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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Rabattverträge, digitale Transformation und medizinische Innovationen – das Gesundheitswesen steht vor komplexen Herausforderungen. Während Apotheken im Bürokratie-Dschungel der Krankenkassen kämpfen und durch Card Link unter Druck geraten, rückt die elektronische Patientenakte „ePA für alle“ die Digitalisierung in den Fokus. Gleichzeitig bedrohen wirtschaftliche Schwierigkeiten und die zunehmende Dominanz von Versandapotheken die flächendeckende Versorgung, was CDU-Politiker und Apotheker gleichermaßen alarmiert. Neue Medikamente wie Lenacapavir und Verbesserungen bei der Versorgung mit Kinderantibiotika und Psoriasis-Therapien zeigen jedoch, dass Fortschritte möglich sind. Doch auch der Ethikrat diskutiert wegweisende Themen wie die Sterbehilfe, während Gesundheitsminister Lauterbach mit seiner Vision für die digitale Gesundheitswende polarisiert. Krankenhäuser ringen mit der Einführung der ePA, und Engpässe bei Kochsalzlösung erfordern internationale Lösungen. Parallel dazu zeigen Initiativen wie „Apotheker ohne Grenzen“, wie nachhaltige Unterstützung in Tansania realisiert wird. Angesichts steigender Infektionszahlen bei Scharlach und neuen politischen Kontroversen bleibt das deutsche Gesundheitssystem ein Feld intensiver Debatten und Innovationen.
Rabattverträge ohne Grenzen: Wie Apotheken im Bürokratie-Dschungel kämpfen
Die Vielfalt der Rabattverträge der Krankenkassen bringt viele Apotheken zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Ein exemplarisches Beispiel ist die Sixtus Apotheke in Haltern am See, deren Inhaber Jörn Graé täglich mit den Folgen der unübersichtlichen Vertragslandschaft zu kämpfen hat. „Jede Krankenkasse macht ihre eigenen Verträge, und das nicht nur für Wirkstoffe, sondern auch für Wirkstärken und Packungsgrößen“, beschreibt Graé die Situation. Die Pflege seines Warenlagers wird dadurch zu einem zeitintensiven und fehleranfälligen Prozess.
Bei mehr als 90 Krankenkassen, die unterschiedliche Rabattpartner für teils identische Medikamente haben, fehlt es an standardisierten Vorgaben. „Ich muss alles händisch kontrollieren, um sicherzustellen, dass ich die Kundschaft entsprechend der geltenden Rabattverträge bedienen kann“, beklagt Graé. Das sei jedoch kaum praktikabel, da die Vielfalt der Verträge regelmäßig aktualisiert werde und sich Änderungen schnell in Retaxationen niederschlagen könnten, wenn Fehler passieren.
Die Einführung der Rabattverträge sollte ursprünglich dazu dienen, die Arzneimittelkosten im Gesundheitssystem zu senken. Doch für Apotheken bedeutet dies ein immenser Verwaltungsaufwand, der nur mit großem personellen Einsatz oder teurer Software zu bewältigen ist. Besonders kleinere Apotheken, die keine umfangreichen digitalen Lösungen einsetzen können, geraten hier zunehmend unter Druck. Hinzu kommt, dass die Vielfalt an Vertragspartnern nicht nur auf den ersten Blick unübersichtlich ist, sondern auch die eigentliche Kernaufgabe der Apotheken behindert: die Beratung und Versorgung der Patienten.
Ein weiteres Problem ist die fehlende Transparenz. Patienten erwarten oft, dass ihr Rezept ohne Schwierigkeiten eingelöst werden kann. Wenn jedoch ein rabattiertes Präparat nicht verfügbar ist und Alternativen gesucht werden müssen, entsteht häufig Frust – sowohl auf Seiten der Patienten als auch bei den Apothekenteams, die für diese Missstände letztlich verantwortlich gemacht werden. Die Logistik des Warenmanagements wird zusätzlich erschwert, da Apotheken verpflichtet sind, immer die jeweils aktuellen Rabattverträge zu berücksichtigen, auch wenn diese kurzfristig geändert werden.
Für Graé ist klar: „Wir brauchen dringend eine Vereinfachung und Standardisierung. Es kann nicht sein, dass Apotheken ständig in Konflikte zwischen Wirtschaftlichkeit und Patientenwohl geraten.“ Er fordert entweder effizientere digitale Lösungen oder politische Maßnahmen, die den Dschungel der Rabattverträge auf ein handhabbares Maß reduzieren.
Die Problematik der Rabattverträge zeigt eindrücklich, wie bürokratische Regulierungen in der Praxis zu erheblichen Belastungen führen. Während die Krankenkassen durch individuelle Verträge versuchen, die Arzneimittelkosten zu senken, bleiben die Konsequenzen für die Apotheken weitgehend unberücksichtigt. Statt von einer einheitlichen und klaren Struktur zu profitieren, müssen sich Apothekenteams durch eine Vielzahl von Vorgaben kämpfen, die oft unlogisch und praxisfern wirken.
Die Konsequenzen sind gravierend. Zum einen bindet der Aufwand für die Verwaltung der Rabattverträge wichtige personelle und zeitliche Ressourcen, die in der direkten Patientenversorgung fehlen. Zum anderen erhöht sich das Risiko für Fehler – sei es bei der Abgabe von Medikamenten oder durch Retaxationen, wenn unbemerkt gegen einen Rabattvertrag verstoßen wird. Für kleinere Apotheken, die weder die personellen Kapazitäten noch die finanziellen Mittel für spezialisierte Softwarelösungen haben, wird dies zu einer existenziellen Bedrohung.
Aber auch die Patienten sind Leidtragende dieser Situation. Die Verfügbarkeit bestimmter Medikamente hängt nicht selten von den Rabattverträgen ab. Wenn ein verordnetes Präparat nicht rabattiert ist und daher nicht vorrätig sein darf, führt dies zu Verzögerungen und Unmut. Dabei wird oft übersehen, dass die Apotheken selbst nur ausführende Organe in einem komplexen System sind.
Ein Lösungsansatz könnte in der Standardisierung der Rabattverträge liegen. Einheitliche Regelungen, die für alle Krankenkassen gelten, würden nicht nur den Verwaltungsaufwand reduzieren, sondern auch die Versorgungsqualität sichern. Ebenso denkbar wäre die Einführung eines zentralen Systems, das Rabattverträge automatisch aktualisiert und integriert, sodass Apotheken auf eine verlässliche Datenbasis zugreifen können.
Letztlich ist jedoch die Politik gefragt. Die Belastung der Apotheken durch bürokratische Vorgaben ist ein Symptom eines Systems, das mehr auf Kostenkontrolle als auf Praxistauglichkeit ausgerichtet ist. Wer langfristig eine flächendeckende Versorgung durch wohnortnahe Apotheken gewährleisten will, muss dringend dafür sorgen, dass bürokratische Hürden abgebaut und Apotheken entlastet werden. Nur so kann die Apotheke vor Ort ihrer Rolle als unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung gerecht werden.
„ePA für alle“: Wie Apotheken von der digitalen Gesundheitswende profitieren können
Im kommenden Jahr wird die elektronische Patientenakte (ePA) mit einem neuen Ansatz und unter dem Titel „ePA für alle“ eingeführt. Durch die Umstellung auf eine Opt-out-Regelung sollen Versicherte automatisch eine ePA erhalten, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Mit diesem Modell möchte die Bundesregierung endlich die seit Jahren angestrebte flächendeckende Nutzung der ePA erreichen und das Gesundheitswesen digital transformieren.
Während Arztpraxen weiterhin den größten Teil der Umstellung stemmen müssen, rücken auch Apotheken stärker in den Fokus. Neben der Einsicht in Medikationspläne könnten künftig Wechselwirkungsprüfungen oder die gezielte Anpassung von Medikationen mithilfe der ePA effizienter und präziser gestaltet werden. Auch im Notfall bietet die ePA eine Möglichkeit, schnell auf relevante Patientendaten zuzugreifen und so die Versorgung zu verbessern.
Benjamin Neidhold, Teamleiter bei Pharmatechnik und stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (Adas), nimmt den Apotheken die Sorge vor zusätzlichen Belastungen. „Apotheken sollen sich freuen auf die ePA“, betont er und hebt hervor, dass die Einführung vor allem Chancen für die Branche bereithält.
Er verweist auf die technischen Fortschritte, die Apotheken bereits gemacht haben: „Die IT-Lösungen sind startklar. Apotheken müssen lediglich mit ihren Softwarehäusern zusammenarbeiten, um individuelle Anpassungen vorzunehmen.“ Dies umfasst sowohl die Einbindung der ePA in bestehende Arbeitsprozesse als auch die Schulung von Teams im Umgang mit der neuen Technologie. Neidhold betont zudem, dass die Digitalisierung der Arbeitsabläufe nicht nur Effizienzgewinne ermöglicht, sondern auch die Beratungsqualität steigern kann.
