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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken stehen derzeit vor großen Herausforderungen: Zwischen Digitalisierung, Reformdruck und Versorgungsengpässen kämpfen sie darum, ihre zentrale Rolle im Gesundheitswesen zu bewahren. Anerkennung und Wertschätzung werden dabei zu entscheidenden Faktoren, um Mitarbeitende motiviert zu halten – besonders angesichts wachsender Belastungen und Unsicherheiten in einem umkämpften Markt. Während Gesundheitsminister Lauterbach auf Modernisierung und Versandhandel setzt, wehrt sich die Branche gegen die Entwertung der Präsenzapotheke. Ein Hackerangriff auf den Großhändler AEP verschärft die Versorgungslage zusätzlich, und die Skepsis gegenüber der elektronischen Patientenakte wächst, was Fragen zur Datensicherheit aufwirft. Zeitgleich spitzen sich rechtliche Auseinandersetzungen wie die Entscheidung des EuGH zur Arzneimittelwerbung zu, die den Markt nachhaltig verändern könnte. Ein aktuelles Beispiel für den harten Wettbewerb ist die Schließung der Traditions-Apotheke Gorki in Berlin. Durch Importausnahmeregelungen versuchen Apotheken, kritische Medikamentenengpässe zu überbrücken, doch auch das bringt Risiken mit sich. Zudem rücken neue Herausforderungen wie der graue Markt für Medikamente und der gestiegene Bedarf an Migräneprävention in den Fokus – Themen, bei denen Apotheken wertvolle Unterstützung leisten können.
Anerkennung als Schlüssel zur Mitarbeiterzufriedenheit in Apotheken
Anerkennung ist mehr als eine Höflichkeit im Berufsalltag – sie kann den Unterschied machen zwischen engagierten, motivierten Mitarbeitenden und solchen, die nur routinemäßig ihre Aufgaben erfüllen. Insbesondere in Apotheken, die sich in einem zunehmend komplexen und wettbewerbsintensiven Umfeld befinden, spielt die Wertschätzung von Mitarbeitenden eine zentrale Rolle für den langfristigen Erfolg. Apothekenbetreiber sind nicht nur für das reibungslose Funktionieren der Apotheke verantwortlich, sondern auch dafür, dass ihre Teams motiviert und zufrieden sind. Der Faktor der Anerkennung tritt hierbei besonders in den Vordergrund.
Apothekenpersonal ist häufig einem erheblichen Druck ausgesetzt: ständige Beratungsgespräche, anspruchsvolle Kundenanfragen und die Verantwortung für die korrekte Ausgabe von Medikamenten erfordern Konzentration und eine hohe Fachkompetenz. Umso wichtiger ist es für Apothekenbetreiber, regelmäßige Wertschätzung für das tägliche Engagement ihrer Mitarbeitenden zu zeigen. Hierbei kann Anerkennung verschiedene Formen annehmen. Lob für eine konkret erbrachte Leistung ist eine der direktesten und persönlichsten Formen der Wertschätzung und wird in der Regel unmittelbar empfunden. Aber auch das Einplanen von Gesprächen, in denen Mitarbeitende ihre Anliegen und Ideen teilen können, trägt maßgeblich zur Zufriedenheit und Loyalität bei.
Die Herausforderung liegt dabei oft in der Hektik des Apothekenalltags. Die Vielzahl der täglichen Aufgaben und die Verantwortung gegenüber den Kunden führen dazu, dass Anerkennung – die Zeit erfordert – häufig in den Hintergrund rückt. Ein bewusster Umgang damit und eine feste Einplanung von Feedbackgesprächen könnten dem entgegenwirken. Denn Wertschätzung ist keine einmalige Geste, sondern sollte kontinuierlich praktiziert werden, um eine anhaltende Wirkung zu entfalten. Auch kleine Gesten, wie zum Beispiel ein persönlich ausgewähltes Mitarbeitergeschenk oder das Feiern von Jubiläen und besonderen Leistungen, können starke Signale der Anerkennung aussenden und den Zusammenhalt stärken.
Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, dass sie neben der fachlichen Kompetenz auch ihre Führungsqualitäten stetig weiterentwickeln müssen. Das Anpassen des Führungsstils an individuelle Bedürfnisse, das Erkennen der Stärken und das Positionieren der Mitarbeitenden in Bereichen, in denen sie ihre Talente bestmöglich einbringen können, gehören ebenfalls zur Verantwortung eines Apothekenleiters. Hierbei wird Wertschätzung zu einem strategischen Instrument, um Fachkräfte langfristig an die Apotheke zu binden und Fluktuation zu vermeiden.
