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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken stehen vor umfassenden Veränderungen: Mit der geplanten Erweiterung des Impfangebots für Polio, FSME und Tetanus wachsen auch die Anforderungen an den Versicherungsschutz. Zudem bringt die Einführung digitaler E-Rezepte, unterstützt durch das Card-Link-Verfahren, neuen Schwung in den Wettbewerb, wodurch Apotheken vor Ort Kundenbindung stärken können. Unternehmen wie Redcare investieren massiv in diese digitale Zukunft, verzeichnen jedoch hohe Verluste durch intensive Marketingmaßnahmen. Gleichzeitig bietet das Immunserum Beyfortus zusätzlichen Schutz vor RSV-Infektionen, doch bleiben die Verordnungsregelungen teils unübersichtlich. Der langjährige Konflikt um die unfaire Praxis der Rx-Boni ausländischer Versandapotheken belastet die Branche weiterhin. Während Biontech durch angepasste Covid-19-Impfstoffe und Fortschritte in der Krebsforschung zurück in die Gewinnzone gelangt, zeigen internationale Vergleiche wie Kanada, wie Arzneimittelversorgung stabiler gestaltet werden kann. Die Grippewelle verdeutlicht dabei erneut die unterschätzten Risiken für Kinder und Senioren, während Apotheken ihre Rolle als Impfanbieter mit über 200.000 erfolgreich durchgeführten Impfungen weiter stärken.
Impfen in Apotheken: Branchenspezifische Versicherung als essentielle Absicherung
Mit der geplanten Erweiterung des Impfangebots durch Apotheken stehen Betreiber vor der Herausforderung, sich auf neue Risiken einzustellen. Die Verabreichung zusätzlicher Impfstoffe wie Polio, FSME, Tetanus und Diphtherie soll die Versorgung verbessern. Doch diese Aufgaben bedeuten nicht nur einen Wandel in den Tätigkeiten der Apotheken, sondern auch eine zusätzliche Verantwortung, die umfassende Anpassungen im Versicherungsschutz erfordert. Für Apothekeninhaber ist die branchenspezifische Absicherung damit wichtiger denn je, um potenzielle finanzielle und rechtliche Risiken zu minimieren und das Vertrauen der Patienten zu stärken.
Apotheken, die künftig Impfungen durchführen, bewegen sich juristisch auf anspruchsvollem Terrain. Da eine Injektion rechtlich als Körperverletzung gilt und nur durch die ausdrückliche Einwilligung des Impflings und eine umfassende Aufklärung legal gedeckt ist, entstehen neue haftungsrechtliche Herausforderungen. Ohne ärztliche Kontrollinstanz und im Falle eines Schadens könnte die Frage der Haftung im Fokus stehen. Bisher beschränkte sich die Verantwortung der Apotheker primär auf die Ausgabe von Arzneimitteln und den Beratungsservice, doch durch das eigenständige Impfen übernehmen sie eine aktivere Rolle im Gesundheitswesen, was zusätzlichen Versicherungsschutz erfordert.
Um diesen Risiken vorzubeugen, müssen Apothekeninhaber ihre Versicherungen auf mögliche Lücken prüfen. Eine branchenspezifische Apothekenversicherung, die mindestens eine AMG-Vorsorgedeckung umfasst, ist hier von großer Bedeutung. Diese Versicherung schützt Apotheken bei Tätigkeiten wie der Rekonstitution von Impfstoffen und beim Abfüllen oder Umpacken gegen haftungsrechtliche Konsequenzen. Ein umfassender Versicherungsschutz ist nicht nur in rechtlicher Hinsicht notwendig, sondern auch finanziell entscheidend, um das Unternehmen bei unerwarteten Haftungsansprüchen abzusichern.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Vermögensschadenhaftpflicht. Fehlerhafte Dokumentationen, wie falsch ausgestellte Impfnachweise oder Missverständnisse bei Reisedokumenten, können zu finanziellen Verlusten für die Kunden führen und damit zu Vermögensschäden, die von der klassischen Haftpflicht meist nicht gedeckt sind. Apothekeninhaber sollten prüfen, ob ihre Policen diesen speziellen Schutz beinhalten und gegebenenfalls nachbessern.
Mit dem erweiterten Impfangebot kommen weitere Investitionen auf Apotheken zu. Neben dem Impfraum, der nach geltenden Hygienevorschriften eingerichtet sein muss, sind spezielle Kühlsysteme notwendig, die den Impfstoffen eine konstant stabile Lagerung garantieren. Für Apotheken, die eine dauerhafte Lagerung von Impfstoffen anstreben, ist eine Versicherung gegen Lagerungsschäden unverzichtbar. Solche Policen sollten im Schadensfall auch eine ausreichende Deckung für Warenwerte ab 500.000 Euro bieten, insbesondere für temperatursensible Impfstoffe wie COVID-19-Impfstoffe, die strenge Lageranforderungen stellen. Um das Risiko von Unterversicherungen zu vermeiden, wird empfohlen, auf Policen zu setzen, die den Versicherungswert über Faktoren wie die Mitarbeiterstunden und nicht nur den Apothekenwert bestimmen.
Die branchenspezifische Apothekenversicherung hat somit eine hohe Priorität, da sie auf die speziellen Anforderungen und Risiken der Apothekenbranche abgestimmt ist. Versicherungen ohne Unterversicherungsregelung und eine umfassende Deckung für Eigen- und Vermögensschäden bieten nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern entlasten die Apotheken bei der Einführung neuer Dienstleistungen, wie der Impfungen, spürbar. So lässt sich die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung erhöhen, ohne dass Apothekeninhaber unnötige Risiken eingehen.
Die Möglichkeit, Impfungen in Apotheken anzubieten, ist ein wichtiger Schritt zur Entlastung des Gesundheitssystems und zur Verbesserung der Erreichbarkeit von Impfangeboten. Dennoch müssen Apothekeninhaber sich bewusst machen, dass sie mit dieser Aufgabe eine neue Form der Verantwortung übernehmen. Die bisherige Absicherung durch allgemeine Haftpflichtversicherungen reicht dafür kaum aus. Spezifische Apothekenversicherungen mit AMG-Vorsorgedeckung und Vermögensschadenabsicherung sind daher essenziell, um die rechtlichen und finanziellen Risiken im Schadensfall zu minimieren.
