Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Die Bild-Zeitung erhebt ebenso schwere wie offenbar falsche Vorwürfe gegen Sachsens Apotheker: „Apotheken spionierten Patienten aus", lautet die Schlagzeile der heutigen Regionalausgaben. Pharmazeuten hätten ihre Patienten „bespitzelt" und Käufer bestimmter Medikamente an das Landeskriminalamt (LKA) gemeldet, so die Zeitung weiter.
Spionierende Apotheker? Laut Bild-Zeitung haben Pharmazeuten Patienten ausgespitzelt. Foto: APOTHEKE ADHOC
Der Vorwurf bezieht sich auf eine Ermittlungsaktion des
Landeskriminalamts (LKA) im Kampf gegen die illegale Herstellung von
Suchtdrogen: Im April 2009 hatte die sächsische Landesapothekerkammer
ihre Mitglieder aufgefordert, Anfragen und Bestellungen nicht
therapiegerechter Mengen von Pseudoephedrin-haltigen Produkten an das
LKA zu melden. Die Allergie- und Erkältungsmedikamente werden zur
Herstellung der Droge Crystal benutzt.
„Der Anstoß zur Kooperation mit den Apotheken kam vom
Bundeskriminalamt", zitiert die Bild eine LKA-Sprecherin. Rund 70
Hinweise zu entsprechenden Käufen seien seitdem von Apothekern
eingegangen, bestätigte das LKA mittlerweile. Aufgrund der Meldungen
der Pharmazeuten seien aber keine Ermittlungsverfahren eingeleitet
worden; vielmehr habe es zwischen Januar und November 46
Ermittlungsverfahren gegeben, „welche die Herstellung von
Amphetamin/Methamphetamin und deren Derivaten in Pulver- oder flüssiger
Form zum Ermittlungsgegenstand haben".
Ein Apotheker hatte die Kammer jedoch beim Sächsischen
Datenschutzbeauftragten angezeigt, da er offenbar befürchtete,
patientenbezogene Daten könnten übermittelt werden. Dies hatte die
Kammer in ihrem Schreiben zwar gar nicht verlangt, sie stellte aber
nach der Intervention des Datenschutzbeauftragten ihre Aufforderung
noch einmal richtig: Lediglich Zeitpunkt und Menge sollten übermittelt
werden. Für den Datenschutzbeauftragten sei das Problem damit aus der
Welt, sagte ein Sprecher gegenüber apotheke adhoc.
Nicht so für die Bild-Zeitung: Die Diskretion sei verletzt worden; wer
mehr als zwei Packungen kaufe, sei schon verdächtig. Ob überhaupt
personenbezogene Daten gemeldet wurden, wird nicht erwähnt. Stattdessen
liefert die Bild eine Erklärung, wie die Apotheken an die Daten
gekommen sein könnten - immerhin keine einfache Aufgabe bei der
Selbstmedikation: „Den Namen der Kunden konnten die Apotheker leicht
herausfinden, weil die Mittel meist erst für den Kunden bestellt werden
mussten."
Das zugrunde liegende Problem des kleinen Grenzverkehrs erwähnt die
Zeitung nicht: Seit einem Jahr gelten in Tschechien besondere
Bestimmungen für die Abgabe pseudoephedrinhaltiger Arzneimittel.
Seitdem bevorraten sich viele Tschechen in Bayern und Sachsen. Die
Produkte werden nach Angaben der Arzneimittelkommission Deutscher
Apotheker (AMK) sowohl in örtlichen Apotheken als auch über
Versandapotheken in Stückzahlen von zum Teil mehreren hundert Packungen
pro Kauf bezogen.
Bereits im vergangenen Jahr wurden die Apotheken gebeten, bei auffälligen Anfragen oder verdächtigen Bestellungen umgehend die für sie zuständige Polizeidienststelle zu kontaktieren. Die Arzneimittel sollten nicht abgegeben werden, es sei denn, die Rücksprache mit den zuständigen Polizeidienststellen ergäbe eine anders lautende Vorgehensweise. Für Bayern und Sachsen wurden zwischen den Landesapothekerkammern und den Landeskriminalämtern gesonderte Meldewege und Vorgehensweisen abgesprochen. (apotheke adhoc)
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