Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Stiftung Warentest
hat 50 Apotheken unter die Lupe genommen - darunter auch 23
Versandapotheken. Allerdings schnitten sie im Test deutlich schlechter
ab, als die Vor-Ort-Apotheken. Über die Testergebnisse spreche ich jetzt
im Interview mit Thomas Bellartz, dem Pressesprecher des Deutschen
Apothekerverbands.
Schönen guten Tag Herr Bellartz:
(Hallo)
1. Wie bewerten Sie die Ergebnisse der Stiftung Warentest?
(O-Ton 1): "Zunächst ist das Ergebnis für die Versandapotheken
katastrophal schlecht. Die Vor-Ort-Apotheke schneidet sehr gut ab - auch
im Vergleich zu vorherigen Tests. Die Versandapotheken haben hingegen
extrem schlecht abgeschnitten, noch schlechter als in den vergangenen
Jahren ohnehin schon. Da ist der Gesetzgeber gefordert, hier durch neue
Gesetze Hand anzulegen. Das Pick-up-Verbot muss her. Das heißt, dass das
Pick-up in Drogerien in Zusammenarbeit mit Versandapotheken umgehend
verboten werden muss. Der Verbraucher ist hier sehr schlecht beraten,
und er ist auch schlecht versorgt." (31 Sek.)
2. Überrascht es Sie, dass die Vor-Ort-Apotheken deutlich besser
abgeschnitten haben als die Versandapotheken?
(O-Ton 2): "Es ist auf jeden Fall nicht überraschend, dass die
Vor-Ort-Apotheken besser sind. Die waren schon immer besser. Wir haben
immer gesagt, dass der Versandhandel mit Arzneimitteln keine gute Lösung
ist, kein gutes Angebot ist. Das bewahrheitet sich jetzt leider.
Darüber sind wir gar nicht glücklich, deshalb ist jetzt natürlich auch
eine Reaktion gefordert. Unser Reaktion wird natürlich sein, dass wir
zum Einen versuchen, da, wo wir können vonseiten der Apothekerkammern
die Prüfungen, die Tests zu verschärfen. Auf der anderen Seite sind
natürlich auch die Regierungspräsidien vor Ort - also die
Kontrollinstanzen - nun aufgefordert, sich die Versandapotheken mal
genau anzuschauen. So kann es auf jeden Fall nicht weiter gehen."(35
Sek.)
3. Was genau unterscheidet eine Versandapotheke denn von einer
Vor-Ort-Apotheke - beziehungsweise sind Versandapotheken überhaupt
"richtige" Apotheken?
(O-Ton 3): "Also, bei Versandapotheken muss natürlich grundsätzlich
zwischen den illegalen und den legalen unterschieden werden. Die legalen
Versandapotheken - nur die wurden hier getestet, und da die ganz
großen, also etwa geschätzte 98 Prozent des Marktes der Versandapotheken
wurden in dem Test von Stiftung Warentest abgebildet. Da ist im
Hintergrund in der Regel eine ganz normale Offizin-Apotheke, aber das
Ganze läuft natürlich schon fast industriell ab, und das ist genau das
Problem. In der Vor-Ort-Apotheke arbeiten Menschen, da gibt es den
Augenkontakt, den ganz persönlichen Draht zwischen dem Apotheker und dem
Kunden. Das ist in der Versandapotheke nicht der Fall und deshalb ist
die Qualität auch so dramatisch schlecht." (39 Sek.)
4. Stiftung Warentest hat an den Versandapotheken ja unter anderem
bemängelt, dass sie sich "nur die Rosinen rauspicken" würden - was genau
ist damit gemeint?
(O-Ton 4): "Damit ist gemeint, dass Versandhändler eindeutig bestimmte
Leistungen nicht erbringen - beispielsweise das Anfertigen von
Rezepturen - und wir haben auch das Gefühl, dass beispielsweise nicht so
sehr in pharmazeutisches Fachpersonal investiert wird, wie das in der
Vor-Ort-Apotheke der Fall und auch normal ist. Das sind nur zwei
Beispiele für das "Rosinen-Picken". Natürlich legen es Versandapotheken
darauf an, das schnelle Geschäft zu machen. Das kann nicht das Ziel
sein. Es geht um pharmazeutische Beratung, es geht um Begleitung der
Patienten und Versicherten, und da ist die Vor-Ort-Apotheke anscheinend
die deutlich bessere Wahl." (30 Sek.)
5. Sind die Testergebnisse für Sie als Verband jetzt auch Anlass, etwas
zu verbessern oder zu verändern?
(O-Ton 5): "Also, bei uns ist es immer so: Wir nehmen alle Tests - egal
ob von Medien oder von Stiftung Warentest ernst. Man muss natürlich
sagen, wenn 27 Vor-Ort-Apotheken getestet werden, dann sind das ungefähr
ein Promille der deutschen Apotheken, wo hingegen bei den
Versandapotheken nun fast 100 Prozent des Marktes getestet wurden, und
das Ergebnis dramatisch ist. Also, bei uns ist es schon so, dass wir
nachschauen, was wir tun können. Wir haben von Stiftung Warentest
Hinweise bekommen. Ein Hinweis war, dass wir uns der Versandapotheken
annehmen sollen, was ich sehr bemerkenswert finde. Einen anderen Hinweis
zu mehr Diskretion nehmen wir sehr ernst. Da gibt es schon Maßnahmen,
aber das werden wir sicherlich ausbauen." (34 Sek.)
Herr Bellartz, dann herzlichen Dank für das Interview.
(Tschüss)
Das Hörfunk-Interview finden Sie unter http://www.abda.de in der Rubrik "Presse /
Medienservice / Hörfunkservice".
Kontakt
Thomas Bellartz
Pressesprecher
Tel.: 030 40004-132
Fax: 030 40004-133
E-Mail: pressestelle@abda.aponet.de
http://www.abda.de
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