Auch in der Infrastruktur entstehen mit der Einführung von Impfleistungen erhebliche Anpassungen. Kostenintensive Investitionen in Impfräume und zertifizierte Kühlsysteme gehören zu den zwingenden Voraussetzungen, die Apotheken erfüllen müssen, um Impfungen sicher anbieten zu können. Ein umfassender Versicherungsschutz, der auch Lagerungsschäden und temperaturempfindliche Warenwerte einschließt, ist daher nicht nur eine Sicherheitsmaßnahme, sondern unverzichtbar für die Geschäftskontinuität.
Ohne eine ausreichende branchenspezifische Absicherung riskieren Apotheken, im Schadensfall finanziell überfordert zu sein, was den Fortbestand des Unternehmens gefährden könnte. Nur mit einem ganzheitlichen, auf die neuen Herausforderungen abgestimmten Versicherungsschutz können Apotheker den zunehmenden Anforderungen gerecht werden und die ihnen übertragenen Gesundheitsaufgaben erfolgreich und sicher umsetzen. Ein bewusster Umgang mit den neuen Risiken ist daher ebenso wichtig wie die Bereitschaft zur Übernahme dieser neuen Verantwortung im Gesundheitswesen.
Redcare verbucht Millionenverlust durch E-Rezept-Offensive – Apotheken im Anpassungsdruck
Redcare hat durch seine umfassenden Marketingmaßnahmen zur Förderung des E-Rezepts im bisherigen Jahresverlauf einen Verlust von über 20 Millionen Euro eingefahren. Das MDax-Unternehmen vermeldete, dass die massiven Werbekosten zur Etablierung des elektronischen Rezepts den Konzern im dritten Quartal tief in die roten Zahlen geführt haben. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank um vier Millionen Euro auf 11,4 Millionen Euro, was einer Marge von nur noch 2 Prozent entspricht – 1,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Kampagne, die insbesondere auf die langfristige Marktpositionierung von Redcare im Bereich digitaler Gesundheitsdienstleistungen abzielt, belastet das Ergebnis maßgeblich. Trotzdem hält das Unternehmen an seinem strategischen Kurs fest und erwartet langfristige Wettbewerbsvorteile durch die Vorreiterrolle im E-Rezept-Markt.
Für Apothekenbetreiber in Deutschland zeigt Redcares Vorgehen auf, dass die Digitalisierung des Rezepts nicht mehr zu übersehen ist und die Branche sich auf umfassende Veränderungen einstellen muss. Das E-Rezept soll bis 2025 flächendeckend in Deutschland eingeführt werden, und die Werbekampagne von Redcare dürfte den Prozess beschleunigen. Durch die zunehmende Akzeptanz digitaler Rezepte entsteht für Apotheken der Druck, ihre technischen Systeme anzupassen, die digitalen Rezeptübermittlungen zu integrieren und ihre Mitarbeiter für den Umgang mit der neuen Technologie zu schulen. Denn die steigende Anzahl elektronischer Rezepte wird dazu führen, dass Kunden eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung erwarten.
Der Wechsel zum E-Rezept bringt jedoch auch administrative Herausforderungen mit sich, die Apothekenbetreiber beachten sollten. Beispielsweise ist eine sichere IT-Infrastruktur erforderlich, die nicht nur eine schnelle Übermittlung, sondern auch den Datenschutz gewährleistet. Gerade für kleinere Apotheken ohne große IT-Abteilungen sind diese Anpassungen eine finanzielle wie organisatorische Herausforderung. Durch mögliche Fehler in der digitalen Rezeptverarbeitung, die zu Retaxationen und somit potenziellen finanziellen Verlusten führen könnten, wird die Fehlervermeidung zur neuen Priorität in Apotheken.
Hinzu kommt, dass sich durch die Digitalisierung auch der Wettbewerb verstärkt. Insbesondere große Apothekenketten und Versandapotheken, die das E-Rezept ebenfalls stark vorantreiben, könnten durch ihre technische und finanzielle Ausstattung einen Vorteil gegenüber kleineren Betrieben gewinnen. Dies erhöht den Anpassungsdruck auf unabhängige Apotheken, die Gefahr laufen, ihre Marktposition zu verlieren, wenn sie nicht rechtzeitig auf digitale Prozesse umstellen.
Die Einführung des E-Rezepts in Deutschland markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Gesundheitsversorgung, der sich massiv auf Apotheken auswirken wird. Redcares Milliardeninvestition in das E-Rezept ist ein klares Signal dafür, dass die Digitalisierung der Apothekenbranche unausweichlich ist und keine Verzögerung mehr duldet. Der Wandel bringt für Apotheken eine schwierige Balance zwischen Modernisierung und dem Erhalt des klassischen Serviceangebots.
Apothekenbetreiber müssen sich dieser Herausforderung stellen, indem sie ihre Infrastruktur modernisieren und den Anforderungen an eine schnelle, fehlerfreie digitale Rezeptverarbeitung gerecht werden. Gleichzeitig sollten sie aber auch ihre klassische Stärke, die persönliche Beratung, nicht vernachlässigen, da diese für viele Kunden einen wesentlichen Mehrwert darstellt. Es besteht die Chance, durch die zusätzliche digitale Beratung sogar neue Kundensegmente zu erreichen – insbesondere digitalaffine Patienten, die bisher eher auf Versandapotheken gesetzt haben.
Dennoch: Die Kosten für die Digitalisierung und die Gefahr von Wettbewerbsnachteilen durch große Ketten stellen vor allem kleine Apotheken vor große Herausforderungen. Daher wird die Unterstützung durch politische Maßnahmen zur Digitalisierung der Apothekenbranche zunehmend wichtig. Andernfalls droht, dass der traditionelle Apothekenmarkt im digitalen Wettbewerb zurückbleibt.
