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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
PHARMAINDUSTRIE
Frankfurt/Main - Sie haben
große Hoffnungen auf Pharma-Kassenschlager, aber oft kein Geld, um teure
Medikamente allein zu entwickeln: die ambitionierten Unternehmen der
deutschen Biotech-Branche. Viele der rund 530 Firmen sind noch
defizitär, doch zunehmend schlagen sich lukrative Partnerschaften mit
finanzstarken Pharmakonzernen positiv in den Bilanzen nieder. Nach
Jahren mit tiefroten Zahlen dürfen Anleger nun vereinzelt auf Gewinne
hoffen.
Die Biotech-Firmen werden erwachsen und werben um attraktive Partner -
dabei kommt es nach Einschätzung von Evotec-Chef Werner Lanthaler nicht
so sehr auf die Größe an: „Was wir brauchen, sind Biotechunternehmen,
die erfolgreich sind." In den vergangenen Jahren habe es vielleicht zu
wenige Innovationen gegeben.
Bei seinem Amtsantritt in Hamburg 2009 hatte sich Lanthaler den Ausbau
der Kooperation mit Pharmafirmen vorgenommen, um die Abhängigkeit von
der riskanten und teuren Entwicklung eigener Medikamente zu reduzieren.
Die Strategie scheint sich auszuzahlen: Dank der Zusammenarbeit mit
Boehringer Ingelheim oder auch Roche könnte Evotec nach Ansicht von
Lanthaler in diesem Jahr erstmals schwarze Zahlen schreiben. Der
ehemalige McKinsey-Mann sieht die Hamburger auf gutem Kurs bei dem Ziel,
„spätestens 2012 nachhaltig profitabel zu werden".
Die 1993 gegründete Firma verfolgt eine ähnliche Strategie wie der
Konkurrent Morphosys, der ebenfalls die weltweit größten Pharmakonzerne
zu seinen Kunden zählt. Morphosys gehört wie das TecDax-Schwergewicht
Qiagen zu den wenigen Biotech-Firmen in Deutschland, die seit längerem
Gewinne erwirtschaften.
Viele große Pharmakonzerne stehen wegen ablaufender Patente vor einer
Zäsur. Auch die Gesundheitsreformen in den USA und Europa drücken auf
die Preise. Vor diesem Hintergrund wurden Forschungsabteilungen
verschlankt und Stellen gestrichen - Abkommen mit Biotech-Firmen sollen
die Medikamentenentwicklung schneller und billiger machen.
Arzneimittel aus deutschen Biotech-Laboren gibt es schon, aber von
Milliardenumsätzen wie bei Biotech-Schwergewichten wie Amgen aus den USA
sind sie noch weit entfernt. Auch Übernahmen sind auf dem deutschen
Biotech-Markt Übernahmen eher selten, internationale Konkurrenten stehen
dagegen auf der Kaufliste der Pharmakonzerne: 18,5 Milliarden US-Dollar
bietet Sanofi-Aventis für Genzyme; Johnson & Johnson will die
niederländische Crucell kaufen. Die wohl spektakulärste Übernahme der
vergangenen Jahre mit Biotech-Beteiligung war die Komplettübernahme des
Branchenpioniers Genentech durch den Schweizer Pharmakonzern Roche für
rund 47 Milliarden Dollar.
In Deutschland hat es in diesem Jahr neben der Ankündigung der Münchener
Wilex, Heidelberg Pharma zu übernehmen, und dem Kauf von Develogen
durch Evotec kaum Bewegung gegeben. Biotech-Manager und Großinvestoren
wie SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp machen sich aber für Zusammenschlüsse
stark.
Auch im Hinblick auf die Finanzierung scheinen sich die Aussichten der
Branche nach dem Krisenjahr 2009 zu verbessern. Im vergangenen Jahr
betrug der Mittelzufluss gerade mal die Hälfte des Wertes von 2005. Nun
flossen von Januar bis September 2010 mehr als 500 Millionen Euro über
Kapitalerhöhungen oder von Wagniskapitalgebern, heißt es beim Verband
Bio Deutschland.
Mehr als die Hälfte des in der deutschen Biotech-Branche investierten
Risikokapitals stammt von dem SAP-Mitbegründer Hopp und den
Hexal-Gründern Andreas und Thomas Strüngmann. Über deren
Investmentgesellschaften sind in den vergangenen Jahren dreistellige
Millionenbeträge in die Biotech-Firmen geflossen.
Biotech-Firmen erforschen, wie sich Gene, Proteine, Viren oder auch
Mikroorganismen für Produktionsverfahren nutzen lassen. Laut dem
Bundesforschungsmninisterium überschritt die Zahl der Beschäftigten 2009
erstmals die Zahl 30.000. Der Umsatz lag demnach bei zwei Milliarden
Euro, die Forschungsausgaben bei einer Milliarde.
dpa/Elke Pfeifer, Freitag, 26. November 2010, 14:03 Uhr
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