• 08.11.2024 – Apotheken-News: Gesundheitskosten, Cyberangriffe und Betrugsfälle

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Gesundheitskosten, Cyberangriffe und Betrugsfälle

 

Höhere Beiträge, wachsende Sicherheitsrisiken und Reformbedarf prägen die Zukunft des Gesundheitswesens in Deutschland

Deutschland blickt auf ein Jahr voller Herausforderungen im Gesundheits- und Apothekenwesen: Höhere Krankenkassenbeiträge, Cyberrisiken für Apotheken, betrügerische Corona-Testzentren und steigende Kosten belasten das System. Parallel bringen neue Medikamente wie Capivasertib Hoffnung für schwer behandelbare Brustkrebspatienten, während eine Studie auf die Präventionsrolle von Apotheken hinweist. Der Rückzug des SPD-Gesundheitsexperten Dirk Heidenblut und der politische Druck auf Kanzler Scholz verschärfen die Lage weiter. Spannungen und notwendige Reformen durchziehen die Gesundheitspolitik, die sich für eine krisensichere Zukunft wappnen muss.


Deutschland steht vor einem herausfordernden Jahr 2025. Für die gesetzlich Versicherten wird das Jahr mit finanziellen Mehrbelastungen starten, denn der Bundesgesundheitsminister plant eine Erhöhung des Zusatzbeitrags für die gesetzliche Krankenversicherung auf durchschnittlich 2,5 Prozent. Diese Anpassung von 0,8 Prozentpunkten wird durch eine prognostizierte Finanzierungslücke notwendig, da die Kassen für das kommende Jahr ein Budget von 341,4 Milliarden Euro vorsehen, das die erwarteten Einnahmen um rund 46,7 Milliarden Euro übersteigt. Diese Anhebung hat das Potenzial, viele Versicherte zu belasten, da es neben anderen finanziellen Engpässen im Gesundheitswesen eine der Maßnahmen ist, um die fortwährenden Defizite auszugleichen.

Zusätzlich wächst der Druck auf Apotheken, die zunehmend mit Cyberkriminalität konfrontiert werden. Die Digitalisierung und das vermehrte Arbeiten mit sensiblen Patientendaten machen sie zu attraktiven Zielen für Angriffe. Insbesondere mit der Einführung des elektronischen Rezepts und der digitalen Patientenakte ist das Risiko für Cyberangriffe gestiegen. Doch trotz der wachsenden Bedrohung ist vielen Apothekenbetreibern das volle Ausmaß des Risikos noch nicht bewusst. Es zeigt sich, dass eine gezielte Absicherung gegen die drohenden Vermögensschäden durch eine umfassende Cyberversicherung unabdingbar ist, um die finanzielle Zukunft von Apotheken in einer zunehmend digitalen Welt zu sichern.

Ein weiterer Schlag für das deutsche Gesundheitssystem ist der groß angelegte Abrechnungsbetrug im Zusammenhang mit nicht existierenden Corona-Testzentren, der von der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen aufgedeckt wurde. Eine 52-jährige Frau aus Essen soll fingierte Testleistungen im Wert von 1,4 Millionen Euro abgerechnet haben. Diese Gelder wurden bei verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigungen beantragt, obwohl die Testzentren und Leistungen nie existiert haben. Dieser Fall zeigt die Schwachstellen im System und hebt die Notwendigkeit strengerer Kontrollen hervor, um derartige Betrugsfälle zu verhindern.

Auch bei Impfungen bleiben die Risiken überschaubar, trotz einer gestiegenen Zahl von Meldungen über Nebenwirkungen. Das Paul-Ehrlich-Institut hat in einer umfassenden Auswertung für den Zeitraum von Januar 2022 bis Dezember 2023 über 8.659 Verdachtsfälle bei über 105 Millionen verabreichten Impfungen registriert. Der Anstieg der schwerwiegenden Fälle liegt jedoch weiterhin im sicheren Rahmen und wird teils der erhöhten Sensibilität der Bevölkerung zugeschrieben, die durch die Corona-Pandemie zu einer intensiveren Meldung von Komplikationen geführt hat.