Doch es gibt Herausforderungen. Kleinere Apotheken ohne ausgeprägte IT-Infrastruktur stehen vor einem organisatorischen Kraftakt. Hier sehen Branchenexperten die Notwendigkeit, staatliche Unterstützungsprogramme zu verstärken, um die finanzielle und technische Belastung abzufedern. Apothekenverbände drängen darauf, dass die politischen Entscheidungsträger eine klare Strategie zur Förderung der Digitalisierung in Apotheken entwickeln.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Tenor positiv. Die ePA wird langfristig als Brücke zwischen Patienten, Ärzten und Apotheken gesehen, die den Informationsfluss und die Versorgungskontinuität verbessert. „Die ePA ermöglicht es uns, unseren Platz im digitalen Gesundheitswesen zu festigen und unsere Rolle als unverzichtbare Partner im Versorgungssystem zu stärken“, fasst Neidhold zusammen. Für Apotheken markiert die Einführung der ePA daher nicht nur eine technische Umstellung, sondern einen strategischen Wendepunkt.
Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) als „ePA für alle“ ist zweifellos eines der bedeutendsten Projekte in der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Für Apotheken bietet die ePA eine noch nie dagewesene Gelegenheit, ihre Position im Gesundheitswesen zu festigen und die Qualität ihrer Dienstleistungen entscheidend zu verbessern.
Die ePA könnte den Alltag von Apothekern nachhaltig verändern. Der Zugriff auf Medikationspläne ermöglicht es, Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen und Therapieentscheidungen gemeinsam mit Ärzten zu optimieren. Das spart Zeit, verhindert Fehlmedikationen und erhöht die Patientensicherheit. Besonders in der Beratung von Patienten mit chronischen Erkrankungen oder komplexen Medikationsregimen kann die ePA einen Mehrwert bieten, indem sie eine umfassendere Einsicht in die Medikationshistorie ermöglicht.
Gleichzeitig dürfen die Herausforderungen nicht unterschätzt werden. Die Integration der ePA in bestehende Systeme erfordert eine gründliche Vorbereitung, sowohl technisch als auch organisatorisch. Es wird von Apotheken erwartet, dass sie ihre Mitarbeiter schulen, Datenschutzkonzepte anpassen und Schnittstellen zu anderen Akteuren im Gesundheitssystem effizient nutzen. Der Erfolg hängt davon ab, wie gut die Umstellung koordiniert wird.
Für kleinere Apotheken ohne eigene IT-Abteilungen bleibt die Umstellung eine finanzielle und organisatorische Belastung. Hier ist die Politik gefragt: Förderprogramme, steuerliche Anreize und klar definierte Rahmenbedingungen könnten helfen, die Last zu schultern. Gleichzeitig sind Softwarehäuser gefordert, benutzerfreundliche und kostengünstige Lösungen bereitzustellen, die auch kleineren Betrieben den Anschluss an die Digitalisierung ermöglichen.
Langfristig eröffnet die ePA jedoch neue Möglichkeiten, die Rolle der Apotheken zu stärken. Sie können nicht nur als Dienstleister für die Abgabe von Medikamenten wahrgenommen werden, sondern auch als aktive Partner in der Gesundheitsversorgung. Dies wird umso wichtiger, da die Digitalisierung den Wettbewerb in der Branche verschärft – etwa durch Online-Apotheken, die zunehmend Marktanteile gewinnen.
Die ePA ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um die Versorgungsqualität im Gesundheitssystem zu erhöhen. Apotheken sollten diese Entwicklung aktiv mitgestalten und die Möglichkeiten nutzen, die ihnen die Digitalisierung bietet. Mit der richtigen Unterstützung, einer klaren Strategie und einer positiven Einstellung zur Veränderung kann die ePA für Apotheken zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden – für die Patienten, aber auch für den Berufsstand selbst.
Apothekenschließungen: Wirtschaftliche Gefährdung bedroht die Versorgung
Die CDU-Bundestagskandidatin Sarah Beckhoff hat sich bei einem Besuch in der Westfalia-Apotheke in Dortmund über die angespannte Lage der Apotheken vor Ort informiert. Anlass ihres Besuchs war das anhaltende Apothekensterben, das in den vergangenen Jahren zunehmend an Brisanz gewonnen hat. Begleitet wurde Beckhoff von der Apothekeninhaberin Kattrin Hildebrandt und dem Vizepräsidenten der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), Frank Dieckerhoff, die die strukturellen und finanziellen Schwierigkeiten der Branche schilderten.
Wie aus den Berichten des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) hervorgeht, ist auch Dortmund von der rückläufigen Entwicklung nicht verschont geblieben. Die Zahl der Apotheken in der Stadt ist in den letzten 15 Jahren kontinuierlich gesunken, sodass die Apothekendichte mittlerweile unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Beckhoff zeigte sich besorgt über die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die lokale Gesundheitsversorgung.
Frank Dieckerhoff führte aus, dass die Hauptursache für die Schließungen in einer chronischen Unterfinanzierung liege. Während die staatlich geregelte Vergütung seit über zwei Jahrzehnten kaum angepasst wurde, sind die Betriebskosten für Personal, Energie und Sachmittel sowie die Inflation erheblich gestiegen. Laut Dieckerhoff arbeiten mittlerweile zehn Prozent der Apotheken defizitär, während mehr als ein Drittel wirtschaftlich gefährdet ist. „Eine schnelle finanzielle Stärkung ist unerlässlich, um die wohnortnahe Versorgung zu sichern“, betonte er.
Zusätzlich wiesen Hildebrandt und Dieckerhoff auf strukturelle Probleme hin, die den Betrieb weiter belasten. Dazu zählen zeitweise erhöhte Kassenabschläge, Retaxationen und die schwierige Finanzierung hochpreisiger Arzneimittel. Diese Faktoren erschweren nicht nur die wirtschaftliche Planung, sondern erhöhen auch das Risiko von Liquiditätsengpässen.
Die Kandidatin erhielt zudem Einblicke in die breite Palette an Leistungen, die Apotheken vor Ort anbieten. Nacht- und Notdienste, Impfungen, Medikationsanalysen, Inhalationsschulungen und Rezepturen gehören zum Alltag in der Westfalia-Apotheke. Hildebrandt und Dieckerhoff betonten, dass Apotheken auch in der Prävention und bei Tests auf Infektionskrankheiten sowie bei der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) eine zentrale Rolle einnehmen könnten – vorausgesetzt, es gibt stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Beckhoff zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Aufgaben und der Bedeutung der Apotheken für die Gesundheitsversorgung. „Die Apotheke vor Ort ist eine unverzichtbare Anlaufstelle für Patienten“, erklärte sie. „Um die Versorgung nachhaltig sicherzustellen, müssen die wirtschaftlichen Grundlagen für Apotheken verbessert werden.“
Der Besuch unterstreicht die Dringlichkeit, Maßnahmen zur Stabilisierung der Apothekenlandschaft zu ergreifen. Angesichts der zunehmenden Schließungen appellierten Hildebrandt und Dieckerhoff an die Politik, finanzielle und strukturelle Lösungen zu schaffen, um die wohnortnahe Versorgung nicht weiter zu gefährden.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die wirtschaftliche Lage der Apotheken in Deutschland ist alarmierend. Das Apothekensterben ist längst kein Randphänomen mehr, sondern eine Bedrohung für die flächendeckende Gesundheitsversorgung. Wenn jede zehnte Apotheke defizitär arbeitet und mehr als ein Drittel in existenzieller Gefahr schwebt, müssen Politik und Gesellschaft aufhorchen.
Die Gründe für diese Krise sind klar – eine über 20 Jahre stagnierende Vergütung bei gleichzeitig explodierenden Betriebskosten. Während Apotheken immer mehr Aufgaben übernehmen, darunter Impfangebote, Medikationsanalysen und Präventionsarbeit, bleibt die finanzielle Anerkennung dieser Leistungen aus. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet eine so zentrale Säule der Gesundheitsversorgung derart vernachlässigt wird.
Die Politik darf die Apotheken nicht weiter im Stich lassen. Maßnahmen zur finanziellen Stärkung und zum Bürokratieabbau sind längst überfällig. Gleichzeitig müssen die strukturellen Probleme, wie die Risiken durch Retaxationen und die Belastungen durch Kassenabschläge, entschärft werden. Nur so können Apotheken ihrer Rolle als unverzichtbare Versorgungsinstanzen gerecht werden.
Die Bedeutung der Apotheken vor Ort kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gerade in einer Zeit, in der das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung gestärkt werden muss, sind sie oft die erste Anlaufstelle für Patienten. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik den Weckruf aus der Apothekerlandschaft endlich hört – bevor es für viele Standorte zu spät ist.
Card Link: Wie Versandapotheken den Rx-Markt dominieren und Vor-Ort-Apotheken unter Druck setzen
Die Einführung von Card Link markiert einen Wendepunkt im deutschen Markt für rezeptpflichtige Medikamente (Rx). Die niederländischen Versandapotheken nutzen die Digitalisierung und die neuen Möglichkeiten, die das E-Rezept bietet, um ihre Marktanteile auszubauen. Zahlen und Strategien der führenden Anbieter zeigen, wie dynamisch und aggressiv sie den Markt bearbeiten. Gleichzeitig stehen Vor-Ort-Apotheken unter Druck, ihre Kunden mit eigenen digitalen Angeboten zu halten.