Anerkennung im Beruf ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – gerade in Apotheken, in denen die Arbeitsbelastung hoch ist und Fehler fatale Folgen haben könnten. Apothekenbetreiber, die Wertschätzung als Grundpfeiler ihrer Führungsstrategie begreifen, legen den Grundstein für ein motiviertes und verlässliches Team. Doch was genau bedeutet Wertschätzung in der Praxis? Es geht um mehr als ein flüchtiges "Danke". Mitarbeitende spüren, wenn Anerkennung ernst gemeint ist und sich auf konkrete Leistungen bezieht. Nur wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Einsatz wirklich gesehen und geschätzt wird, sind sie bereit, auch in stressigen Zeiten ihr Bestes zu geben.
In der schnelllebigen und anspruchsvollen Apothekenwelt kann Anerkennung jedoch schnell in den Hintergrund treten, und das oft mit fatalen Folgen. Unzufriedenheit und mangelnde Wertschätzung sind häufig die Ursachen für Fluktuation und eine niedrige Team-Motivation. Gerade in einer Branche, die auf qualifizierte und vertrauenswürdige Fachkräfte angewiesen ist, müssen Apothekenbetreiber hier gegensteuern. Eine durchdachte Wertschätzungskultur, die auf konkrete Erfolge und individuelle Stärken der Mitarbeitenden eingeht, ist kein reines „Nice-to-Have“, sondern eine strategische Notwendigkeit. Es ist eine Investition in das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und letztlich in den wirtschaftlichen Erfolg der Apotheke.
Apotheken im Umbruch: Zwischen Digitalisierung und dem Erhalt der Gesundheitsversorgung vor Ort
Das Apothekenwesen in Deutschland steht derzeit vor tiefgreifenden Veränderungen. Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verstärkt auf Reformen drängt, die Digitalisierung, Telepharmazie und den Ausbau des Versandhandels als Antworten auf Versorgungslücken betonen, wächst der Widerstand innerhalb der Apothekerschaft. Der Vorschlag, Apotheken durch technische Neuerungen zu entlasten und die Versorgungssicherheit flächendeckend zu stärken, wird von vielen Apothekenbetreibern als Angriff auf das traditionelle Modell der Gesundheitsversorgung vor Ort empfunden. Die Furcht vor einer Entwertung der Präsenzapotheke und der Auslagerung wesentlicher Serviceleistungen an externe Anbieter bewegt die Branche.
Für viele Apotheken stellt sich nun die Frage, wie sie im Wandel bestehen können. Die Einführung digitaler Angebote und die Anpassung an moderne Kommunikationswege gelten dabei als notwendige Maßnahmen, doch bleibt fraglich, wie diese mit der unverzichtbaren persönlichen Beratung, die gerade für ältere und chronisch kranke Menschen zentral ist, in Einklang gebracht werden können. Gerade in ländlichen Regionen haben sich stationäre Apotheken zu oft unterschätzten Stützpunkten der Grundversorgung entwickelt, die Patienten bei Medikamentenfragen, Vorsorgeleistungen und Notfällen unterstützen. Die Digitalisierung könnte zwar Entlastung bringen, darf jedoch, so warnen Fachverbände, nicht zum Verlust der menschlichen Nähe führen.
Dennoch bleibt der Druck auf Apotheken hoch: Die finanzielle Situation vieler Betriebe ist angespannt, nicht zuletzt durch höhere Kosten und ein stagnierendes Honorarsystem. In Anbetracht der Reformvorhaben sehen sich Apothekenbetreiber gezwungen, ihre strategische Ausrichtung kritisch zu hinterfragen. Kostenoptimierung, neue Servicekonzepte und die Kooperation mit anderen Akteuren im Gesundheitssektor gewinnen an Bedeutung. Doch genau hier liegt eine weitere Herausforderung: Das Zusammenspiel zwischen Apotheken, Versandhandel und Telemedizin ist noch unklar geregelt, und die Sorge vor Marktverschiebungen zugunsten externer Dienstleister wächst. Ein ausgewogenes Reformkonzept, das die Präsenzapotheke fördert und gleichzeitig digital vernetzt, könnte hier ein Ausweg sein, um eine nachhaltige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Die angestoßene Reform des Apothekenwesens in Deutschland zeigt exemplarisch die Spannungen zwischen Modernisierung und der Bewahrung altbewährter Strukturen. Die Digitalisierung bringt zweifellos Vorteile, insbesondere wenn es um die Effizienz und den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen geht. Doch gerade in der medizinischen Versorgung, in der Vertrauen und persönliche Beratung oft ausschlaggebend sind, kann der technologische Wandel auch Risiken mit sich bringen.
Apotheken sind nicht bloß Ausgabestellen für Medikamente; sie sind unverzichtbare Berater für die Gesundheit und stehen Menschen in teils sensiblen Lebenslagen zur Seite. Der Trend hin zur Digitalisierung sollte daher mit Augenmaß erfolgen. Eine Reform, die den Erhalt der Vor-Ort-Apotheke und die Vorteile der modernen Technik miteinander kombiniert, könnte der Schlüssel sein, um langfristig eine sichere und zugängliche Versorgung für alle Bürger sicherzustellen.