Gleichzeitig bringt die US-Kosmetikmarke Aveeno ihre Hafer-basierten Hautpflegeprodukte nach Deutschland und zielt damit auf Menschen mit trockener und empfindlicher Haut. Die Einführung erfolgt durch den neuen Gesundheitszweig von Johnson & Johnson, Kenvue, und wird die Produktlinie in deutschen Apotheken anbieten. Die lange bewährte Wirkung von Hafer in der Hautpflege, die auf Forschungen aus den 1940er Jahren zurückgeht, ist für viele Verbraucher eine ansprechende Alternative zu herkömmlichen Pflegeprodukten.

Für schwer therapierbare Fälle von Brustkrebs zeigt sich Capivasertib als Hoffnungsträger. Der innovative AKT-Hemmer wird bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, die an fortgeschrittenem ER-positivem und HER2-negativem Brustkrebs leiden. Diese spezifische Krebsart zählt zu den am schwersten behandelbaren und betrifft jedes Jahr Tausende, insbesondere in Deutschland. Mit etwa 74.500 Neuerkrankungen pro Jahr bleibt Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

Auch in der Prävention bietet sich ein neuer Ansatz: Ein Vorhofflimmern-Screening in Apotheken könnte dazu beitragen, Schlaganfälle zu verhindern. Vorhofflimmern ist eine oft unerkannte Herzrhythmusstörung, die schwere gesundheitliche Folgen haben kann. Eine kanadische Studie legt nahe, dass Apotheken eine zentrale Rolle bei der Erkennung dieser Erkrankung und der anschließenden Antikoagulationstherapie spielen könnten, ein Ansatz, der auch in Deutschland diskutiert wird.

Ein weiterer Bereich, der zunehmend Aufmerksamkeit erfordert, ist der Umgang mit „Compounded Semaglutid“, einem alternativen Präparat zum patentgeschützten GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid. In den USA kam es zu Todesfällen durch diese Rezepturpräparate, deren Herstellung oft von Apotheken oder Laboren in Zeiten von Lieferengpässen übernommen wurde. Diese Vorfälle heben das Risiko hervor, das von nicht regulierten und nicht zugelassenen Rezepturen ausgehen kann, deren Qualität und Dosierung nicht einheitlich gewährleistet sind.

Ein anderes Beispiel für die Missbrauchsmöglichkeiten im Gesundheitswesen zeigt der Fall eines Arztes aus Baden-Württemberg. Dieser hatte zur Umgehung seiner Steuerschulden einen Verein gegründet und seine Praxisvermögen darauf übertragen. Obwohl er die Praxis weiterhin führte, sollte der Verein als Betreiber erscheinen, um seine steuerliche Last zu mindern. Der Bundesgerichtshof urteilte in diesem Fall differenziert, was die Aufmerksamkeit auf ähnliche Methoden und deren rechtliche Grenzen lenkt.

Auch Apothekenbetreiber werden sich mit weiteren Kosten konfrontiert sehen, da die NGDA, eine Tochtergesellschaft von Avoxa, die Gebühren für die Nutzung des Securpharm-Servers um einen Euro pro Monat erhöht. Diese Erhöhung wird mit gestiegenen IT-Betriebskosten begründet und tritt ab Januar 2025 in Kraft. Damit müssen Apotheken jährlich 154,80 Euro für die Anbindung an das IT-Sicherheitssystem zahlen, um den Fälschungsschutz für Medikamente zu gewährleisten.