Shop Apotheke, der Marktführer im Segment, vermeldete für das dritte Quartal 2024 einen Umsatz von 69 Millionen Euro allein mit verschreibungspflichtigen Medikamenten – eine Steigerung von 81 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch beeindruckender sind die Oktober-Zahlen: Hier lag das Wachstum bei 130 Prozent. DocMorris, der größte Konkurrent, verzeichnet ähnliche Tendenzen. Diese Entwicklung wird durch hohe Marketingbudgets unterstützt: Shop Apotheke investierte 90 Millionen Euro in Werbung, netto etwa 40 Millionen Euro. DocMorris folgt mit 35 Millionen Euro (netto 17 Millionen Euro).
Ein wesentlicher Schwerpunkt der Investitionen liegt auf der Gewinnung von App-Nutzern. Die Kosten pro App-Installation liegen bei Shop Apotheke durchschnittlich bei 21 Euro, können aber bis zu 38 Euro erreichen. Ziel ist es, Kunden frühzeitig an die Plattform zu binden, denn einmal über eine App abgewickelte Rx-Bestellungen werden in der Regel auch künftig über denselben Anbieter erfolgen.
Die Entwicklung ist eine Herausforderung für die Vor-Ort-Apotheken, die nun eigene Strategien entwickeln müssen, um Kundenbindung und digitale Transformation voranzutreiben. Plattformen wie Gesund.de und IhreApotheken.de bieten erste Ansätze. Gesund.de konnte im Oktober 2024 einen Anstieg der E-Rezept-Transaktionen um 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. IhreApotheken.de setzt auf QR-Codes, die Kunden direkt zu den Profilen ihrer lokalen Apotheken führen.
Ein klarer Vorteil der Vor-Ort-Apotheken liegt im persönlichen Kontakt. Apothekenteams haben am HV-Tisch die Möglichkeit, Kunden auf digitale Angebote hinzuweisen und Vertrauen zu schaffen. Dies ist besonders bei E-Rezepten oder nicht vorrätigen Medikamenten eine Chance, die App-gestützte Bestellung als Lösung zu präsentieren. Flyer, Plakate und gezielte Beratungssituationen können ebenfalls helfen, die Nutzung der eigenen App zu fördern.
Doch die Gefahr bleibt real: Die niederländischen Versender sind mit Card Link auf Wachstumskurs und könnten mittelfristig bis zu zehn Prozent des Rx-Marktes für sich beanspruchen. Aktuell bewegen sie sich noch unterhalb der Marke von 1,5 Prozent, doch die Wachstumsraten sind eindeutig. Vor-Ort-Apotheken müssen handeln, um ihre Stellung im Markt zu verteidigen.
Card Link hat den deutschen Markt für rezeptpflichtige Medikamente revolutioniert – zum Vorteil der Versandapotheken und zum Nachteil der Vor-Ort-Apotheken. Die aggressiven Marketingstrategien und die konsequente Digitalisierung der niederländischen Anbieter zeigen, wie entschlossen diese den Markt bearbeiten. Mit enormen Budgets und strategischen Maßnahmen binden sie Kunden frühzeitig und langfristig an ihre Plattformen.
Für die Vor-Ort-Apotheken ist dies ein kritischer Moment. Während ihr Vorteil im persönlichen Kontakt liegt, reicht dies allein nicht mehr aus. Es braucht eine gezielte Offensive: Investitionen in digitale Infrastruktur, attraktive App-Angebote und eine konsequente Ansprache der Kunden am HV-Tisch. Plattformen wie Gesund.de oder IhreApotheken.de bieten hier Potenzial, das genutzt werden muss.
Doch auch die Politik ist gefragt: Der Markt darf nicht einseitig zugunsten der Versandapotheken kippen. Die Regelungen rund um das E-Rezept und Card Link sollten kritisch geprüft werden, um eine faire Wettbewerbsbasis zu schaffen.
Die Apotheken vor Ort haben die Chance, sich neu zu positionieren – doch dazu braucht es Mut, Entschlossenheit und eine klare Strategie. Der Wettbewerb ist eröffnet, und wer nicht handelt, riskiert, langfristig den Anschluss zu verlieren. Card Link ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Gelegenheit, die Zukunft des Marktes mitzugestalten.
Ethikrat fordert klare Regeln für Sterbehilfe: Neuer Anlauf in einer festgefahrenen Debatte
Der neu gewählte Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Helmut Frister, hat sich für eine erneute gesetzliche Regelung der Sterbehilfe ausgesprochen. In einem Interview mit der Rheinischen Post betonte der Düsseldorfer Rechtswissenschaftler, dass das Recht auf selbstbestimmtes Sterben rechtlich und ethisch zu respektieren sei. Gleichzeitig sei eine sorgfältige Prüfung notwendig, ob eine Suizidentscheidung tatsächlich frei verantwortlich getroffen wurde. „Es gibt bisher kein klar geregeltes Verfahren für diese Prüfung“, erklärte Frister. Er forderte daher gesetzliche Vorgaben, die sowohl der Patientenautonomie Rechnung tragen als auch möglichen Missbrauch verhindern.
Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2020, das das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe als verfassungswidrig einstufte, wird in Deutschland über eine Neuregelung debattiert. Trotz verschiedener Gesetzesinitiativen konnte bisher keine Lösung gefunden werden, die im Bundestag eine Mehrheit erhält. Zuletzt scheiterten 2023 zwei konkurrierende Vorschläge. Während ein Entwurf von Abgeordneten der FDP und Grünen die Verschreibung tödlicher Medikamente unter klaren Voraussetzungen ermöglichen wollte, setzte ein weiterer Vorschlag aus den Reihen von SPD und CDU auf eine strengere strafrechtliche Regelung. Beide Ansätze fanden keine ausreichende Unterstützung.
Frister plädierte in seinem Appell für ein ausgewogenes Verfahren, das nicht zu restriktiv ausgestaltet sein sollte. Ein psychiatrisches Gutachten hält er nicht in allen Fällen für erforderlich, vielmehr sollte der behandelnde Arzt im Rahmen des Vier-Augen-Prinzips entscheiden. Eine umfassende Beratung müsse jedoch zwingend Bestandteil des Prozesses sein. Der Ethikratsvorsitzende betonte, dass das Verfahren transparent und für die Betroffenen handhabbar sein müsse, um Vertrauen zu schaffen und eine einseitige Benachteiligung vulnerabler Gruppen zu vermeiden.
Ein Blick ins Ausland zeigt, wie unterschiedlich das Thema angegangen wird. In Österreich wurde 2022 ein Gesetz verabschiedet, das unheilbar kranken Menschen unter strengen Auflagen den Zugang zu tödlichen Präparaten ermöglicht. Voraussetzung sind eine Sterbeverfügung, zwei ärztliche Gutachten sowie eine mehrwöchige Bedenkzeit. Aktive Sterbehilfe bleibt jedoch auch dort verboten.
Die deutsche Debatte zeigt, wie kontrovers die Meinungen zu diesem Thema sind. Der Balanceakt zwischen der Wahrung der Selbstbestimmung und der Prävention von Missbrauch stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Helmut Fristers Vorstoß könnte neue Impulse geben, um einen breiten gesellschaftlichen Konsens zu finden.
Der Appell von Helmut Frister markiert einen wichtigen Schritt in einer festgefahrenen Debatte. Die gesellschaftliche und politische Uneinigkeit über die Sterbehilfe spiegelt die immense Komplexität des Themas wider. Auf der einen Seite steht das unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung, das vom Bundesverfassungsgericht bekräftigt wurde. Auf der anderen Seite besteht die Verantwortung, Missbrauch und Drucksituationen zu verhindern, die insbesondere verletzliche Personen treffen könnten.
Frister gelingt es, die Bedeutung einer differenzierten und zugleich pragmatischen Regelung zu betonen. Sein Vorschlag, auf pauschale psychiatrische Gutachten zu verzichten und stattdessen das Urteil behandelnder Ärzte im Rahmen eines Vier-Augen-Prinzips zu stärken, zeigt eine praxisnahe Herangehensweise. Gleichzeitig wird der Forderung nach umfassender Beratung Rechnung getragen, die essenziell ist, um eine bewusste Entscheidung zu gewährleisten.
Dennoch bleibt die politische Umsetzung eine Mammutaufgabe. Die gescheiterten Entwürfe im Bundestag verdeutlichen die Spannungen zwischen verschiedenen Fraktionen, die eine Lösung entweder im Strafrecht oder außerhalb davon suchen. Statt ideologischer Gräben bedarf es jetzt einer faktenorientierten Debatte, die die ethischen, rechtlichen und praktischen Dimensionen gleichermaßen berücksichtigt.
Ein Blick ins Ausland kann dabei als Orientierung dienen, darf aber nicht unkritisch übernommen werden. Modelle wie das in Österreich zeigen, dass Sterbehilfe durch klare Regeln enttabuisiert und Missbrauch vorgebeugt werden kann. Für Deutschland muss eine Lösung gefunden werden, die die besonderen gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten berücksichtigt.