Hackerangriff auf AEP: Versorgungssicherheit für Apotheken auf der Kippe
Der Großhändler AEP kämpft weiter gegen die Folgen eines massiven Hackerangriffs, der das Unternehmen schwer getroffen hat. Die Lage in der Unternehmenszentrale in Alzenau bleibt angespannt, und die Aussichten für eine rasche Wiederaufnahme des gewohnten Betriebs sind düster. Laut aktuellen Unternehmensangaben wird intensiv an einer Lösung gearbeitet, um die Systeme wiederherzustellen und die Versorgung der Apotheken mit dringend benötigten Medikamenten zu sichern. Doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass diese Woche mit erheblichen Verzögerungen und Engpässen zu rechnen ist.
Der Angriff, der offenbar auf eine großangelegte Cyberattacke zurückzuführen ist, wirft Fragen zur IT-Sicherheit im Gesundheitswesen und speziell in der Pharma- und Großhandelsbranche auf. Cyberattacken auf kritische Infrastrukturen wie die Gesundheitsversorgung sind längst kein Einzelfall mehr und nehmen in den letzten Jahren stetig zu. Für AEP steht viel auf dem Spiel: Nicht nur die Geschäftsbeziehungen zu Apotheken bundesweit, sondern auch das Vertrauen der Kunden könnte durch diesen Vorfall nachhaltig erschüttert werden.
Experten weisen darauf hin, dass Unternehmen wie AEP durch vermehrte digitale Angriffe besonders verwundbar sind, da sie eine zentrale Rolle in der Lieferkette für Medikamente spielen. Diese Schwachstelle haben auch Cyberkriminelle längst erkannt, die gezielt Unternehmen ins Visier nehmen, deren Dienste für das öffentliche Leben und die Gesundheit essenziell sind. Inzwischen hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf den Vorfall reagiert und fordert eine verstärkte Sensibilisierung der Unternehmen und eine konsequente Umsetzung moderner Sicherheitsstandards.
Für Apothekenbetreiber ist die Situation derzeit besonders heikel. Sie müssen flexibel reagieren und alternative Bezugsquellen nutzen, um die Versorgung ihrer Kunden mit wichtigen Arzneimitteln zu gewährleisten. Besonders betroffen sind Chroniker, die regelmäßig auf bestimmte Medikamente angewiesen sind. Hier müssen Apotheken, soweit möglich, auf Vorräte zurückgreifen oder bei anderen Großhändlern bestellen – eine Lösung, die jedoch oft Mehrkosten und zusätzlichen logistischen Aufwand bedeutet.
Zudem müssen Apotheken die Kommunikation mit den Patienten verstärken und aufklären, dass mögliche Verzögerungen oder fehlende Medikamente auf die Lieferprobleme bei AEP zurückzuführen sind. Es ist ratsam, sich frühzeitig über die aktuelle Lage zu informieren und gegebenenfalls parallel Bestellungen bei anderen Großhändlern aufzugeben. Apotheken, die digitale Bestellplattformen nutzen, sollten besonders auf die Sicherheitsvorkehrungen achten, um eine mögliche Weitergabe von sensiblen Daten durch etwaige Sicherheitslücken zu vermeiden.
Die derzeitige Situation zeigt erneut, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens zwar viele Vorteile bringt, aber gleichzeitig neue Risiken schafft. Apotheken und Großhändler stehen unter zunehmendem Druck, sich gegen Cyberbedrohungen abzusichern und gleichzeitig die Versorgung sicherzustellen.
Der Angriff auf AEP ist mehr als nur ein Weckruf für die gesamte Branche: Es ist eine eindringliche Mahnung, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen stets mit höchsten Sicherheitsanforderungen einhergehen muss. Apotheken und Großhändler wie AEP stehen hier vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen sie den zunehmenden digitalen Anforderungen gerecht werden, um im Markt bestehen zu können. Andererseits sind sie durch die rasante Vernetzung und den digitalen Austausch von Gesundheitsdaten zur attraktiven Zielscheibe für Cyberkriminelle geworden.
Dieser Vorfall sollte auch bei den politischen Entscheidern Alarm schlagen lassen. Es bedarf klarer, verbindlicher Richtlinien für IT-Sicherheitsstandards im Gesundheitswesen, die nicht nur von Großhändlern, sondern von allen Akteuren der Branche konsequent umgesetzt werden müssen. Zudem ist die Sensibilisierung von Mitarbeitern, die tagtäglich mit den Systemen arbeiten, von zentraler Bedeutung. Schulungen und ein wachsames Auge sind unerlässlich, um frühzeitig verdächtige Aktivitäten zu erkennen und abzuwehren.
Für Apothekenbetreiber ist die Situation eine Gratwanderung. Sie müssen nicht nur die Versorgung ihrer Patienten sicherstellen, sondern auch ihre eigenen Systeme vor potenziellen Bedrohungen schützen. In der Praxis bedeutet das mehr Aufwand, mehr Kosten und nicht selten zusätzliche personelle Ressourcen – gerade in Zeiten, in denen viele Apotheken ohnehin durch personelle Engpässe und hohe Betriebskosten unter Druck stehen.