Beyfortus: Unterschiede in der Verordnungsregelung werfen Fragen für Apotheken auf
Das Immunserum Beyfortus (Nirsevimab) bietet für viele Kinder den erhofften Schutz vor schweren Verläufen einer RSV-Infektion (Respiratorisches Synzytial-Virus). Im Gegensatz zu klassischen Impfstoffen ist Beyfortus jedoch ein Immunserum und damit strengen, regional unterschiedlichen Vorgaben unterworfen. Diese Diskrepanz sorgt zunehmend für Verwirrung in der Praxis.
In Hamburg können Arztpraxen das Präparat seit Kurzem im Rahmen des sogenannten Sprechstundenbedarfs verordnen. Diese Regelung ermöglicht, dass die Kosten nicht über das Budget der Ärzte abgerechnet werden müssen, sondern als Praxiskosten übernommen werden. In Berlin hingegen ist eine solche Verordnungsweise nicht vorgesehen. Dort müssen die Eltern die Verordnung individuell für ihr Kind erhalten, wodurch sich Fragen hinsichtlich der Kostenerstattung und der praktischen Umsetzung ergeben.
Für Apotheken bringt die Situation zusätzliche Herausforderungen mit sich. Apothekenbetreiber müssen bei der Abgabe von Beyfortus verstärkt auf die unterschiedlichen Verordnungsbedingungen achten, da eine fehlerhafte Abrechnung möglicherweise zu Retaxierungen führen kann. Besonders in Berlin kann die Einzelfallverordnung der Eltern eine Erhöhung der Bearbeitungszeit und des administrativen Aufwands bedeuten, da Apotheker für die Beratung zur Kostenübernahme und Erstattungsmöglichkeiten mehr Zeit einplanen müssen.
In Hamburg hingegen sind Apothekenbetreiber angehalten, die Sprechstundenbedarfsverordnung korrekt zu dokumentieren, um Fehler zu vermeiden. Hinzu kommt, dass die regionale Unterscheidung zu einer Verunsicherung bei den Eltern führen kann, die teilweise von den Regelungen in anderen Städten gehört haben und nun unterschiedliche Bedingungen erklärt bekommen. Diese regionalen Unterschiede könnten potenziell zu Missverständnissen und Vertrauensverlust führen, falls Patienten eine einheitliche Regelung erwarten.
Die Situation rund um die Verordnung von Beyfortus offenbart ein grundsätzliches Problem im deutschen Gesundheitssystem: die regional unterschiedlichen Vorgaben für medizinische Leistungen. Gerade bei einem Präparat wie Beyfortus, das für viele Eltern einen Schutz vor dem gefährlichen RSV darstellt, erscheint es wenig nachvollziehbar, dass sich Regelungen zwischen Bundesländern so stark unterscheiden.
Für Apotheken entstehen durch solche Unterschiede zusätzliche Aufgaben. Einerseits müssen sie die lokalen Vorschriften genau kennen und konsequent umsetzen. Andererseits erfordert die Beratung der Eltern oft Geduld und Fachwissen, um die individuellen Verordnungsmöglichkeiten zu erläutern. Diese Mehrbelastung bleibt bisher unbeachtet, obwohl Apotheken bereits unter zunehmenden bürokratischen und finanziellen Druck geraten sind.
Es wäre an der Zeit, eine Vereinheitlichung solcher Regelungen zu erreichen, um sowohl Apotheken als auch Patienten die Handhabung zu erleichtern und Verwirrungen zu vermeiden. Klarheit und Einheitlichkeit im Gesundheitswesen sind essenziell – insbesondere, wenn es um Präventionsmaßnahmen für Kinder geht.
Paritätische Stelle blockiert: Deutsche Apotheken im Kampf gegen unfaire Rx-Boni der Versandapotheken
Die Frage, warum die Paritätische Stelle nicht gegen Verstöße der EU-Versandapotheken gegen die sozialrechtliche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel vorgeht, sorgt weiterhin für große Unruhe unter deutschen Apotheken. Trotz der Einführung der Preisbindung im Dezember 2020 (§ 129 Abs. 3 SGB V), die es auch ausländischen Versandapotheken verbietet, Boni auf rezeptpflichtige Medikamente anzubieten, halten DocMorris und Shop Apotheke an Rabatten fest. Diese Situation bringt die Paritätische Stelle, die Verstöße sanktionieren soll, immer wieder in den Fokus.
Die sozialrechtliche Preisbindung zielt darauf ab, den fairen Wettbewerb zwischen deutschen Apotheken und ausländischen Versandapotheken zu sichern und den einheitlichen Abgabepreis zu gewährleisten. Sie wurde eingeführt, nachdem der Europäische Gerichtshof die zuvor im Arzneimittelgesetz verankerte Preisbindung für unionsrechtswidrig erklärt hatte. Doch statt dem Wildwuchs an Boni Einhalt zu gebieten, scheint die Paritätische Stelle durch eine Reihe von rechtlichen und strukturellen Hindernissen weitgehend lahmgelegt.
Ein zentraler Grund für die Untätigkeit ist die fehlende höchstrichterliche Klärung zur Preisbindung. Der Bundesgerichtshof hat bislang keine abschließende Entscheidung zur Sozialrechtsbindung gefällt, was bei der Paritätischen Stelle zu Unsicherheit führt. Diese rechtliche Ungewissheit macht es für die Mitglieder riskant, Sanktionen auszusprechen, da sie im Fall einer falschen Entscheidung unter Umständen persönlich haftbar gemacht werden könnten. Tatsächlich hat das Oberlandesgericht München in einem Verfahren des Bayerischen Apothekerverbands die Preisbindung als anwendbar eingestuft, jedoch liegt der Fall nun beim Bundesgerichtshof und damit in den Händen der höchsten Instanz. Solange eine endgültige Klärung fehlt, ist die Paritätische Stelle dazu gezwungen, zurückhaltend zu agieren.