Es ist an der Zeit, dass die Politik das Thema mit neuer Ernsthaftigkeit angeht. Die Menschen haben ein Recht auf Klarheit und Unterstützung in einer der schwierigsten Entscheidungen ihres Lebens. Fristers Vorstoß sollte als Chance begriffen werden, eine tragfähige Regelung zu schaffen, die den Bedürfnissen aller Betroffenen gerecht wird.
Krankenhäuser vor Mammutaufgabe: Einführung der elektronischen Patientenakte stockt
Die geplante Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) sorgt wenige Monate vor dem Start für erhebliche Unsicherheiten in deutschen Krankenhäusern. Wie eine aktuelle Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zeigt, sind mehr als die Hälfte der Kliniken organisatorisch und technisch nicht ausreichend auf die Neuerung vorbereitet. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert nun eine Verlängerung der Pilotphase über den vorgesehenen Termin am 15. Februar 2025 hinaus.
Die EPA, die als Herzstück der Digitalisierung des Gesundheitswesens gilt, soll Versicherten erstmals ab 2025 automatisch zur Verfügung stehen, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Während der Startschuss für Modellregionen wie Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen bereits am 15. Januar erfolgen soll, ist der bundesweite Rollout für den 15. Februar geplant. In diesem Zusammenhang sind Krankenhäuser gesetzlich verpflichtet, bestimmte Behandlungsdaten wie Arzt- und Befundberichte in die digitale Akte zu übermitteln.
Die dafür erforderlichen technischen Anpassungen erweisen sich jedoch als zeitintensiv. Laut Umfrage erwartet knapp die Hälfte der Krankenhäuser, dass die notwendigen Module der Krankenhausinformationssysteme (KIS) erst gegen Ende des ersten Quartals 2025 verfügbar sein werden. Selbst wenn die Technik rechtzeitig bereitgestellt wird, rechnet die Hälfte der Kliniken mit einem Rollout, der drei Monate bis ein Jahr dauern könnte. Nur 9 Prozent der Krankenhäuser schätzen sich derzeit als sehr gut vorbereitet ein. 12 Prozent gaben an, überhaupt nicht auf die Einführung der EPA eingestellt zu sein.
Noch gravierender als die technischen Defizite sind die organisatorischen Herausforderungen. Nur 36 Prozent der Kliniken bewerten ihre internen Abläufe als gut oder sehr gut vorbereitet. Dagegen sehen 64 Prozent erhebliche Lücken in ihrer organisatorischen Infrastruktur. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, warnt vor einem vorschnellen Start und fordert vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) klare Signale, die Krankenhäusern mehr Zeit für die Umsetzung einräumen. Die Akzeptanz der EPA, sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei medizinischen Einrichtungen, dürfe nicht durch eine überstürzte Einführung gefährdet werden, betont Gaß.
Die Verwirrung um den genauen Zeitplan verstärkt den Druck zusätzlich. Während Gesundheitsminister Karl Lauterbach und die Leiterin der Abteilung Digitalisierung im BMG, Susanne Ozegowski, den Beginn der Testphase am 15. Januar mehrfach bekräftigten, sorgt ein Schreiben Ozegowskis für Irritationen. Darin wurde erklärt, dass die Softwarehersteller bis dahin lediglich die Technik für Modellregionen bereitstellen müssen. Dennoch bleibt der Termin für den bundesweiten Start am 15. Februar bestehen.
Die digitale Transformation des Gesundheitswesens, die durch die EPA erheblich vorangetrieben werden soll, steht damit vor einem Balanceakt zwischen ambitionierten Zielen und der Realität unzureichender Vorbereitung. Die Krankenhäuser fordern mehr Zeit und Unterstützung, um die nötigen Anpassungen technisch und organisatorisch umzusetzen. Andernfalls drohen Akzeptanzprobleme, die das Vertrauen in die neue Technologie nachhaltig beeinträchtigen könnten.
Die Einführung der elektronischen Patientenakte könnte ein Meilenstein für das deutsche Gesundheitssystem werden. Die Vision einer zentralen, digitalen Plattform für Behandlungsdaten verspricht mehr Effizienz, bessere Versorgungsqualität und weniger Bürokratie. Doch der aktuelle Stand der Vorbereitung zeigt, wie sehr Theorie und Praxis auseinanderklaffen.
Ein derart komplexes Projekt erfordert mehr als gute Absichten und ambitionierte Zeitpläne. Es bedarf realistischer Einschätzungen und klarer Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Der bisherige Umgang mit dem Rollout vermittelt jedoch ein anderes Bild: Kliniken, Softwarehersteller und das Ministerium scheinen aneinander vorbeizuarbeiten. Die technische Infrastruktur ist vielerorts noch Baustelle, und die organisatorischen Prozesse in den Krankenhäusern hinken hinterher.
Gerald Gaß hat recht, wenn er fordert, die Akzeptanz der EPA nicht durch einen holprigen Start zu gefährden. Ein missglückter Rollout könnte Patienten, Ärztinnen und Ärzte sowie andere Leistungserbringer gleichermaßen frustrieren und die ohnehin schleppende Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter verzögern. Das Bundesgesundheitsministerium muss handeln und zeigen, dass es nicht nur auf einen schnellen, sondern auch auf einen erfolgreichen Start der EPA setzt. Ein zeitlicher Puffer wäre kein Rückschritt, sondern ein Zeichen von Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein.
Engpass bei Kochsalzlösung: Importe aus Spanien sollen Versorgung sichern
Der Versorgungsmangel bei isotonischer Kochsalzlösung hat die Gesundheitsversorgung in Deutschland in eine angespannte Lage versetzt. Trotz maximal ausgelasteter Produktion der zugelassenen Arzneimittelhersteller ist die Nachfrage nicht vollständig zu decken. Um die Versorgung vor allem in Kliniken aufrechtzuerhalten, greifen die Behörden nun auf Importe zurück. Bereits in der kommenden Woche sollen rund 70.000 Infusionsbeutel aus Spanien eintreffen, um die dringend benötigten Lösungen bereitzustellen.
Die gesetzliche Grundlage für diesen Schritt liefert das Arzneimittelgesetz (§ 79 Abs. 5 und 6 AMG), das bei Feststellung eines Versorgungsmangels befristete Abweichungen von den üblichen Regularien erlaubt. So können nicht in Deutschland zugelassene Arzneimittel importiert, fremdsprachige Verpackungen verwendet und Packungsbeilagen angepasst werden. Diese Ausnahmen ermöglichen den Importeuren, wie den Unternehmen Laborbedarf Klobasa und DU-Pharma, die benötigten Kochsalzlösungen schnell auf den deutschen Markt zu bringen.
Die erste Lieferung wird in Rastatt zwischengelagert und umfasst 33 Paletten mit rund 70.000 Infusionsbeuteln in verschiedenen Größen. Laut Dankwart Rauscher, Sprecher von DU-Pharma, werden weitere Transporte noch im Dezember erwartet, wodurch insgesamt etwa 280.000 Infusionsbeutel bereitgestellt werden sollen. Die Lösungen können von Kliniken direkt bei Laborbedarf Klobasa bestellt werden. Apotheken erhalten die Möglichkeit, die Produkte über den Großhandel zu beziehen, allerdings ohne Pharmazentralnummer (PZN), weshalb die Artikel nicht in der Lauer-Taxe gelistet sind. Die Abrechnung zulasten der Krankenkassen bleibt dennoch möglich.
Darüber hinaus arbeitet Laborbedarf Klobasa an einem eigenen Produkt, das ab dem ersten Quartal 2025 auf dem deutschen Markt eingeführt werden soll. Parallel dazu sichern weitere Ausnahmegenehmigungen Importe aus der Türkei und Frankreich, um den Bedarf langfristig zu decken.
Kochsalzlösung ist ein essenzielles Arzneimittel zur Vorbeugung und Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen. Da keine gleichwertige Alternative existiert, sind Maßnahmen wie der beschleunigte Import zwingend erforderlich, um den Versorgungsengpass zu beheben und die Patientenversorgung sicherzustellen.
Der aktuelle Engpass bei Kochsalzlösung zeigt eindrücklich, wie anfällig selbst grundlegende Arzneimittel für Versorgungsstörungen sind. Es ist ein alarmierendes Signal, dass die Nachfrage nicht einmal durch die maximal ausgelastete heimische Produktion gedeckt werden kann. Die nun getroffenen Maßnahmen, darunter der Import großer Mengen aus Spanien und anderen Ländern, sind kurzfristig unumgänglich und begrüßenswert. Doch der Blick auf die Zukunft sollte nicht fehlen.
Die Frage bleibt, warum die Versorgung eines so essenziellen Medikaments überhaupt an ihre Grenzen stoßen konnte. Es braucht langfristige Strategien, um Produktionskapazitäten auszubauen und Lieferketten robuster zu gestalten. Gerade bei Arzneimitteln, die keine Alternative haben, darf es keinen Raum für solche Engpässe geben. Der Import löst das Problem nur vorübergehend. Nachhaltige Investitionen und eine vorausschauende Planung sind notwendig, um die Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten.