Die Ereignisse um AEP zeigen, wie unverzichtbar eine verlässliche und zugleich widerstandsfähige IT-Infrastruktur im Gesundheitswesen ist. Für Apotheken wird es künftig unabdingbar sein, sich bei der Wahl ihrer Großhändler und Dienstleister auch nach deren Sicherheitsvorkehrungen zu erkundigen. Im Ernstfall, wie jetzt bei AEP, steht und fällt ihre Handlungsfähigkeit mit der Sicherheit der gesamten Lieferkette. Letztlich ist die Cyberabwehr im Gesundheitswesen eine Gemeinschaftsaufgabe – und dieser Verantwortung muss sich jeder Akteur, vom Großhändler bis zur kleinen Apotheke, bewusst sein.
EuGH-Entscheidung könnte Weichen für Arzneimittelwerbung neu stellen
Im Verfahren zwischen der niederländischen Versandapotheke DocMorris und der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) steht der Europäische Gerichtshof (EuGH) vor einer richtungsweisenden Entscheidung, die die Grenzen der Arzneimittelwerbung in der Europäischen Union neu definieren könnte. Der Streit dreht sich um die zentrale Frage, inwiefern Rabatt- und Gutscheinaktionen für rezeptpflichtige (Rx) und rezeptfreie (OTC) Medikamente unterschiedlich behandelt werden sollten. Eine Entscheidung, die weitreichende Auswirkungen auf das Heilmittelwerberecht und den grenzüberschreitenden Medikamentenhandel haben könnte.
Generalanwalt Maciej Szpunar argumentierte in seinen Schlussanträgen, dass die strikten Werbebeschränkungen für Rx-Produkte gelockert werden sollten, da der Zugang zu diesen Medikamenten durch die ärztliche Verschreibungspflicht ohnehin reguliert sei. Damit könnten Apotheken bei verschreibungspflichtigen Medikamenten stärker werben, um vor allem die Wahl der Verkaufsstelle zu beeinflussen. Der Generalanwalt sieht in der ärztlichen Verschreibung eine ausreichend starke Kontrollinstanz, die einem Missbrauch entgegenwirke, da Ärzte weiterhin als „Gatekeeper“ fungierten und eine Verschreibung nach medizinischer Notwendigkeit entschieden.
Diese Sichtweise widerspricht jedoch den bestehenden Regelungen des deutschen Heilmittelwerbegesetzes (HWG) sowie der EU-Richtlinie 2001/83/EG, die Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel grundsätzlich verbieten und auch bei OTC-Produkten nur eingeschränkt zulassen. Das EuGH-Urteil in der Rechtssache „Euroaptieka“ aus dem Jahr 2022 unterstrich nochmals die strengen Werberestriktionen für OTC-Produkte und untersagte Rabattaktionen unionsweit. Eine Aufweichung dieser Regeln könnte ein Präzedenzfall werden und den Grundsatz der Verbraucher- und Patientensicherheit schwächen.
Elmar Mand, Experte im Apothekenrecht, äußerte deutliche Kritik an der Argumentation des Generalanwalts. Mand warnt davor, dass eine Lockerung der Vorschriften die Apothekerbranche vor eine Herausforderung stellen und die Kosten für das Gesundheitssystem in die Höhe treiben könnte. Da Rx-Medikamente oft über Krankenkassen abgerechnet werden, könnte eine stärkere Bewerbung dieser Produkte auch die Nachfrage und letztlich die Ausgaben im Sozialversicherungssystem erhöhen. Ein weiteres Risiko sieht Mand in der möglichen Einflussnahme auf das Verschreibungsverhalten, wenn Patienten durch Rabatt- und Gutscheinaktionen dazu verleitet werden, Rezepte gezielt bei bestimmten Anbietern einzulösen.
Sollte der EuGH die Position des Generalanwalts übernehmen, könnte dies den Arzneimittelmarkt in der gesamten EU grundlegend verändern. Eine Neuausrichtung der Werbevorschriften für Rx-Produkte würde nicht nur Auswirkungen auf den Fall DocMorris haben, sondern könnte neue Maßstäbe für den gesamten Apotheken- und Gesundheitsmarkt setzen. Der Ausgang des Verfahrens wird aufmerksam verfolgt, da er potenziell Einfluss auf nationale Regulierungen und das Zusammenspiel zwischen marktwirtschaftlichen Interessen und Gesundheitsvorschriften hat.
Die vorgeschlagene Lockerung der Werbevorschriften für rezeptpflichtige Medikamente birgt ernstzunehmende Risiken. Die bisherigen Regelungen sind nicht ohne Grund streng: Sie dienen dem Schutz der Patientensicherheit und der Vermeidung eines unkontrollierten Medikamentenkonsums. Der Gedanke, Apotheken bei der Bewerbung von Rx-Medikamenten größeren Spielraum zu geben, könnte einen gefährlichen Anreiz schaffen, die wirtschaftlichen Interessen der Apotheken über die gesundheitlichen Interessen der Patienten zu stellen.