Darüber hinaus besteht ein Haftungsrisiko für die Mitglieder der Paritätischen Stelle. Gemäß Anlage 10 des Rahmenvertrags zwischen dem DAV und dem GKV-Spitzenverband tragen beide Verbände das finanzielle Risiko für Entscheidungen je nach den Stimmanteilen der Mitglieder, die für eine Sanktion stimmen. Doch die persönliche Haftung bleibt ein Hindernis. Besonders ein laufendes Verfahren, in dem DocMorris von der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) Schadensersatz in Höhe von 18 Millionen Euro fordert, verdeutlicht die Dimension dieses Risikos. Die Paritätische Stelle sieht sich dadurch in einem rechtlichen und finanziellen Dilemma gefangen, das ihre Handlungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt.
Hinzu kommt die fehlende Bereitschaft der beteiligten Verbände, die Paritätische Stelle aktiv zu nutzen. Der DAV sieht in der bestehenden Regelung eine unzureichende Absicherung der deutschen Apotheken und fordert stattdessen eine Bundesbehörde, die eigenständig gegen Verstöße vorgeht. Auf dem Deutschen Apothekertag 2024 stellte der DAV diese Forderung nochmals in den Vordergrund und drängte das Bundesgesundheitsministerium dazu, eine nachhaltige Lösung zu finden, die den Schutz der deutschen Apotheken sicherstellt.
Für Apothekenbetreiber bedeutet die derzeitige Situation eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung, die sich negativ auf ihre wirtschaftliche Lage und Planungssicherheit auswirkt. Der anhaltende Wettbewerbsvorteil für Versandapotheken gefährdet nicht nur den Marktanteil der lokalen Apotheken, sondern schwächt deren Position auch im Hinblick auf die Versorgungssicherheit vor Ort. Diese Entwicklungen treiben die Frustration der Apothekenbetreiber auf die Spitze, die sich durch die Untätigkeit der Paritätischen Stelle und die rechtliche Unsicherheit benachteiligt fühlen.
Die Forderung nach einer unabhängigen Behörde, die Verstöße überwacht und durchsetzt, wird immer lauter. Viele Apothekenbetreiber hoffen, dass der Gesetzgeber endlich Maßnahmen ergreift, um den fairen Wettbewerb sicherzustellen und die sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser Wettbewerbsverzerrung zu minimieren.
Die Paritätische Stelle steht in der Kritik und das aus gutem Grund. Die Untätigkeit gegenüber klaren Verstößen ausländischer Versandapotheken gegen die sozialrechtliche Preisbindung untergräbt die Glaubwürdigkeit der gesamten Regelung. Während deutsche Apotheken sich an den einheitlichen Abgabepreis halten und den Vorgaben des SGB V folgen, bleiben EU-Versandapotheken wie DocMorris und Shop Apotheke weitgehend unbehelligt – zum Nachteil des stationären Apothekenwesens und der Versorgungssicherheit vor Ort.
Die anhaltende Rechtsunsicherheit und das drohende Haftungsrisiko blockieren die Paritätische Stelle. Die Mitglieder der Stelle sehen sich mit dem Dilemma konfrontiert, persönliche Haftung bei möglichen Fehlentscheidungen zu riskieren. Dieser Umstand verhindert, dass die Preisbindung, die der Gesetzgeber ursprünglich zum Schutz der Apothekenlandschaft vorgesehen hatte, durchgesetzt wird. Besonders das Schadensersatzverfahren von DocMorris gegen die AKNR verdeutlicht die Dramatik der Lage und zeigt, wie schnell ein unüberlegtes Vorgehen die Mitglieder der Paritätischen Stelle in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte.
Das Problem der fehlenden Durchsetzung der Preisbindung geht jedoch weit über die Paritätische Stelle hinaus. Der DAV hat die bestehende Regelung mehrfach kritisiert und setzt sich vehement für die Schaffung einer unabhängigen Behörde ein. Ein solches Gremium könnte rechtliche Verstöße gegen die Preisbindung gezielt sanktionieren und so die beabsichtigte Marktordnung herstellen. Der Bundesgerichtshof wird die letzte Instanz sein, die eine wegweisende Entscheidung zur Preisbindung trifft. Doch bis zu einem endgültigen Urteil und der Einführung einer durchsetzungsfähigen Lösung sind es vor allem die Apothekenbetreiber, die die Konsequenzen tragen müssen.
Die derzeitige Situation ist für deutsche Apotheken untragbar. Sie müssen sich nicht nur einem unfairen Wettbewerb stellen, sondern auch mit rechtlicher Unsicherheit und mangelnder Unterstützung von Verbandsseite kämpfen. Es bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber diese Missstände erkennt und mit einer nachhaltigen, rechtlich sicheren Lösung antwortet.
Biontech zurück in der Gewinnzone: Erfolg durch angepasste Covid-19-Impfstoffe und Fortschritte in der Krebsforschung
Das Mainzer Biotechnologieunternehmen Biontech hat im dritten Quartal eine beeindruckende Kehrtwende vollzogen. Nachdem das Unternehmen im zweiten Quartal noch hohe Verluste von fast 808 Millionen Euro verzeichnet hatte, schließt es das dritte Quartal mit einem Gewinn von 198,1 Millionen Euro ab. Verantwortlich für diesen Erfolg sind insbesondere die angepassten Covid-19-Impfstoffe, die aufgrund frühzeitiger Zulassungen in der Europäischen Union, Großbritannien und den USA schneller als erwartet auf den Markt gebracht werden konnten. Die daraus resultierenden Umsätze führten zu einer Gesamtsteigerung auf 1,24 Milliarden Euro – eine klare Verbesserung im Vergleich zu den 895 Millionen Euro des Vorjahresquartals, als das Unternehmen einen Gewinn von 160,6 Millionen Euro meldete.
Laut Jens Holstein, Finanzvorstand von Biontech, hat die schnelle Anpassung an neue Virusvarianten einen erheblichen Beitrag zum Umsatzwachstum im dritten Quartal geleistet. Diese strategische Marktpositionierung zeigt sich auch in der Prognose für das Gesamtjahr: Biontech erwartet, die Umsätze am unteren Ende der anvisierten Spanne von 2,5 bis 3,1 Milliarden Euro zu erreichen. Trotzdem bleibt für die ersten neun Monate des Jahres ein Verlust von rund 925 Millionen Euro bestehen, was den Herausforderungen eines volatilen Marktes geschuldet ist.
