Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Weine schmecken dann besonders gut, wenn man von ihrer guten Beurteilung weiß. Das gleiche Getränk mundet weniger, wenn man ihm fälschlicherweise einen schlechteren Rang zuschreibt.
Das berichten Michael Siegrista und Marie-Eve Cousin von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich im Journal "Appetite".
Die Forscher orientierten sich am Urteil von Robert Parker, einem der bekanntesten Weinkritiker weltweit. Seine "Parker-Punkte" entscheiden über das Wohl und Wehe eines Weines. Wie stark die Informationen über das Produkt den Konsumenten beeinflussen, wollte Siegrist, Professor für Konsumverhalten, herausfinden. Zusammen mit seiner Kollegin testete er die Hypothese, dass die Beurteilung der Weinkritiker die Geschmackswahrnehmung - und nicht nur die Bewertung - beeinflusst.
Hierfür ließen sie 163 Probanden einen argentinischen Rotwein probieren, der von Robert Parker mit 92 von 100 Punkten bewertet wurde und somit laut Parker zu den außergewöhnlichen Weinen zählt. Das Verfahren: Die Probanden wurden in fünf Gruppen eingeteilt. Eine erfuhr die positive Parker-Beurteilung vor dem Probieren. Die zweite erhielt die Informationen ebenfalls vorab - allerdings wurde ihr gesagt, dass der Wein lediglich 72 Punkte bekam und damit als durchschnittlich gilt. Zwei weitere Gruppen erhielten diese positiven und negativen Informationen nach dem Kosten, aber vor ihrer Bewertung. Das fünfte Team bekam weder vor noch nach der Probe Informationen und diente als Kontrollgruppe.
Einfluss auf den Griff zur Geldbörse
Die Testpersonen, die voneinander abgeschirmt zum Glas griffen, sollten den Wein auf einer Zehnerskala von "hat überhaupt nicht geschmeckt" bis "hat sehr gut geschmeckt" einordnen. Auch sollten sie angeben, wie viel sie für den Tropfen zu zahlen bereit wären.
Die Probanden, die vor dem Verkosten von 92 oder 72 Punkten erfuhren, beurteilten den Wein unterschiedlicher als jene, die Parkers Urteil nach dem Probieren erhielten. Und Versuchspersonen, die negativ eingestimmt waren, bewerteten den Wein deutlich schlechter als jene, die von einem sehr guten Tropfen ausgingen. Wer vor der Probe wusste, dass der Wein mit 92 Parker-Punkten bewertet wurde, fand den Wein zudem besser, als wenn er die Bewertung erst nach dem Probieren erfuhr.
Das Urteil über einen Wein beeinflusst auch den Griff zur Geldbörse: Bei negativer Vorabinformation wollten die Testpersonen am wenigsten bezahlen. Aus ihren Resultaten leiten Siegrista und Cousin einen praktischen Tipp für Restaurantbesitzer und Gastgeber ab: "Immer die Qualität des Weines hervorheben, bevor er probiert wird!" dpa/ApoSecur
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