Kubicki fordert Lauterbachs Rücktritt: Streit um Einflussnahme eskaliert
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht erneut im Zentrum einer hitzigen politischen Debatte. Der FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki bezeichnete seinen Rücktritt als „unvermeidlich“ und wirft ihm vor, während der Corona-Pandemie das Robert Koch-Institut (RKI) massiv beeinflusst zu haben. Diese Anschuldigungen werden durch neue Medienberichte befeuert, die Lauterbachs persönliche Eingriffe in die Risikobewertung des RKI dokumentieren sollen.
Im Februar 2022 wollte das RKI die allgemeine Corona-Risikoeinstufung von „sehr hoch“ auf „hoch“ herabsetzen, wie aus Protokollen des RKI-Krisenstabs hervorgeht. Das Gesundheitsministerium habe diese Herabstufung jedoch untersagt, so die Vorwürfe. Laut aktuellen Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“, WDR und NDR soll Lauterbach selbst diese Entscheidung beeinflusst haben, um ein „falsches Signal“ in der Öffentlichkeit zu vermeiden. In internen E-Mails, auf die sich die Berichte stützen, habe Lauterbach klar seine Fachaufsicht über das RKI betont.
Lauterbach verteidigte sein Handeln und argumentierte, dass eine Herabstufung der Risikoeinschätzung zu einem Zeitpunkt, an dem die Sterbezahlen noch hoch waren, nicht gerechtfertigt gewesen sei. Er betonte, dass das RKI eine nachgeordnete Behörde sei und er als Minister die Verantwortung trage, fachliche Entscheidungen zu prüfen. „Fachaufsicht bedeutet nicht, alles ungeprüft zu akzeptieren“, sagte Lauterbach. Politische Einflussnahme aus sachfremden Gründen wies er entschieden zurück.
Die FDP und Teile der Union kritisieren hingegen, dass Lauterbach das RKI während der Pandemie fälschlicherweise als unabhängige Institution dargestellt habe. Kubicki warf ihm vor, die Öffentlichkeit bewusst getäuscht zu haben. Auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, forderte eine umfassende Aufklärung. Er kritisierte, dass das RKI als „wissenschaftliche Kulisse“ für Lauterbachs politische Ziele genutzt worden sei.
Die Debatte über Lauterbachs Rolle entfacht auch die Diskussion über die institutionelle Struktur wissenschaftlicher Einrichtungen wie des RKI. Kritiker fordern mehr Unabhängigkeit, um politische Einflussnahme künftig zu verhindern. Lauterbachs Plan zur Schaffung eines Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit wird als Versuch gewertet, den Einfluss des Ministeriums weiter auszubauen.
Eine parlamentarische Aufarbeitung der Corona-Politik steht weiterhin aus. Die FDP hatte vor zwei Jahren eine Enquete-Kommission zur Analyse der Pandemie-Politik vorgeschlagen, die jedoch von SPD, Grünen und Union blockiert wurde. Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann betonte, dass ein Untersuchungsausschuss nun unvermeidlich sei. „Es muss ans Licht kommen, wie der Minister Entscheidungen getroffen hat, die sich über wissenschaftliche Empfehlungen hinwegsetzen“, erklärte Ullmann.
Die anhaltenden Vorwürfe und die Forderungen nach Lauterbachs Rücktritt zeigen die wachsenden Spannungen zwischen politischer Führung und wissenschaftlicher Unabhängigkeit. Es bleibt abzuwarten, ob die Diskussion zu strukturellen Reformen oder gar personellen Konsequenzen führen wird.
Die aktuelle Kontroverse um Karl Lauterbach zeigt ein Dilemma, das weit über den Gesundheitsminister hinausgeht: Wie viel Einfluss darf die Politik auf wissenschaftliche Einrichtungen ausüben, ohne deren Glaubwürdigkeit zu gefährden? Lauterbachs Verteidigung, er habe seine Fachaufsichtspflicht wahrgenommen, ist legitim, doch die Art und Weise seines Handelns hinterlässt Fragen.
Besonders kritisch ist die Diskrepanz zwischen Lauterbachs öffentlicher Darstellung und den nun offengelegten internen Abläufen. Wenn das RKI tatsächlich stärker gesteuert wurde, als der Minister einräumt, dann hat das nicht nur politische, sondern auch gesellschaftliche Konsequenzen. Das Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen, die gerade in Krisenzeiten als verlässliche Entscheidungshilfen dienen sollen, könnte langfristig Schaden nehmen.
Die Forderungen nach einer umfassenden Aufarbeitung der Pandemie-Politik sind daher berechtigt. Doch die Blockadehaltung im Bundestag zeigt, dass politische Interessen oft vor Transparenz stehen. Ein Rücktritt Lauterbachs würde zwar symbolisch Druck aus der Diskussion nehmen, die strukturellen Probleme aber nicht lösen. Stattdessen braucht es Reformen, die wissenschaftliche Einrichtungen vor politischer Einflussnahme schützen und gleichzeitig eine effektive Krisensteuerung ermöglichen.
Der Fall Lauterbach sollte Anlass sein, über klare Grenzen zwischen Politik und Wissenschaft nachzudenken. Nur so kann das Vertrauen in beide Bereiche gestärkt werden.
„Der besonders geduldige Arzt“: Lauterbach skizziert die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat bei der Digital Health Conference in Berlin ein klares Plädoyer für eine beschleunigte Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens gehalten. In seiner Keynote unterstrich er die dringende Notwendigkeit umfassender Reformen, um die strukturellen Defizite im Gesundheitssystem zu überwinden. „Die Digitalisierung ist keine Zukunftsoption, sondern eine Gegenwartsaufgabe, die wir sofort anpacken müssen“, betonte Lauterbach vor einem Publikum aus Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft.
Im Zentrum seiner Rede stand die elektronische Patientenakte (ePA), die laut Lauterbach zur Grundlage einer vernetzten und effizienten Gesundheitsversorgung werden soll. Ziel sei es, dass bis 2025 alle Versicherten in Deutschland die ePA nutzen können. Damit sollen Patientendaten zentral verfügbar gemacht werden, um Diagnosen zu erleichtern, Behandlungsfehler zu vermeiden und Versorgungslücken zu schließen.
Ein weiteres Kernstück der geplanten Reformen ist die Einrichtung eines nationalen Forschungsdatenzentrums. Dieses soll die enormen Potenziale von Gesundheitsdaten für Forschung und Entwicklung erschließen. Laut Lauterbach könnte Deutschland damit eine führende Rolle im internationalen Wettbewerb um innovative Therapien und personalisierte Medizin einnehmen. „Unsere Gesundheitsdaten sind ein Schatz, den wir im Sinne der Patienten und der Wissenschaft nutzen müssen – selbstverständlich unter höchsten Datenschutzstandards“, so der Minister.
Besondere Aufmerksamkeit widmete Lauterbach der Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen. Er beschrieb sie als „besonders geduldigen Arzt“, der durch ihre Fähigkeit, große Datenmengen präzise zu analysieren, Diagnosen und Behandlungsoptionen auf eine neue Ebene heben könnte. KI könne nicht nur medizinisches Fachpersonal entlasten, sondern auch den wachsenden Fachkräftemangel zumindest teilweise kompensieren. „Die Digitalisierung wird keinen Arzt ersetzen, aber sie wird ihm helfen, effizienter und besser zu arbeiten“, erklärte Lauterbach.
Dennoch räumte der Minister ein, dass die Umsetzung dieser Reformen nicht ohne Herausforderungen sei. Besonders der Datenschutz sei ein sensibler Bereich, der mit größter Sorgfalt behandelt werden müsse. „Ohne das Vertrauen der Bevölkerung werden wir scheitern. Datenschutz ist keine Hürde, sondern die Grundlage für Akzeptanz“, sagte Lauterbach. Gleichzeitig appellierte er an die Akteure im Gesundheitswesen, bestehende Widerstände gegen digitale Technologien abzubauen.
Die Diskussion um die Digitalisierung des Gesundheitssystems ist nicht neu, doch Lauterbachs Ansatz, konkrete Maßnahmen mit einer klaren Vision zu verbinden, hat das Potenzial, die lange stagnierende Entwicklung voranzutreiben. Seine Rede endete mit einem eindringlichen Appell: „Die Zeit der Pilotprojekte und endlosen Diskussionen ist vorbei. Wir müssen jetzt handeln – und zwar gemeinsam.“
Karl Lauterbachs Plädoyer für eine digitalisierte Zukunft des deutschen Gesundheitswesens ist sowohl ambitioniert als auch überfällig. Die Probleme, die das System derzeit belasten – Fachkräftemangel, überfüllte Praxen, lange Wartezeiten und ineffiziente Abläufe – sind längst bekannt. Die Digitalisierung bietet eine Chance, diese Herausforderungen zu meistern, doch der Weg dorthin ist steinig.
Die elektronische Patientenakte könnte ein Gamechanger sein, wenn sie konsequent und flächendeckend umgesetzt wird. Sie verspricht nicht nur eine bessere Vernetzung zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken, sondern auch einen signifikanten Gewinn an Effizienz. Doch die Erfahrungen der Vergangenheit – etwa die schleppende Einführung des E-Rezepts – zeigen, wie groß die Widerstände innerhalb des Systems sein können. Die Politik muss daher sicherstellen, dass die Einführung der ePA nicht nur technisch einwandfrei funktioniert, sondern auch von Ärzten, Pflegekräften und Patienten akzeptiert wird.