Darüber hinaus arbeitet Biontech gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer an der Entwicklung eines Kombinationsimpfstoffs, der sowohl vor Covid-19 als auch vor der Grippe schützen soll. Nach erfolgreichen Tests in der Phase 3 werden nun Anpassungen am Impfstoffkandidaten vorgenommen, um die Effizienz weiter zu steigern und behördliche Genehmigungen zu erleichtern. Die nächsten Schritte sollen in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden erfolgen.
Nicht weniger ambitioniert sind die Pläne des Unternehmens im Bereich der Krebsforschung. Unternehmenschef Ugur Sahin betont, dass Biontech die erste Zulassung eines Krebsmedikaments bereits für das Jahr 2026 anstrebt. Aktuell liegen der Fokus und das Investitionsinteresse insbesondere auf Lungen- und Brustkrebs. Studien sollen in den kommenden Jahren wichtige Daten für die relevanten Phase-3-Studien liefern, die Voraussetzung für eine Marktzulassung sind. Ziel ist es, ab 2026 jährlich neue Krebstherapien auf den Markt zu bringen und damit eine führende Rolle in der Onkologie einzunehmen.
Die strategische Ausrichtung auf mehrere Geschäftsfelder zeigt, dass Biontech nicht allein auf das Covid-19-Geschäft setzt, sondern sich zunehmend als breit aufgestelltes Unternehmen im Gesundheitsbereich positioniert. Mit dieser Diversifizierung setzt das Unternehmen auf eine langfristige Perspektive, die durch innovative Ansätze und neue Produkte sowohl in der Prävention als auch in der Therapie untermauert wird.
Biontechs Rückkehr in die Gewinnzone zeigt die enorme Bedeutung schneller Anpassungsfähigkeit in einem sich rasant wandelnden Gesundheitsmarkt. Der frühe Erfolg mit angepassten Covid-19-Impfstoffen stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass das Unternehmen in der Lage ist, auf neue Entwicklungen schnell zu reagieren und damit wirtschaftlich profitabel zu bleiben. Die strategische Partnerschaft mit Pfizer erweist sich hierbei als entscheidender Vorteil. Durch die gemeinsame Arbeit an einem Kombinationsimpfstoff gegen Covid-19 und Grippe kann Biontech seine Marktposition weiter ausbauen und den Impfstoffbedarf der kommenden Jahre besser bedienen.
Ebenso bemerkenswert sind die Fortschritte in der Krebsforschung. Die Ankündigung, ab 2026 jährlich neue Therapien für verschiedene Krebsarten auf den Markt zu bringen, verdeutlicht Biontechs Vision und seine Ambitionen als Innovator im Bereich der Onkologie. Die Diversifizierung weg vom rein pandemiebezogenen Geschäft hin zu langfristigen, breiter gefächerten Therapielösungen ist zukunftsweisend und unterstreicht den Wandel des Unternehmens zu einem vielseitigen Gesundheitsakteur.
Diese langfristige Strategie stärkt nicht nur die Innovationskraft von Biontech, sondern auch seine Resilienz gegenüber kurzfristigen Marktveränderungen.
Kanadas Strategie gegen Medikamentenengpässe: Ein Modell für die USA?
Eine neue Studie im Fachjournal »JAMA« bringt das Problem der anhaltenden Medikamentenknappheit in den USA in den Fokus und zeigt auf, wie Kanada eine deutlich stabilere Arzneimittelversorgung sicherstellt. Die Untersuchung vergleicht 104 Berichte zu Lieferkettenproblemen in beiden Ländern und enthüllt eine Schieflage: Während 49 Prozent dieser Berichte auf die USA entfallen, betrifft nur ein Drittel Kanada. Der Hauptgrund für die Differenz liegt laut der Studie in der Zusammenarbeit und Krisenbewältigung auf provinzieller Ebene, die Kanada in den letzten Jahren systematisch ausgebaut hat.
In Kanada setzen Regulierungsbehörden und Kostenträger auf koordinierte Lösungen, um Versorgungsengpässe frühzeitig zu entschärfen. So erlaubt das kanadische System bei drohenden Engpässen eine kurzfristige Begrenzung der Verschreibungen auf einen 30-Tage-Bedarf, während die Preise zentral abgestimmt und Lieferengpässe rasch geprüft werden. Diese Maßnahmen ergänzen sich zu einer proaktiven Strategie, die eine stabile Versorgung ermöglicht. Auf diese Weise zeigt Kanada, dass strukturelle Abstimmung statt Insellösungen helfen, die Lieferkette auch in Krisenzeiten widerstandsfähig zu halten.
Ein weiterer Faktor ist die Transparenz der Meldepflichten: Anders als in den USA, wo Angaben über die Ursachen von Lieferproblemen uneinheitlich sind, nutzt Kanada ein standardisiertes Meldesystem. Dies führt nicht nur zu erhöhter Planungssicherheit, sondern vereinfacht auch die gezielte Vorbereitung auf mögliche Engpässe. Während Kanada die nationale Arzneimittelreserve während der Pandemie ausgebaut hat, um akute Versorgungslücken zu vermeiden, stehen vergleichbare Reserven in den USA ausschließlich für Notfälle wie Terroranschläge zur Verfügung. Auch das zeigt den Unterschied in der strategischen Ausrichtung und Krisenvorsorge zwischen den Ländern.
Zudem stellt die Studie heraus, dass eine Verlagerung der Medikamentenproduktion ins Inland keine Lösung darstellt: Sie wäre zu kostspielig und könnte die Versorgung weltweit verschärfen. Stattdessen sei eine internationale Kooperation erforderlich, um die globalen Lieferketten stabil zu halten. Die Analyse hebt somit die Bedeutung abgestimmter Maßnahmen hervor, um Länder vor vermeidbaren Engpässen zu bewahren – ein Ansatz, der sich in Kanada als erfolgreiches Modell etabliert hat.