Elmar Mand warnt zu Recht davor, dass Rabattaktionen auf verschreibungspflichtige Medikamente nicht nur den Wettbewerb zwischen Apotheken anheizen, sondern auch Druck auf die Verschreibenden ausüben könnten. Die Neutralität der ärztlichen Verordnung ist ein grundlegender Bestandteil des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient, und jegliche Werbung, die auf die Entscheidung zur Medikamentenabgabe Einfluss nehmen könnte, könnte dieses Gleichgewicht stören.
Die Rolle des Arztes als „Gatekeeper“ mag ein gewisser Schutz sein, reicht jedoch nicht aus, um die Unabhängigkeit der medizinischen Entscheidungen zu garantieren. Die bestehenden Werberestriktionen sollten daher nicht gelockert, sondern im Interesse des Patientenschutzes und der sozialen Sicherheit weiter beibehalten werden.
Teva erhält Millionenstrafe für Patentschutzmissbrauch bei MS-Medikament
Die Europäische Kommission hat den israelischen Pharmakonzern Teva mit einer Geldstrafe von 462,6 Millionen Euro belegt. Grund dafür sind wettbewerbswidrige Maßnahmen zur Verzögerung von Generika für das MS-Medikament Copaxone. Laut EU-Kommission missbrauchte Teva seine marktbeherrschende Stellung, um durch strategische Teilpatente und irreführende Informationen den Patentschutz seines Medikaments künstlich zu verlängern. Teva habe sowohl den Herstellungsprozess als auch die Dosierung durch ein Netzwerk an Patenten abgedeckt, das ab 2015 die Einführung kostengünstiger Alternativen in Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien und Tschechien verhinderte.
Das ursprüngliche Patent für Copaxone lief 2015 aus, doch Teva nutzte laut Kommission Schlupflöcher, um die Patentrechte durch gestaffelte Teilpatente auszudehnen. Diese Praxis, auch „Evergreening“ genannt, führte zu langwierigen Patentstreitigkeiten mit generischen Mitbewerbern, die immer wieder neue Einsprüche gegen die Patente Tevas einlegen mussten. Während der Verhandlungen vor dem Europäischen Patentamt (EPA) habe Teva versucht, konkurrierende Unternehmen durch einstweilige Verfügungen auszubremsen. Nach Bekanntwerden drohender Nichtigkeitserklärungen zog Teva jedoch gezielt Anmeldungen zurück, um ein Urteil mit Präzedenzwirkung zu verhindern. Diese Verzögerungstaktik habe die EU-Kommission dazu veranlasst, erstmals eine Geldstrafe sowohl für Patentmissbrauch als auch für gezielte Falschinformation zu verhängen.
Zusätzlich verbreitete Teva irreführende Informationen zur therapeutischen Gleichwertigkeit eines Konkurrenzmedikaments, das von europäischen Gesundheitsbehörden zugelassen worden war. Ziel sei gewesen, sowohl Ärzte als auch nationale Entscheidungsträger bei der Festlegung von Preis- und Erstattungssystemen zu beeinflussen und den Markteintritt zu verhindern. Die Kommission erklärte, diese Diskreditierungskampagne habe dazu beigetragen, die Preisgestaltung für MS-Medikamente auf dem hohen Niveau zu halten. Nach dem Markteintritt des Konkurrenzprodukts sanken die Preise für Glatirameracetat schließlich um bis zu 80 Prozent.
Der Beschluss der Kommission könnte Schadenersatzklagen nach sich ziehen, da das Urteil laut Europäischem Gerichtshof für nationale Gerichtsverfahren bindend ist. Teva kündigte an, Berufung einzulegen und die Entscheidung als „Fehlurteil“ zu bekämpfen. Der Konzern erklärte, er sei gut vorbereitet, sich finanziell und juristisch zu verteidigen, und sehe sich als ethisch und rechtlich einwandfreier Partner für die europäischen Gesundheitssysteme.
Margrethe Vestager, Exekutiv-Vizepräsidentin für Wettbewerbspolitik, unterstrich, dass die EU-Kommission mit diesem Beschluss ein klares Zeichen zur Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen im Pharmasektor setze. Die Entscheidung sei ein Gewinn für Patienten und Gesundheitssysteme in der EU, da sie die Bezahlbarkeit von Medikamenten und die Vielfalt von Behandlungsmöglichkeiten fördere.
Mit der Verhängung einer Rekordstrafe gegen Teva unterstreicht die EU-Kommission ihre Entschlossenheit, Missbrauch marktbeherrschender Stellungen im Pharmasektor konsequent zu ahnden. Der Teva-Fall legt offen, wie gezielte Verzögerungstaktiken den Wettbewerb und damit die Wahlfreiheit von Patienten über Jahre hinweg einschränken können. „Evergreening“-Praktiken, die durch gestaffelte Patentanträge den Markteintritt kostengünstiger Generika hinauszögern, sind längst keine Seltenheit mehr und belasten die Gesundheitssysteme enorm. Die EU-Kommission hat deutlich gemacht, dass sie solchen Taktiken künftig entschlossen begegnen wird.