Ein weiteres Kernstück ist die Nutzung von Gesundheitsdaten für die Forschung. Hier stößt Lauterbach auf ein sensibles Thema: Datenschutz. Die Sorge vieler Bürger, dass ihre Daten missbraucht werden könnten, ist nicht unbegründet. Es wird entscheidend sein, transparente und nachvollziehbare Regelungen zu schaffen, die den Schutz der persönlichen Daten garantieren und gleichzeitig der Wissenschaft genügend Raum für Innovation lassen.
Besonders bemerkenswert ist Lauterbachs Fokus auf Künstliche Intelligenz. Seine Beschreibung der KI als „besonders geduldigen Arzt“ verdeutlicht die Chancen, die diese Technologie bietet. Sie kann nicht nur Diagnosen präzisieren, sondern auch neue Behandlungsoptionen aufzeigen, die bisher unentdeckt blieben. Doch auch hier gibt es Hürden: Die Implementierung von KI erfordert hohe Investitionen, technische Expertise und eine klare rechtliche Grundlage.
Das größte Risiko liegt jedoch in der Umsetzung. Die deutsche Verwaltung ist bekannt für ihre Langsamkeit, und der Widerstand gegen Veränderungen ist tief verwurzelt. Lauterbach hat recht, wenn er sagt, dass die Digitalisierung eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Ohne die Unterstützung aller Beteiligten – von Ärzten und Pflegekräften bis hin zu IT-Experten und Patienten – werden die Reformen nicht die gewünschte Wirkung entfalten.
Die Zeit der theoretischen Debatten ist vorbei. Jetzt braucht es konkrete Maßnahmen, klare Zeitpläne und eine engagierte politische Führung. Wenn Lauterbachs Vision Realität werden soll, muss die Bundesregierung nicht nur in die Technik, sondern auch in die Akzeptanz und das Vertrauen der Menschen investieren. Nur dann wird die Digitalisierung des Gesundheitssystems zu einer Erfolgsgeschichte.
Versorgung im Winter: Entspannung bei Kinderantibiotika und Arzneimitteln
Die Versorgungslage mit Arzneimitteln in Deutschland zeigt sich für die bevorstehende Herbst- und Wintersaison deutlich verbessert. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der gemeldeten Lieferengpässe in diesem Jahr spürbar zurückgeht. Dies wurde in der jüngsten Sitzung des Beirats für Liefer- und Versorgungsengpässe bestätigt. Besonders bei Kinderantibiotika, die im vergangenen Jahr für erhebliche Herausforderungen sorgten, zeichnet sich eine deutliche Entspannung ab.
Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden bis Ende Oktober rund 700 Lieferengpässe gemeldet, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 1.017 Fällen im Vorjahr. Aktuell gelten etwa 450 dieser Meldungen noch als offen. Bezogen auf die 100.000 zugelassenen Arzneimittel in Deutschland ergibt sich eine geringe Lieferengpassquote von nur 0,4 Prozent. Das BfArM betont jedoch, dass ein Lieferengpass nicht zwangsläufig eine Versorgungskrise bedeutet, da oft wirkstoffgleiche Generika verfügbar sind, die eine kontinuierliche Therapie der Patienten ermöglichen.
Besonders im Fokus stehen Kinderantibiotika, deren Verfügbarkeit in diesem Jahr stark verbessert wurde. Nach aktuellen Prognosen werden die Vorräte der pharmazeutischen Unternehmen und des Großhandels den Bedarf mindestens decken, wenn nicht sogar übertreffen. Auch bei Fiebersäften zeigt sich die Versorgungslage stabil. Pharmazeutische Unternehmen und Großhändler haben sich offenbar auf die erhöhte Nachfrage vorbereitet und ausreichende Lagerbestände aufgebaut.
Gleichzeitig macht das BfArM darauf aufmerksam, dass punktuelle Nichtverfügbarkeiten bestimmter Wirkstoffe oder Darreichungsformen nicht ausgeschlossen werden können. Dennoch sei durch therapeutische Alternativen oder unterschiedliche Dosierungen eine ausreichende Versorgung gewährleistet. Versorgungsengpässe, die die Gesundheit der Bevölkerung unmittelbar gefährden, seien daher nicht zu erwarten.
Ein neues KI-gestütztes Frühwarnsystem des BfArM trägt dazu bei, mögliche Engpässe frühzeitig zu erkennen. Es analysiert in Echtzeit Produktionsdaten, Lagerbestände und Verfügbarkeiten und gibt rechtzeitig Hinweise auf mögliche Probleme in der Lieferkette. Durch diese proaktive Überwachung sollen Versorgungsengpässe wie im vergangenen Winter vermieden werden.
Die Nachricht von einer stabilisierten Versorgungslage mit Arzneimitteln ist ein positives Signal in einer Zeit, in der Versorgungsengpässe in der öffentlichen Diskussion oft für Unsicherheit sorgen. Besonders erfreulich ist die verbesserte Situation bei Kinderantibiotika und Fiebersäften – Produkte, die in der kalten Jahreszeit zu den am häufigsten nachgefragten Medikamenten gehören.
Die Einführung eines KI-gestützten Frühwarnsystems durch das BfArM zeigt, dass der technologische Fortschritt entscheidend dazu beitragen kann, Probleme frühzeitig zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dennoch bleibt die Frage, ob diese Entwicklungen nachhaltig sind oder lediglich eine temporäre Entlastung darstellen. Insbesondere globale Lieferketten, Rohstoffengpässe und steigende Produktionskosten könnten die Situation zukünftig erneut belasten.
Es ist jetzt Aufgabe aller Beteiligten – von Politik und Behörden bis hin zu Herstellern und Apotheken –, die positiven Ansätze weiter auszubauen und langfristige Strategien zu entwickeln. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und vorausschauende Planung kann sichergestellt werden, dass Versorgungssicherheit nicht nur ein kurzfristiger Erfolg bleibt, sondern zu einer dauerhaften Realität wird.
Lauterbach verteidigt Risikobewertung in der Pandemie 2022
Im Februar 2022, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, entschied Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Risikobewertung der Pandemie nicht wie vom Robert Koch-Institut (RKI) vorgeschlagen von „sehr hoch“ auf „hoch“ zu reduzieren. Diese Entscheidung stößt auch rückblickend auf geteilte Meinungen. Medienrecherchen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR haben ergeben, dass das RKI damals die Herabstufung der Risikobewertung vorgeschlagen hatte, was jedoch vom Gesundheitsministerium abgelehnt wurde. Laut internen Informationen teilte das Ministerium mit, dass eine Anpassung „politisch nicht gewünscht“ sei.
Die Entscheidung fiel zu einer Zeit, in der die Zahl der täglichen Covid-19-Todesfälle immer noch dreistellig war. Laut Lauterbach hätte eine Herabstufung zu diesem Zeitpunkt ein falsches Signal an die Bevölkerung gesendet. Auf der Plattform X verteidigte er gestern diese Maßnahme und erklärte: „Hätten wir im Februar 2022 die Risikostufe bereits herabgesetzt, als zum Teil noch Hunderte Menschen am Tag an Covid gestorben sind, wäre das ein Fehler gewesen.“ Das Ministerium hielt daher an der Einstufung „sehr hoch“ fest, obwohl sich die epidemiologische Lage stellenweise entspannt hatte.
Lauterbachs Entscheidung, die Empfehlung des RKI nicht umzusetzen, zeigt, wie stark politische Überlegungen in der Pandemiebewältigung eine Rolle spielen können. Das RKI, unter der Leitung des damaligen Präsidenten Lothar Wieler, hatte die Herabstufung empfohlen, basierend auf sinkenden Fallzahlen und einer wachsenden Immunität in der Bevölkerung. Dennoch stellte das Gesundheitsministerium die Signalwirkung der Risikobewertung in den Vordergrund. Laut Bericht wurde der Vorschlag des RKI intern diskutiert, aber schließlich zurückgewiesen.
Während Lauterbach die Maßnahme als gerechtfertigt ansieht, wirft der Fall grundlegende Fragen über das Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Expertise und politischen Entscheidungen auf. Kritiker argumentieren, dass eine wissenschaftlich fundierte Anpassung der Risikobewertung das Vertrauen in die Transparenz staatlicher Entscheidungen hätte stärken können. Befürworter halten dagegen, dass das BMG in einer Phase hoher Unsicherheiten vorsichtig handeln musste, um das öffentliche Bewusstsein für die Gefahren der Pandemie nicht zu senken.
Die Diskussion um die Entscheidung des Gesundheitsministeriums im Februar 2022 offenbart ein wiederkehrendes Dilemma in der politischen Krisenbewältigung: Wie weit darf Politik von wissenschaftlichen Empfehlungen abweichen, um eigene Prioritäten zu setzen? Karl Lauterbachs Argument, dass eine Herabstufung der Risikobewertung in einer Phase hoher Sterbezahlen ein falsches Signal gesendet hätte, ist nachvollziehbar. Der öffentliche Diskurs hätte eine solche Entscheidung womöglich als Verharmlosung der Lage interpretiert. Doch genau hierin liegt die Herausforderung: Wenn wissenschaftliche Empfehlungen in den Hintergrund treten, droht die Glaubwürdigkeit von Fachinstitutionen wie dem RKI zu leiden.