Im politischen Bereich sorgt das angekündigte Ausscheiden des SPD-Politikers Dirk Heidenblut für Aufsehen. Seit 2013 als Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Gesundheitsausschusses war Heidenblut ein wichtiger Ansprechpartner für die Apothekenbranche. Sein Rückzug aus der Bundespolitik bedeutet für die Apothekenschaft den Verlust eines zentralen Fürsprechers, der sich stets für die Belange der Apotheken starkgemacht hat, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.

In der Regierung steht Kanzler Olaf Scholz unter massivem Druck, nachdem CDU-Chef Friedrich Merz ihn aufgefordert hat, die Vertrauensfrage zu stellen. Diese Forderung wird mit der wachsenden Unsicherheit in der Regierungsarbeit begründet, und Merz betonte die Notwendigkeit für eine zügige Entscheidung zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Bundesregierung.

Ein Skandal erschüttert zudem die Berliner Apothekenszene, da ein Apotheker vor Gericht steht, dem besonders schwere Untreue und ein Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz vorgeworfen wird. Der Apotheker soll das Corona-Medikament Paxlovid, das kostenlos zur Behandlung von COVID-Patienten bereitgestellt wurde, illegal verkauft und so einen erheblichen Gewinn erzielt haben. Der Fall zieht sich seit fast zwei Jahren und hat auch die politische Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da Millionenbeträge in diesem Zusammenhang veruntreut worden sein sollen.

Zusammenfassend spiegeln diese Themen die Herausforderungen wider, die sich im Gesundheitswesen und in der politischen Landschaft Deutschlands abzeichnen. Mit steigenden Beiträgen, neuen Risiken im digitalen Bereich und regulatorischen Änderungen sehen sich die Akteure des Gesundheitswesens in Deutschland einer Reihe komplexer Probleme gegenüber.

 
Kommentar:

Das deutsche Gesundheitssystem sieht sich gegenwärtig einer Vielzahl an Herausforderungen ausgesetzt, die sowohl von finanziellen als auch technologischen und politischen Entwicklungen geprägt sind. Die steigenden Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung sind ein Symptom der chronischen Unterfinanzierung, die nicht nur Versicherte, sondern auch Anbieter von Gesundheitsleistungen, wie Apotheken, betrifft. Diese geraten zunehmend ins Visier von Cyberkriminellen, was eine professionelle und präventive Absicherung durch Cyberversicherungen umso dringlicher macht.

Ebenso werfen Betrugsfälle wie der durch fingierte Corona-Testzentren ein Schlaglicht auf die Schwächen im Abrechnungssystem und offenbaren, wie wichtig transparente und sichere Kontrollmechanismen sind. Sie erinnern daran, dass jeder Missbrauch das Vertrauen in das Gesundheitssystem gefährdet und schärfere Maßnahmen notwendig sind.

Die Einführung innovativer Therapien wie Capivasertib für schwer therapierbare Brustkrebsfälle zeigt jedoch auch, dass der medizinische Fortschritt unaufhaltsam voranschreitet und neue Hoffnung für Patienten mit ernsthaften Erkrankungen bereithält. Dennoch ist es wichtig, diesen Fortschritt verantwortungsvoll zu gestalten, wie die Fälle um das „Compounded Semaglutid“ verdeutlichen, das in den USA Todesopfer gefordert hat.

Die aktuelle Entwicklung unterstreicht, wie sehr die Gesundheitspolitik und -versorgung in Deutschland eng verzahnt sind und wie schwerwiegende Entscheidungen der Politik das Leben der Bürger beeinflussen können. Der Rücktritt von Dirk Heidenblut bedeutet den Verlust eines engagierten Fürsprechers der Apotheken, während die politische Krise rund um Bundeskanzler Scholz das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Regierung erschüttert.

Diese Entwicklungen fordern sowohl von politischen als auch von gesundheitlichen Entscheidungsträgern ein tiefgreifendes Umdenken und eine stärkere Fokussierung auf eine zukunftsfähige und sichere Gesundheitsversorgung, die nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch technologische und moralische Verantwortung übernimmt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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