Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Aus den Eckpunkten des geplanten Arzneimittel-Sparpakets von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) lässt sich bislang nicht ablesen, wie tief die Einschnitte bei den einzelnen Betroffenen gehen werden. Doch viele Apotheker machen sich Sorgen, weil Rösler die Großhandelsvergütung umbauen und einen Teil der Einkaufsrabatte abschöpfen will. Die Apothekenkooperation Gesine wandte sich am Donnerstag vor Ostern in einem offenen Brief an den Minister.
Sparpläne überdenken: Die Kooperation Gesine sieht keinen Raum für Einsparungen bei Apotheken. Foto: Elke Hinkelbein
„Falls Sie planen, die noch bestehenden Rabattmöglichkeiten ohne einen
irgendwie gearteten finanziellen Ausgleich für die Apotheken weiter zu
beschneiden, befürchteten wir einen massiven Vermögensverlust in der
Bewertung der von uns vertretenen Apotheken und ein nachfolgendes
Apothekensterben kleiner und mittlerer Betriebe", mahnen die
Gesine-Vorstandsvorsitzende Susanne Lorra und Aufsichtsratschef Hendrik
Scheer in ihrem Schreiben. „Gerade im Vergleich der Ausgabenblöcke in
der Gesetzlichen Krankenversicherung wäre das aus unserer Sicht ein
berufspolitisches Bauernopfer."
Angesichts der drohenden Milliardendefizite der Krankenkassen habe man
zwar großes Verständnis dafür, dass nach Einsparmöglichkeiten gesucht
werden müsse. „Hier ist nach unserem Verständnis aber der Hebel bei
denen anzusetzen, die nachweislich die Ausgaben in die Höhe getrieben
haben. Apotheken gehören nicht dazu."
Die beiden Gesine-Vertreter verweisen auf den sinkenden Anteil der
Apotheken an der Wertschöpfungskette im Arzneimittelbereich und rechnen
vor, warum ihrer Meinung nach das Einsparpotenzial ausgereizt ist: So
sei nicht nur die Zahl der selbstständigen Apotheker, sondern erstmals
auch die Zahl der Apotheken gesunken. „Entgegen immer wieder geäußerten
Meinungen hat sich die wirtschaftliche Lage der meisten Apotheken in den
letzten Jahren deutlich verschlechtert.
"Berufspolitisches Bauernopfer": Gesine-Chefin Susanne Lorra wendet sich in einem offenen Brief an Gesundheitsminister Dr. Philipp Rösler. Foto: Gesine
Das Nettoeinkommen eines angestellten Apothekers liege bei 1800 Euro,
das Durchschnittseinkommen eines selbstständigen Apothekenleiters bei
75.000 Euro im Jahr - vor Sozialbeiträgen und Einkommenssteuer.
„Faktisch bedeutet das, dass bereits heute viele mit ihrem
Privatvermögen haftende mittelständische Unternehmer ohne den Schutz
einer Arbeitslosenversicherung für einen Nettoverdienst tätig sind, der
keinen Spielraum mehr für die Abfederung unternehmerischer Risiken
zulässt."
„Wir sprechen aus, was viele Apotheker denken", erklärte Lorra die
Intention des Schreibens gegenüber APOTHEKE ADHOC. Aspekte des geplanten
eigenen Großhandels seien nicht in die Argumentation eingeflossen; als
Kooperation vertrete man die wirtschaftlichen Interessen von rund 200
selbstständigen Apothekern.
In dieser Funktion will Gesine dem Ministerium als Gesprächspartner zur
Verfügung stehen: „Bisher sind Sie immer für den Erhalt des
Mittelstandes und die Förderung der Integration von Frauen in die
Berufswelt eingetreten", so Lorra und Scheer in ihrem Brief an Rösler.
„Apotheken sind Unternehmen, in denen sich beide Ziele vereinigen. Wir
bitten Sie eindringlich, Ihre geplanten Maßnahmen auch unter diesem
Blickwinkel noch einmal zu überdenken."
Patrick Hollstein, Dienstag, 06. April 2010, 12:33 Uhr
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