Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Ist der Haus- oder Primärarzt der bessere Lotse durch das Gesundheitssystem? Anlässlich einer Kampagne der Hausärzte gegen Kassen, die ihre Vorgaben zum Thema hausärztliche Versorgung nicht erfüllt haben, entflammt die Diskussion erneut.
Mit einer neuen Website und einer begleitenden Werbekampagne will der Deutsche Hausärzteverband jetzt zu einer beschleunigten Umsetzung der hausarztzentrierten Versorgung beitragen. Vor allem die großen Kassen mauern ganz bewusst.
Die Gesundheitsreform hat die gesetzlichen Krankenkassen gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Versicherten eine besondere hausärztliche Versorgung (HZV) anzubieten. Die Umsetzungsfrist dafür endete am 30. Juni 2009.
Der Deutsche Hausärzteverband beklagt, dass bisher nur wenige Krankenkassen, wie im Gesetz vorgesehen, gemeinsam mit den Hausärzteverbänden „innovative Verträge für eine bessere Versorgung der Versicherten" geschlossen hätten.
Die einzelnen Landesverbände der Hausärzte hätten den Kassen im Dezember 2008 ein Eckpunktepapier als Grundlage für Vertragsverhandlungen übersandt. Darauf sei es mit einigen Krankenkassen - vorwiegend Betriebskrankenkassen - zu einem Vertragsabschluss gekommen, mit anderen würden die Verhandlungen noch laufen.
Die meisten Kassen hätten das Vertragsangebot allerdings nicht akzeptiert, sondern ein Gegenangebot gemacht. In zahlreichen Fällen sei nicht einmal das geschehen.
Um Druck zu machen, wird mit einer Ampel auf der Website aufgezeigt, welche Kassen bereits eine hausarztzentrierte Versorgung anbieten - hier steht die Ampel auf Grün.
Mit Gelb wird signalisiert, dass es Verhandlungen gibt. Rot bedeutet, dass bereits ein Schiedsverfahren läuft beziehungsweise beantragt wurde oder vorbereitet wird, wie dies ist im Gesetz so vorgesehen ist.
Dabei versuchen unabhängige Experten, zwischen den Kassen und den Ärzten einen Vertrag auszuhandeln, dem beide Seiten zustimmen können.
Aus Sicht des Deutschen Hausärzteverbands hat die hausarztzentrierte Versorgung viele Vorteile: Sie sichert die hausärztliche Versorgung trotz des zu erwartenden Rückgangs der Zahl der Hausärzte. Für die Patienten gewährleiste sie mehr Qualität in der Versorgung. Durch das vereinfachte Honorarsystem werde die Beziehung zwischen Arzt und Patient nicht mehr so stark wie bisher durch hohe Kosten und viel Bürokratie belastet.
Der Verband vermutet, dass ein Teil der Kassen aus Angst vor Mehrkosten mauert, „die ihnen die hausärztliche Versorgung nicht wert ist".
Das sehen viele gesetzliche Krankenkassen anders. So hält beispielsweise die bayerische Landesvertretung einer Ersatzkasse die Angaben des bayrischen Ärzteverbands für haltlos. Die Existenz der bayrischen Hausärzte sei mit einem Durchschnittsumsatz von jährlich 206.000 Euro allein aus kassenärztlicher Tätigkeit keineswegs bedroht.
Deshalb seien die hohen Vergütungsforderungen der Hausärzte, die ihnen im Rahmen der hausarztzentrierten Versorgung ein Zusatzhonorar verschaffe, nicht annehmbar. Eine Krankenkasse müsse dabei vor allem auch die Bedürfnisse ihrer Versicherten und den wirtschaftlichen Einsatz der Beitragsgelder berücksichtigen, so die Argumentation.
Es sei zudem umstritten, ob die Gesundheitsversorgung durch das Modell wirklich besser und effektiver würde und die Nachteile aufwiege, die durch die damit verbundene Einschränkung der freien Arztwahl entstünden. (verpd)
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