Die Diskreditierung des Konkurrenzpräparats durch Teva zeigt zudem die oft unterschätzte Macht des Pharmamarketings. Dass selbst bewährte Generika von etablierten Gesundheitsbehörden sanktioniert und als therapeutisch gleichwertig bewertet werden, scheint Pharmakonzernen wie Teva kaum Einhalt zu gebieten. Für die Patienten bedeutet dies weniger bezahlbare Alternativen und ein eingeschränktes Therapiespektrum – ein Zustand, der im Interesse der öffentlichen Gesundheitsversorgung dringend reguliert werden muss.
Letztlich stellt der Fall Teva die Weichen für eine klarere Trennlinie zwischen Innovation und Patentmissbrauch.
Traditions-Apotheke in Berlin schließt: Was Betreiber bei einer Insolvenz beachten müssen
Die Schließung der renommierten Gorki-Apotheke in Berlin markiert das Ende einer Ära in der Berliner Apothekenlandschaft. Apotheker Michael Steffen, seit Jahrzehnten in der Hauptstadt etabliert, musste seine Filiale am Gorki-Platz nach einem langwierigen Insolvenzverfahren schließen. Die Entscheidung kam für viele Berliner überraschend, galt die Apotheke doch als Institution in der Hauptstadt, die sich durch ihre Servicequalität und eine breite Stammkundschaft auszeichnete. Doch während die Gorki-Apotheke nun endgültig die Türen schließt, wird Steffens zweite Filiale, die Berolina-Apotheke, im November von einem neuen Inhaber übernommen und bleibt erhalten.
Der Fall zeigt, wie komplex Insolvenzverfahren im Apothekenbereich sein können und dass sie stets Gewinner und Verlierer hinterlassen. Für Michael Steffen ist die Fortführung der Berolina-Apotheke ein Lichtblick, jedoch stellt der Verlust der Gorki-Apotheke nicht nur einen finanziellen, sondern auch emotionalen Einschnitt dar. Dies verdeutlicht die Herausforderung für Apothekenbetreiber, die rechtzeitig geeignete Vorsorgemaßnahmen und eine Risikobewertung für mögliche Krisenszenarien vornehmen sollten.
Ein zentraler Aspekt bei der Insolvenzprävention und -bewältigung ist eine klare Finanzplanung. Apothekenbetreiber sind in der Pflicht, liquide Mittel für unvorhergesehene Ausgaben bereitzuhalten und eine finanzielle Pufferzone zu schaffen. Angesichts gestiegener Betriebskosten und wachsender Konkurrenz durch Versandapotheken gewinnt die Planungssicherheit an Bedeutung. Neben der betriebswirtschaftlichen Absicherung gilt es zudem, rechtliche Rahmenbedingungen im Blick zu behalten und gegebenenfalls rechtzeitig eine Beratung zur Insolvenzsicherung einzuholen.
Ein weiterer Aspekt ist der strategische Umgang mit der Kundschaft und dem Team. Eine Insolvenz bedeutet häufig, dass Angestellte und Kunden über Veränderungen informiert werden müssen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit suchen Stammkunden nach Stabilität und Verlässlichkeit – ein Vorteil, den Apotheken im Vorfeld von finanziellen Krisen betonen sollten.
Für den Berliner Apothekenmarkt bedeutet der Verlust der Gorki-Apotheke einen bedeutenden Einschnitt. Die Übergabe der Berolina-Apotheke an einen neuen Besitzer bietet jedoch die Chance, ein Stück Tradition fortzuführen und an die Bedürfnisse der Kundschaft anzupassen. Diese Veränderung könnte auch anderen Apothekenbetreibern als Anreiz dienen, ihre Geschäftsstrategie zu überprüfen und neue Ansätze in der Kundenbindung zu entwickeln.
Die Schließung der Gorki-Apotheke in Berlin ist ein warnendes Beispiel für Apothekenbetreiber in ganz Deutschland. Der Fall Michael Steffen zeigt deutlich, wie entscheidend eine solide finanzielle Basis und vorausschauende Planung im Apothekengeschäft sind. Angesichts des zunehmend dynamischen Marktes und der steigenden Herausforderungen, die durch Online-Handel und Preisdruck verstärkt werden, ist ein sorgfältiges Krisenmanagement unverzichtbar.
Dabei geht es nicht nur um Zahlen, sondern auch um den Faktor Mensch. Eine Insolvenz hinterlässt tiefe Spuren – bei Mitarbeitern, die um ihre Anstellung bangen, bei Kunden, die eine wichtige Anlaufstelle verlieren, und bei Betreibern, die oft viel Herzblut und Einsatz in ihren Betrieb investiert haben. Für Apothekenbetreiber ist es daher umso wichtiger, frühzeitig über Rücklagen und einen Plan B nachzudenken. Die Zukunft des stationären Apothekenhandels liegt in einem stabilen Fundament und einer schnellen Anpassungsfähigkeit an neue Marktbedingungen.