Die Erfahrungen Kanadas könnten für die USA und andere Länder ein wertvolles Beispiel sein, wie sich durch abgestimmte Strategien und partnerschaftliche Kooperationen die Versorgungssicherheit von Medikamenten verbessern lässt. Während Kanada durch klare Strukturen und eine vorausschauende Planung die Auswirkungen globaler Lieferkettenprobleme abfedert, ist in den USA noch viel Potenzial ungenutzt. Der Aufbau nationaler Reserven und die Vereinheitlichung von Meldepflichten, wie sie in Kanada bereits eingeführt wurden, könnten einen wichtigen Schritt zur Stabilisierung der Versorgung darstellen. Solche Maßnahmen sind nicht nur eine Frage der finanziellen Absicherung, sondern auch der strategischen Weitsicht und internationalen Solidarität – eine Lektion, die Kanada erfolgreich in die Praxis umgesetzt hat.
Digitale E-Rezepte: Neue Kampagne stärkt Vor-Ort-Apotheken mit Card-Link-Verfahren
Die Plattform »ihreapotheken.de« (ia.de) startet morgen eine umfangreiche Kampagne zur Förderung der digitalen Einlösung von E-Rezepten in Vor-Ort-Apotheken. Durch das innovative Card-Link-Verfahren haben Patienten die Möglichkeit, ihre elektronischen Rezepte direkt in lokalen Apotheken einzulösen – eine Entwicklung, die Apotheken im digitalen Wettbewerb stärkt und die Kundenbindung im stationären Handel fördert.
Im Mittelpunkt der Kampagne steht eine prominente Zusammenarbeit mit Bild.de, deren Startseite ab Dienstag die Vorzüge des Card-Link-Systems hervorheben wird. Ergänzt wird die digitale Präsenz durch eine breit angelegte Print-Kampagne, die in reichweitenstarken Magazinen wie FOCUS, Bunte, SUPERillu, Freizeit Revue und Freundin erscheinen soll. Laut ia.de wird die Printkampagne intensiv geschaltet, um das Bewusstsein für die Möglichkeit der E-Rezept-Einlösung in öffentlichen Apotheken zu fördern und die Sichtbarkeit der Plattform zu maximieren.
Besonders aufmerksamkeitsstark dürfte die Partnerschaft von ia.de mit dem Medienpreis »Bambi« sein, der am 7. November in München verliehen wird. Als offizieller Partner dieses prestigeträchtigen Events rechnet ia.de mit einer potenziellen Reichweite von 5,4 Milliarden Medienkontakten. Diese immense Präsenz könnte den angeschlossenen Apotheken eine bedeutende mediale Aufmerksamkeit und neue Kundschaft sichern. Gleichzeitig plant ia.de, die Kampagne auch über Social-Media-Kanäle sowie Google weiter zu verbreiten, um die Bekanntheit der E-Rezept-Lösung nachhaltig zu steigern.
Ermöglicht wird das Card-Link-Verfahren durch eine Kooperation von ia.de mit der Gedisa. Teilnehmende Apotheken können sich technisch an das System anbinden lassen und E-Rezepte auf digitalem Weg einlösen, was den Ablauf für Patienten und Apothekenteams gleichermaßen erleichtert. Apothekenbetreiber sollten hierbei besonders auf die technische Anbindung und die Schulung ihres Teams im Umgang mit dem neuen System achten. Datenschutz und eine sachgerechte Kundeninformation sind dabei wesentliche Faktoren, um das Vertrauen der Patienten in das digitale Rezeptverfahren zu stärken.
Der Wettbewerb mit Versandapotheken wird für Vor-Ort-Apotheken zunehmend herausfordernd, doch bietet das Card-Link-Verfahren eine neue Möglichkeit, die Digitalisierung im Apothekenwesen aktiv mitzugestalten und die Kundenzufriedenheit vor Ort zu steigern.
Die Einführung des Card-Link-Verfahrens durch ia.de könnte für lokale Apotheken einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung bedeuten. Der Konkurrenzdruck durch Versandapotheken steigt stetig, und der digitale Wandel wird zunehmend unverzichtbar, um die Relevanz und Attraktivität der Vor-Ort-Apotheken zu sichern. Die Kampagne von ia.de bringt das Potenzial des E-Rezepts in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und könnte zur Festigung einer neuen Rolle der Apotheke als digital vernetzter Gesundheitsdienstleister beitragen.
Für die Apothekenbetreiber bedeutet dies jedoch auch eine Investition: Nicht nur in die technische Infrastruktur, sondern auch in die Schulung des Personals und die Anpassung an neue Abläufe. Datenschutz und Datensicherheit sind hier zentrale Elemente, die vom ersten Tag an höchste Priorität haben müssen, um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen und langfristig zu erhalten. Diese Initiative könnte jedoch die Grundlage für einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil legen, den stationäre Apotheken gegenüber den großen Online-Apotheken dringend benötigen.
Giftige Gefahr aus dem Boden: Klimawandel mobilisiert Cadmium und bedroht Nahrungsmittelsicherheit
Der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Erdoberfläche könnten eine erhebliche Gefahr für die Bodenqualität und damit für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen. Eine neue Studie der Universität Tübingen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, dass der Klimawandel die Mobilisierung des giftigen Metalls Cadmium in landwirtschaftlich genutzten Böden verstärken könnte. Cadmium kommt weltweit natürlicherweise in Böden vor und ist dort in einer normalerweise ungefährlichen, gebundenen Form enthalten. Doch durch steigende Temperaturen und veränderte klimatische Bedingungen könnte sich dies ändern.
Die Forscher simulierten in ihrer Studie die klimatischen Bedingungen, die im Jahr 2100 in Deutschland herrschen könnten, mit einem prognostizierten Anstieg der Durchschnittstemperaturen um zwei bis vier Grad Celsius. Sie ließen dafür landwirtschaftlich genutzte Böden eine reguläre Wachstumsperiode durchlaufen und beobachteten die Veränderungen in der Verfügbarkeit von Cadmium. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mobilität von Cadmium in leicht sauren Böden – etwa ein Drittel der Ackerböden weltweit – im Vergleich zu den heutigen Bedingungen um rund 40 Prozent zunehmen könnte. Das Cadmium gelangt dabei verstärkt ins Porenwasser des Bodens und könnte so von Pflanzen aufgenommen werden, wodurch es in die Nahrungskette und letztlich auf den Teller der Verbraucher gelangen kann.