Lauterbach hat mit seiner Entscheidung deutlich gemacht, dass die Wahrnehmung der Bevölkerung eine zentrale Rolle spielte. Gleichzeitig wirft der Fall die Frage auf, ob politische Erwägungen nicht zu stark in wissenschaftliche Prozesse eingreifen. Eine transparente Kommunikation hätte möglicherweise dazu beigetragen, das Spannungsfeld zwischen Politik und Wissenschaft zu entschärfen.
Rückblickend zeigt sich, dass Krisenmanagement nicht nur aus Fakten, sondern auch aus Kommunikationsstrategien besteht. Die Abwägung zwischen wissenschaftlicher Richtigkeit und politischer Verantwortung bleibt ein Balanceakt – und Lauterbachs Vorgehen wird wohl weiterhin für Diskussionen sorgen.
Hilfe zur Selbsthilfe: Apotheker ohne Grenzen stärken Gesundheitsversorgung in Tansania
Die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) hat nach 16 Jahren Engagement einen wichtigen Meilenstein erreicht: Das Gesundheitszentrum im ländlichen Hanga, Tansania, kann seine pharmazeutische Versorgung eigenständig sicherstellen. Dieses Erfolgsmodell soll nun in Bukoba, im Norden des Landes, wiederholt werden, um die medizinische Versorgung auch dort nachhaltig zu verbessern.
Hanga, eine abgelegene Region im Süden Tansanias, war lange Zeit von einem erheblichen Mangel an medizinischen Ressourcen geprägt. Das nächstgelegene Krankenhaus in Songea ist 43 Kilometer entfernt und für viele Patienten weder erreichbar noch finanzierbar. In Zusammenarbeit mit der Benediktiner-Abtei St. Bernard hat AoG über Jahre hinweg die Infrastruktur des Gesundheitszentrums ausgebaut, das heute über eine eigene Radiologie, zahnmedizinische Versorgung und eine Mutter-Kind-Station verfügt. Diese Erweiterungen, kombiniert mit einem intensiven Schulungsprogramm für das Personal, haben es ermöglicht, die Arzneimittelversorgung nachhaltig zu sichern und das Zentrum wirtschaftlich zu stabilisieren.
Laut AoG-Geschäftsführerin Eliette Fischbach liegt der Fokus der Projekte immer auf langfristiger Unabhängigkeit. „Wir wollen uns selbst überflüssig machen“, betont sie. Durch zusätzliche Einnahmequellen wie kleinere Operationen ist das Zentrum nicht mehr ausschließlich auf Rückzahlungen des National Health Insurance Fund angewiesen. Die lokale Bevölkerung zeigt großes Vertrauen in die Einrichtung, wie Bruder Lucius, Leiter des Zentrums, berichtet. „Die Menschen wissen, dass sie hier qualitativ hochwertige Versorgung erhalten.“
Nun wendet sich die Organisation einem neuen Projekt zu. Im St. Therese Bukoba Health Center im äußersten Norden Tansanias fehlen derzeit sowohl finanzielle Mittel als auch grundlegende medizinische Ausstattung. Täglich müssen Patienten abgewiesen werden, wie Schwester Immaculata Karumuna, ehemalige Leiterin des Zentrums, berichtet. AoG plant, die Medikamentenversorgung, die Beschaffung von medizinischem Equipment und die Schulung des Personals zu finanzieren. Auch hier soll ein langfristiges Modell aufgebaut werden, das auf mehreren Standbeinen basiert. „Die Versorgung muss nicht nur regelmäßig, sondern auch bedarfsgerecht und zuverlässig sein“, erklärt Fischbach.
Die Herausforderungen bleiben groß, da Tansania eines der ärmsten Länder der Welt ist. Ein Großteil der Bevölkerung kann sich keine Krankenversicherung leisten und ist auf günstige oder kostenlose medizinische Angebote angewiesen. AoG setzt daher auf gezielte Maßnahmen, um die Unabhängigkeit des Bukoba Health Centers zu fördern. Der Wissenstransfer spielt dabei eine Schlüsselrolle. Regelmäßige Projektreisen sollen den Schulungsbedarf ermitteln und Vertrauen aufbauen.
Mit dem erfolgreichen Abschluss in Hanga und dem Start des Projekts in Bukoba unterstreicht AoG die Bedeutung nachhaltiger Entwicklungsarbeit. „Nur durch ein stabiles Gesundheitssystem können langfristig Perspektiven geschaffen werden“, betont Fischbach. Die Organisation ruft zu Spenden auf, um die dringend benötigte Hilfe in Bukoba zu finanzieren.
Der Erfolg des Gesundheitszentrums in Hanga zeigt, dass nachhaltige Entwicklungsarbeit möglich ist, wenn sie strategisch und langfristig angelegt wird. Apotheker ohne Grenzen hat bewiesen, dass Hilfe zur Selbsthilfe mehr bewirken kann als kurzfristige Hilfsmaßnahmen. Die Autonomie des Zentrums in Hanga ist ein Paradebeispiel dafür, wie lokale Strukturen gestärkt werden können, um Eigenständigkeit zu gewährleisten.
Das Projekt in Bukoba steht jedoch vor großen Herausforderungen. Die finanzielle Lage der Region, die fehlende Infrastruktur und der Mangel an Ressourcen erfordern ein hohes Maß an Einsatz und Planung. Es ist essenziell, dass die Organisation weiterhin auf Wissenstransfer und die Ausbildung des Personals setzt. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Bukoba Health Center nicht in eine Abhängigkeit gerät, sondern eigenständig agieren kann.
Die Arbeit von AoG verdient nicht nur Anerkennung, sondern auch Unterstützung. Spenden sind eine Investition in die Zukunft der Gesundheitsversorgung und damit in die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Dieser Ansatz sollte Vorbildcharakter für andere Hilfsorganisationen haben, die oft kurzfristige Hilfe ohne langfristige Perspektive leisten. Nachhaltigkeit und Autonomie müssen das Ziel jeder humanitären Arbeit sein.
Lenacapavir: Hoffnungsträger in der HIV-Prävention
Ein neues Medikament namens Lenacapavir könnte die Prävention von HIV-Infektionen revolutionieren. In der Phase-III-Studie „Purpose 2“, deren Ergebnisse kürzlich im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) vorgestellt wurden, zeigte das Präparat eine Schutzwirkung, die mit bisherigen Ansätzen vergleichbar ist, dabei jedoch durch deutlich mehr Komfort überzeugt. Der Wirkstoff wird zweimal jährlich als Depotspritze verabreicht und könnte Menschen mit hohem Infektionsrisiko eine praktikable Alternative zur täglichen Einnahme von Präventionsmedikamenten wie Truvada bieten.
Laut der Studie reduzierten zwei halbjährliche Injektionen das Infektionsrisiko um 96 Prozent. Unter den knapp 3.300 Studienteilnehmern infizierten sich lediglich zwei Personen in der Lenacapavir-Gruppe, während in der Vergleichsgruppe mit Truvada neun Fälle verzeichnet wurden. Experten betonen, dass der hohe Schutzgrad von Lenacapavir nicht nur die Effektivität unterstreicht, sondern auch das Potenzial hat, die Akzeptanz von HIV-Präventionsmaßnahmen in der breiten Bevölkerung zu erhöhen.
Astrid Berner-Rodoreda vom Universitätsklinikum Heidelberg bezeichnete Lenacapavir als Durchbruch in der HIV-Prophylaxe. Besonders in Regionen, in denen die tägliche Einnahme von Medikamenten mit gesellschaftlicher Stigmatisierung verbunden ist, könnte die halbjährliche Spritze eine erhebliche Entlastung darstellen. Für Frauen in Afrika südlich der Sahara, die besonders gefährdet sind, sei dies ein großer Schritt nach vorn.
Doch es gibt Herausforderungen. Kritiker wie Max von Kleist von der Freien Universität Berlin weisen darauf hin, dass die Resistenzbildung ein Risiko darstellt, da Lenacapavir nach Absetzen noch bis zu ein Jahr im Körper nachweisbar ist. Eine Infektion in diesem Zeitraum könnte resistente Virusvarianten fördern. Daher wird empfohlen, bei Beendigung der Lenacapavir-Therapie vorübergehend auf Alternativen wie Truvada zurückzugreifen.
Ein weiteres Hindernis sind die hohen Kosten. In den USA beläuft sich der Preis für die Behandlung mit Lenacapavir auf rund 42.000 Dollar pro Jahr. Für ärmere Länder, in denen das Medikament am dringendsten benötigt wird, ist dies unerschwinglich. Gilead, der Hersteller, plant jedoch Programme, um die Verfügbarkeit in diesen Regionen zu verbessern.