Im Fall der Berolina-Apotheke wird das Beispiel Michael Steffen in Berlin weiterleben, jedoch sollte es allen Betreibern als Mahnung dienen: Apotheken sind nicht nur Betriebe, sondern auch Versorger der Gemeinschaft – und mit einer geschickten Vorsorge lässt sich ein solches Aus in vielen Fällen verhindern.
Importierte Arzneimittel mit Ausnahmegenehmigung: Regelungen, Risiken und die Rolle der Apotheken
Angesichts anhaltender Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten in Deutschland greifen Apotheken zunehmend auf importierte Arzneimittel mit Ausnahmegenehmigungen zurück, um die Versorgung ihrer Patienten sicherzustellen. Präparate wie Amoxicillin aus den USA, Salbutamol aus Spanien und Levetiracetam aus der Schweiz gehören mittlerweile zu den Notlösungen im Apothekenalltag. Diese Arzneimittel dürfen unter bestimmten Bedingungen abgegeben werden, wenn sie in Deutschland aktuell nicht verfügbar sind und eine gültige Genehmigung nach § 73 des Arzneimittelgesetzes (AMG) vorliegt. Diese Regelung ermöglicht Apotheken, auch Medikamente ohne deutsche Zulassung abzugeben, wenn eine Versorgungslücke geschlossen werden muss.
Doch die Abgabe dieser importierten Präparate ist an strenge Auflagen geknüpft. Eine Ausnahmegenehmigung ist stets zeitlich befristet und gilt nur für das aktuelle Versorgungsdefizit. Sobald die Genehmigung erlischt, dürfen Apotheken das betreffende Medikament nicht mehr abgeben. Diese Vorschrift hat unmittelbare Konsequenzen für den Apothekenbetrieb: Apothekenmitarbeiter müssen regelmäßig überprüfen, ob die Ausnahmegenehmigung für jede Charge noch gültig ist, um rechtliche Risiken wie Bußgelder oder sogar strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Ein weiteres Kriterium betrifft die korrekte Kennzeichnung der importierten Arzneimittel. Apotheken sind verpflichtet, sicherzustellen, dass jede Packung Mindestinformationen in deutscher Sprache enthält, darunter Dosierungshinweise, Verwendungszweck und wichtige Warnungen. Fehlen diese Angaben auf der Originalverpackung, müssen Apotheken die Informationen eigenständig bereitstellen, etwa durch zusätzliche Beipackzettel oder Etiketten, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.
Neben der ordnungsgemäßen Kennzeichnung spielt die Dokumentation eine wesentliche Rolle. Apotheken müssen den Bezug und die Abgabe jedes importierten Arzneimittels nachvollziehbar dokumentieren und bei Bedarf den Behörden nachweisen können. Eine lückenlose Dokumentation schützt nicht nur die Apotheke vor möglichen Haftungsfragen, sondern schafft auch Transparenz gegenüber den Patienten, die über die Herkunft und Besonderheiten des Medikaments informiert werden sollten.
Diese Herausforderungen treffen Apotheken in einem zunehmend belastenden Versorgungsumfeld. Hinzu kommt, dass bestimmte Medikamente – insbesondere Betäubungsmittel (BtM) – unter besonders strengen Bedingungen importiert und abgegeben werden dürfen. Für BtM-Arzneimittel gelten zusätzliche Bestimmungen, die eine Genehmigung der Bundesopiumstelle sowie eine exakte Dokumentation der Abgabe voraussetzen.
Für Apothekenbetreiber wird die Lage komplexer, je länger die Lieferengpässe andauern. Die regelmäßige Prüfung von Genehmigungsfristen und die korrekte Dokumentation erfordern einen hohen Verwaltungsaufwand. Gleichzeitig droht das Vertrauen der Kunden zu schwinden, wenn Unsicherheiten über die Wirksamkeit oder Qualität der importierten Präparate bestehen.
Die Ausnahmegenehmigungen für importierte Arzneimittel haben sich als notwendiges Instrument bewährt, um die Arzneimittelversorgung trotz Engpässen aufrechtzuerhalten. Jedoch zeigen die Erfahrungen der Apotheken, dass diese Lösung weitgehend symptomatisch und keine nachhaltige Antwort auf strukturelle Probleme ist. Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten macht Deutschland im Gesundheitswesen verletzlich und führt zu einer wiederkehrenden Notwendigkeit, auf ausländische Medikamente zurückzugreifen.
Der administrative Aufwand für Apotheken und die Unsicherheit für Patienten sind nicht zu unterschätzende Faktoren, die eine dauerhafte Lösung erfordern. Eine langfristige Strategie, die auch die Förderung der Inlandsproduktion kritischer Medikamente umfasst, ist erforderlich, um die Versorgungssicherheit und das Vertrauen der Patienten nachhaltig zu sichern.