Marie Muehe, die Studienleiterin und Professorin für Pflanzen-Biogeochemie an der Universität Tübingen, äußerte sich besorgt über die potenziellen Folgen dieser Entwicklung. "Die zunehmende Mobilisierung von Cadmium könnte langfristig die Balance unserer Ökosysteme erheblich stören", sagte Muehe. Neben den Risiken für Pflanzen und Tiere könnten auch bestimmte Mikroorganismen im Boden stark beeinflusst werden, was das empfindliche ökologische Gleichgewicht zusätzlich gefährdet. Da Cadmium in zu hohen Konzentrationen als krebserregend gilt, sind auch gesundheitliche Risiken für Menschen nicht auszuschließen.
Die Veröffentlichung der Studienergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Communications Earth and Environment rückt die Problematik in den Fokus und verdeutlicht, dass dringend Maßnahmen erforderlich sind, um den Boden und die Lebensmittelproduktion vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Die Wissenschaftler fordern daher eine verstärkte Beobachtung und Anpassung von landwirtschaftlichen Praktiken, um mögliche Schäden zu minimieren. Die Frage, wie wir künftig mit den Böden umgehen und wie sich die Landwirtschaft an die klimatischen Veränderungen anpassen muss, wird entscheidend für die Lebensmittelsicherheit der kommenden Generationen sein.
Die Studie der Universität Tübingen und des UFZ zeigt auf, wie tiefgreifend der Klimawandel unsere Umwelt bereits verändert und welche komplexen Risiken auf uns zukommen. Die Mobilisierung von Schwermetallen wie Cadmium durch die Erwärmung der Böden ist ein stiller, aber bedrohlicher Prozess. Es sind nicht nur steigende Temperaturen, die unsere Lebensweise bedrohen, sondern auch die unsichtbaren Veränderungen, die tief unter der Erdoberfläche stattfinden und gravierende Auswirkungen auf die Nahrungssicherheit haben könnten.
Die wachsende Gefahr für die Landwirtschaft und letztlich auch für die Gesundheit der Verbraucher ist nicht zu unterschätzen. Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung sind unverzichtbar, doch die Realität zeigt, dass dies allein nicht genügt. Landwirte und Entscheidungsträger müssen über alternative Anbaumethoden, Anpassungsstrategien und Bodenschutzprogramme nachdenken, um die Folgen aufzufangen.
Der Klimawandel erfordert von uns mehr als nur kurzfristige Lösungen – er verlangt ein Umdenken in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Die Studie ist ein Weckruf: Wenn wir die Erde langfristig bewohnbar und fruchtbar halten wollen, müssen wir uns der Verantwortung stellen, nachhaltige Lösungen zu finden, die auch künftige Generationen schützen.
Grippe und atypische Symptome: Das unterschätzte Risiko für Kinder und Senioren
Die Grippewelle nimmt Fahrt auf und trifft auf eine Gesellschaft, die von der COVID-19-Pandemie sensibilisiert ist, dennoch bleiben oft die Gefahren der Influenza unterschätzt – insbesondere für Risikogruppen wie Kleinkinder und ältere Menschen. Dabei verlaufen Grippeinfektionen bei diesen Gruppen häufig atypisch, sodass die klassischen Symptome einer Influenza oft fehlen oder in abgewandelter Form auftreten. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern weichen die Anzeichen einer Infektion von den üblichen Vorstellungen ab. Symptome wie hohes Fieber und Atemwegsbeschwerden sind nicht immer vorhanden, stattdessen stehen oft Durchfall, Erbrechen und allgemeine Bauchbeschwerden im Vordergrund. Dies erklärt der Kinder- und Jugendarzt Dr. Ulrich Enzel aus Baden-Württemberg und weist darauf hin, dass das Immunsystem bei Kindern anders auf Infektionen reagiert als bei Erwachsenen. „Das Immunsystem von Kindern, das zu 80 Prozent im Bauchraum angesiedelt ist, reagiert umfassend auf die Krankheitserreger,“ so Enzel. Dies bedeutet, dass Eltern bei unklaren Beschwerden wachsam sein sollten, da auch atypische Symptome auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen können.
Besondere Herausforderungen entstehen auch durch den kleinen Durchmesser der kindlichen Atemwege. Selbst mild verlaufende Infektionen können die Luftzufuhr deutlich erschweren, was das Risiko für Komplikationen erhöht. Laut Dr. Enzel treten bei rund der Hälfte der erkrankten Kinder zusätzlich Mittelohrentzündungen und Lungenbeteiligungen auf, was das Krankheitsbild verkomplizieren kann. Kleinkinder unter fünf Jahren gelten daher als besonders gefährdet, und Ärzte raten zu verstärkten Präventionsmaßnahmen, um Infektionsketten zu unterbrechen.
Bei älteren Menschen zeigt sich ebenfalls ein atypisches Bild der Grippe. Statt mit hohem Fieber und starken Muskelschmerzen entwickelt sich die Krankheit häufig schleichend und bleibt zunächst unauffällig. Der Geriater Professor Dr. Roland Hardt von der Universitätsklinik Mainz beschreibt das Bild eines älteren Menschen, der still und apathisch im Krankenhausbett liegt – ein Hinweis auf eine mögliche Influenza, die häufig nur durch akute Verwirrtheit und allgemeine Schwäche gekennzeichnet ist. Das Delir, ein plötzlich auftretender Verwirrtheitszustand, stellt dabei ein typisches Symptom bei älteren Patienten dar. Diese oft unspezifischen Anzeichen einer Grippe führen zu Fehldiagnosen oder verzögerten Behandlungen, was das Risiko für Komplikationen zusätzlich erhöht. In dieser Altersgruppe spielt die altersbedingte Schwächung des Immunsystems, die sogenannte Immunseneszenz, eine große Rolle, ebenso wie vaskuläre Veränderungen und die abnehmende Fähigkeit des Körpers, Stressfaktoren zu kompensieren. Auch steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle während einer Grippeinfektion, da die erhöhte Entzündungsreaktion des Körpers Plaquerupturen in den Koronararterien begünstigen kann.
