Misstrauen, wo Verlässlichkeit gebraucht wird. Die satirische Überhöhung mit Linealfang, Mikrofonpusten und Smartwatch-Warnungen verweist auf reale Tendenzen, Erreichbarkeit, Dokumentation und Technik über jedes Maß hinaus zu steigern. Zugleich macht das Bild deutlich, wie sehr die Qualität der Nachtversorgung davon abhängt, ob Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen Konzentration, Ruhephasen und professionelle Souveränität möglich bleiben. Wer den Notdienst nur als Kontrollfall betrachtet, übersieht, dass hier Vertrauen zwischen Bevölkerung und Versorgungssystem auf dem Prüfstand steht – und dass jede zusätzliche Hürde am Ende diejenigen trifft, die trotz aller Belastung dafür sorgen, dass mitten in der Nacht jemand die Klappe öffnet.
 

Tagesthemenüberblick: https://aposecur.de/aktuell

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