Die Bedeutung von Lenacapavir wurde bereits in der vorangegangenen „Purpose 1“-Studie hervorgehoben. Dort wurden rund 5.300 junge Frauen in Südafrika und Uganda untersucht. Während in der Lenacapavir-Gruppe keine Infektionen auftraten, verzeichneten die Kontrollgruppen 55 HIV-Infektionen. Diese Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit des Medikaments und untermauern seine potenzielle Rolle in der globalen Bekämpfung von HIV.
Ob Lenacapavir auch in Deutschland als Präventionsmittel zugelassen wird, bleibt unklar. Bisher ist das Medikament hier nur zur Behandlung bereits infizierter Personen zugelassen, wird jedoch von Gilead nicht vermarktet. Die globale Dringlichkeit, Zugang zu innovativen Präventionsmitteln wie Lenacapavir zu ermöglichen, ist jedoch unbestritten.
Die Einführung von Lenacapavir in der HIV-Prävention könnte ein Wendepunkt im Kampf gegen eine der schwerwiegendsten Epidemien der Welt sein. Besonders in stark betroffenen Regionen wie Afrika südlich der Sahara eröffnet das Medikament neue Perspektiven. Die Möglichkeit, das Risiko einer Infektion mit nur zwei Spritzen pro Jahr drastisch zu senken, ist nicht nur medizinisch, sondern auch gesellschaftlich ein Meilenstein.
Dennoch darf der Blick für die Herausforderungen nicht fehlen. Die Resistenzproblematik und die hohen Kosten könnten die breite Verfügbarkeit und Akzeptanz des Präparats gefährden. Es liegt in der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft, sicherzustellen, dass Innovationen wie Lenacapavir nicht an finanziellen oder strukturellen Hürden scheitern.
Eine nachhaltige Strategie, die sowohl den Zugang als auch die langfristige Wirksamkeit gewährleistet, ist unerlässlich. Lenacapavir bietet die Chance, die HIV-Epidemie weiter einzudämmen – doch diese Chance muss durch kluge und solidarische Maßnahmen genutzt werden.
Psoriasis im Fokus: Warnsignale erkennen und Komplikationen vermeiden
Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist weit mehr als eine chronische Hauterkrankung. Die Autoimmunerkrankung betrifft nicht nur die Haut, sondern greift auch Gelenke, Sehnen und innere Organe an. Etwa 30 Prozent der Patienten entwickeln eine Psoriasis-Arthritis, deren frühzeitige Erkennung entscheidend für die Vermeidung langfristiger Schäden ist. Darauf wies Professor Dr. Petra Staubach-Renz, Oberärztin der Universitätsmedizin Mainz, bei einem Fortbildungskongress in Heidelberg hin.
Die Symptome der Psoriasis sind bekannt: rötliche, schuppende Hautherde an typischen Stellen wie Ellenbogen, Knien oder der Kopfhaut. Doch weniger sichtbar und oft unterschätzt sind die systemischen Auswirkungen. Gelenkschmerzen, Morgensteifigkeit und asymmetrische Entzündungen in Gelenken sind typische Warnsignale für eine Psoriasis-Arthritis. Besonders riskant sind Nagelveränderungen, die auf eine Gelenkbeteiligung hinweisen können. Patienten mit Nagelpsoriasis haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Gelenkentzündungen, betonte Staubach-Renz.
Psoriasis ist auch mit zahlreichen Begleiterkrankungen assoziiert. Die Entzündungen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar psychische Erkrankungen wie Depressionen. „Ein intelligentes und frühzeitiges Eingreifen kann diesen ‚Tsunami an Komorbiditäten‘ verhindern“, erklärte die Expertin. Sie plädiert für das Prinzip „Treat smart and early“, also eine individualisierte, zielgerichtete Therapie.
Die moderne Behandlung hat große Fortschritte gemacht. Während bei leichten Formen meist eine lokale Therapie ausreicht, sind bei schweren Verläufen systemische Therapien erforderlich. Biologika, darunter TNF-Inhibitoren sowie Anti-IL-17- und Anti-IL-23-Therapien, gelten heute als Goldstandard. Diese Substanzen modulieren das Immunsystem und bieten eine hohe Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit. Neu ist, dass Biologika auch bei Kindern ab sechs Jahren eingesetzt werden können, wie die überarbeitete Leitlinie empfiehlt.
Apotheken spielen eine Schlüsselrolle in der Früherkennung. Sie können Patienten gezielt nach Symptomen befragen, die auf eine systemische Beteiligung hinweisen, wie Nagelveränderungen oder Augenentzündungen. „Apotheken sind die Lotsen im Gesundheitssystem“, betonte Staubach-Renz. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Dermatologen und Rheumatologen ist entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu sichern.
Psoriasis ist eine Erkrankung, die oft auf die sichtbaren Hautsymptome reduziert wird. Doch die Realität zeigt, dass sie ein systemisches Problem darstellt, das den gesamten Körper betrifft. Die Forschung hat enorme Fortschritte gemacht, doch bleibt die Herausforderung, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Besonders Apotheken kommt hier eine entscheidende Rolle zu, denn sie sind oft der erste Kontaktpunkt im Gesundheitssystem.
Die Warnsignale wie Nagelveränderungen oder Gelenkschmerzen sollten nicht ignoriert werden. Hier müssen Apotheker nicht nur aufmerksam sein, sondern auch gezielt nachfragen. Ihre Position als Vertrauenspersonen kann den entscheidenden Unterschied machen. Es ist an der Zeit, die Rolle der Apotheken als Lotsen im Gesundheitssystem stärker zu betonen. Ein gemeinsames Engagement aller Beteiligten – Patienten, Apotheker und Ärzte – ist nötig, um den Betroffenen frühzeitig die bestmögliche Versorgung zu bieten. Psoriasis kann heute erfolgreich behandelt werden, doch der Schlüssel liegt im rechtzeitigen Handeln.
Rekordanstieg bei Scharlach-Infektionen: Kinderärzte warnen vor Nachholeffekt
Die Zahl der Scharlach-Infektionen bei Kindern hat 2023 einen alarmierenden Höchststand erreicht. Laut einer Analyse der Krankenkasse DAK wurden in diesem Jahr fast viermal mehr Fälle registriert als im Vorjahr. Pro 1.000 Kinder dokumentierten Ärzte im Durchschnitt 40 Infektionen, während dieser Wert 2022 noch bei rund 10 Fällen lag. Hochgerechnet waren etwa 440.000 Kinder bis zum Alter von 14 Jahren betroffen, wie die Krankenkasse der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Besonders stark stiegen die Infektionen bei 10- bis 14-jährigen Schulkindern, wo sich die Fallzahlen verfünffachten.
Die Daten untermauern einen deutlichen Nachholeffekt, der nach dem Ende der Corona-Schutzmaßnahmen eingetreten ist. Während der Pandemie waren Infektionskrankheiten durch Hygieneauflagen, Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen stark zurückgedrängt worden. Mit dem Wegfall dieser Maßnahmen breitete sich jedoch auch Scharlach, verursacht durch Streptokokken der Gruppe A, wieder verstärkt aus. Experten sehen die derzeitigen Zahlen als direkte Folge der veränderten Infektionslage.
„Der drastische Anstieg ist in den Praxen klar spürbar“, erklärte Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Die langanhaltenden Einschränkungen während der Pandemie hätten die natürliche Auseinandersetzung des Immunsystems mit Krankheitserregern reduziert, was nun nachgeholt werde.
Scharlach gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten bei Kindern und lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. Dennoch sollten Eltern bei typischen Symptomen wie Halsschmerzen, Fieber, Hautausschlag und der charakteristischen „Himbeerzunge“ frühzeitig ärztlichen Rat suchen. Unbehandelt kann die Erkrankung schwere Komplikationen wie rheumatisches Fieber oder Nierenschäden verursachen.
Die steigenden Fallzahlen werfen auch Fragen zur Rolle von Schulen und Kitas bei der Eindämmung von Infektionskrankheiten auf. Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und das Isolieren erkrankter Kinder bleiben essenziell. Gleichzeitig fordern Experten mehr Aufklärung, um die hohe Zahl an Infektionen in den Griff zu bekommen.
Der Rekordanstieg bei Scharlach-Infektionen ist mehr als nur eine Folge der Pandemie: Er ist ein Spiegel dafür, wie stark unser Umgang mit Infektionskrankheiten von äußeren Bedingungen abhängt. Der Rückgang während der Corona-Maßnahmen hat gezeigt, wie effektiv einfache Hygienemaßnahmen wirken können. Doch der plötzliche Anstieg zeigt auch die Schattenseite: Kinder hatten weniger Gelegenheit, ihr Immunsystem aufzubauen.
Die Politik ist jetzt gefragt, um gezielt auf solche Entwicklungen zu reagieren. Eltern wiederum sollten die Symptome von Scharlach ernst nehmen und medizinischen Rat einholen, um Komplikationen zu vermeiden. Prävention bleibt dabei der Schlüssel – sei es durch Aufklärung oder durch konsequente Hygiene in Bildungseinrichtungen.
Die Herausforderung liegt darin, das richtige Gleichgewicht zu finden: zwischen dem Schutz vor Infektionen und der Förderung eines natürlichen Immunschutzes bei Kindern. Nur so können wir verhindern, dass solche Zahlen in Zukunft zur Norm werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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