Ein weiteres Beispiel für atypische Symptome im Erwachsenenalter ist Pertussis, der sogenannte Keuchhusten. Bei Kindern durch das charakteristische „Keuchen“ bekannt, fehlen dieses Symptom und andere typische Zeichen der Erkrankung oft bei Erwachsenen. Nach der Pandemie ist die Zahl atypischer Keuchhustenfälle angestiegen, insbesondere durch Infektionen mit Bordetella parapertussis, gegen das der Impfstoff nicht schützt.
Diese atypischen Verläufe zeigen, wie wichtig ein wachsames Auge für untypische Krankheitssymptome ist, besonders bei Kleinkindern und Senioren. Die Früherkennung und korrekte Diagnose können entscheidend dazu beitragen, schwere Verläufe zu verhindern und Komplikationen zu minimieren.
Die Risiken der Influenza werden oft unterschätzt – und das nicht nur von der breiten Bevölkerung, sondern teils auch im medizinischen Umfeld. Gerade bei Kleinkindern und Senioren gestaltet sich die Diagnose schwierig, da die Krankheit bei ihnen oft nicht mit den klassischen Symptomen einhergeht. Diese atypischen Verläufe machen es Ärzten schwer, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Doch genau hier liegt das Problem: Unbehandelt kann eine Grippe zu schweren Komplikationen führen, besonders für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft.
Es ist alarmierend, dass viele Eltern die Warnsignale einer Grippe bei ihren Kindern nicht erkennen und dass das Gesundheitssystem bei älteren Menschen nicht ausreichend sensibilisiert ist. Die Erkennung atypischer Symptome erfordert medizinisches Wissen und eine gezielte Schulung der Fachkräfte, um die Gefahr schnell zu identifizieren. Neben der Grippeimpfung ist die Aufklärung ein entscheidender Faktor, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.
Apotheken setzen Impfungen erfolgreich um: Über 200.000 Grippe- und Covid-Impfungen durchgeführt
In der vergangenen Impfsaison haben öffentliche Apotheken in Deutschland über 200.000 Impfungen gegen Grippe und Covid-19 durchgeführt. Diese Zahl, basierend auf den aktuellen Abrechnungsdaten des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI), belegt den zunehmenden Stellenwert von Apotheken als Impfanbieter. Seit Oktober 2022 dürfen Apotheker
nach entsprechender Schulung Schutzimpfungen gegen saisonale Influenza anbieten. Bereits in der ersten regulären Impfsaison erreichten Apotheken deutschlandweit rund 62.700 Grippeimpfungen für gesetzlich Versicherte. Die jüngsten Daten für die Saison 2023/2024 zeigen einen deutlichen Anstieg auf etwa 98.000 verabreichte Influenza-Impfungen.
Neben Grippeimpfungen wurden in derselben Saison zudem 103.000 Covid-19-Impfungen durchgeführt, womit Apotheken im Herbst und Winter 2023/2024 eine wichtige Rolle in der Impfkampagne einnahmen. Insgesamt erreichten sie mit diesen Leistungen rund 200.000 Impfungen bei gesetzlich Versicherten, was nach DAPI-Daten durchschnittlich 11,4 Impfungen pro Apotheke bedeutet. Die Erfassung basierte auf Rezepten mit spezifischen Kennzeichen für Impfleistungen, die zwischen Juli 2023 und Juni 2024 eingereicht wurden. Auch die Covid-19-Impfungen, die bereits seit 2022 möglich sind, werden seit April 2023 regulär über die GKV abgerechnet.
Einige Apotheken organisierten die Impfsaison bewusst mit einer „Langen Nacht des Impfens“, was in verschiedenen Regionen auf hohe mediale Resonanz stieß. Die positiven Reaktionen in der Bevölkerung und die steigenden Impfraten könnten laut DAPI die Attraktivität solcher Initiativen weiter erhöhen. Zusätzlich ist eine politische Diskussion im Gange, um Apotheken die Durchführung weiterer Impfungen mit Totimpfstoffen zu erlauben. Damit könnten Apotheken ihr Angebot erweitern und sich als niedrigschwellige Anlaufstelle für Schutzimpfungen in der Erwachsenenversorgung etablieren.
Für Apothekenbetreiber ergeben sich durch das Impfangebot jedoch verschiedene organisatorische Anforderungen: Zum einen müssen Apotheker
spezielle Schulungen absolvieren und nachweisen, um Impfungen sicher und professionell durchzuführen. Zum anderen sind exakte Abrechnungsmodalitäten einzuhalten, um eine reibungslose Vergütung über die GKV zu gewährleisten. Auch die Absicherung gegen eventuelle Haftungsfälle gehört zu den notwendigen Schritten, die Apotheken als Impfzentren berücksichtigen müssen.
Mit diesen Entwicklungen haben Apotheken nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch Chancen, die Zugänglichkeit zu Impfungen zu fördern und langfristig an Bedeutung im Gesundheitswesen zu gewinnen.
Apotheken haben in der vergangenen Impfsaison eine beachtliche Leistung erbracht und gezeigt, dass sie mehr als nur Arzneimittellieferanten sind. Mit über 200.000 durchgeführten Impfungen gegen Grippe und Covid-19 festigen sie ihre Rolle als Versorger in der Gesundheitslandschaft. Die steigende Impfquote spricht für das Vertrauen, das Bürger
in Apotheken setzen. Diesen Erfolg sollte die Politik zum Anlass nehmen, Apotheken gezielt in die gesundheitliche Vorsorge zu integrieren und ihren Wirkungsbereich behutsam auszubauen. Weitere Impfangebote mit Totimpfstoffen für Erwachsene wären ein nächster, sinnvoller Schritt, der zugleich die Ärztelandschaft entlasten könnte.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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