Apotheken in der Warteschleife: Proteste nehmen zu, während Reformvorhaben stockt
Die Situation für Apotheken in Deutschland spitzt sich zu. Trotz mehrfacher Ankündigungen aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter der Leitung von Minister Karl Lauterbach bleibt der entscheidende Reformvorschlag für die Apothekenbranche weiterhin aus. Unterdessen steigt der Druck auf die rund 18.000 Apotheken bundesweit, von denen im dritten Quartal allein 100 schließen mussten. Damit summieren sich die Schließungen im letzten Jahr auf insgesamt 500 – bei lediglich 62 Neugründungen. Für die Apothekenbetreiber ist die anhaltende Unsicherheit mehr als alarmierend.
Die ABDA, die Standesvertretung der Apotheker, setzt daher auf eine starke öffentliche Präsenz. Am kommenden Mittwoch sollen bundesweit Proteste in verschiedenen Städten stattfinden, darunter eine zentrale Kundgebung in Hannover. Unter dem Motto „Mehr Apotheke wagen“ fordert die ABDA die Bundesregierung auf, das vorliegende Apothekenreformgesetz abzulehnen und stattdessen finanzielle Soforthilfen zur Verfügung zu stellen. Das Reformgesetz, das Apotheken ohne approbierte Fachkräfte zulassen will, wird als ein Ansatz kritisiert, der die Arzneimittelversorgung schwäche, statt sie zu stärken.
Auf dem jüngsten Deutschen Apothekertag in München hatten die Delegierten ihre Ablehnung des Gesetzesvorhabens mit überwältigender Mehrheit bekräftigt. Laut einem Sprecher der ABDA sei der Bedarf an pharmazeutischer Expertise angesichts der alternden Gesellschaft und des medizinischen Fortschritts größer denn je. „Ohne eine schnelle finanzielle Unterstützung droht eine weitere Welle an Schließungen – mit gravierenden Auswirkungen auf die wohnortnahe Versorgung und die Versorgungssicherheit,“ so der Sprecher weiter.
Ein zentrales Streitthema der Reform ist die Telepharmazie. Minister Lauterbach hatte auf dem Apothekertag betont, dass die Digitalisierung nicht an den Apotheken vorbeigehen dürfe und Veränderungen notwendig seien. Die ABDA weist die Vorwürfe, eine Blockadehaltung einzunehmen, jedoch klar zurück. Die Telepharmazie sei längst in vielen Apotheken angekommen und werde kontinuierlich weiterentwickelt. Die derzeitige Diskussion gehe jedoch weit über das Ziel hinaus, wenn sie die vollständige Versorgung durch approbierte Apotheker infrage stelle, so die Standesvertretung.
Unzufriedenheit herrscht jedoch nicht nur hinsichtlich des Inhalts der Reform, sondern auch über die ausgebliebenen Gespräche mit dem Ministerium. Kurz nach Bekanntwerden des Reformentwurfs hatte die ABDA dem Ministerium eine enge Zusammenarbeit angeboten, um gemeinsam Lösungen für die dringend notwendige Reform zu erarbeiten. Laut ABDA habe das Ministerium jedoch bislang nicht auf das Gesprächsangebot reagiert. Zuletzt hatte Lauterbach Anfang Oktober angekündigt, bald einen neuen Vorschlag vorzulegen. Doch drei Wochen später warten die Apotheken weiterhin auf konkrete Antworten aus Berlin. Für viele Apothekenbetreiber steht die Existenz auf dem Spiel – und die Zeit drängt.
Die Situation der Apotheken spiegelt ein akutes gesellschaftliches Versorgungsproblem wider, das die Politik nicht länger ignorieren darf. Seit Jahren kämpft die Branche mit steigenden Kosten und zunehmender Bürokratie, während Honoraranpassungen ausbleiben und die Anforderungen an die Versorgung stetig wachsen. Die anhaltende Schließungswelle zeigt, wie dringend der Reformbedarf tatsächlich ist. Der jüngste Protest ist nicht nur ein Hilferuf der Apotheker, sondern auch eine Warnung: Fällt die wohnortnahe Versorgung, so geraten vor allem ländliche Gebiete und vulnerable Patienten in Gefahr, die auf eine zuverlässige pharmazeutische Versorgung angewiesen sind.
Die Debatte um Telepharmazie wird dabei vielfach fehlinterpretiert. Eine moderne, digital unterstützte Pharmazie, wie sie die ABDA beschreibt, ist zweifellos notwendig. Doch wenn dies als Grund herangezogen wird, um approbierte Fachkräfte aus der Versorgung herauszudrängen, verkennt dies das enorme Wissen und die Verantwortung, die hinter jedem persönlichen Beratungsgespräch stehen. Die Bundesregierung ist jetzt gefragt, rasch und klar zu handeln. Die Zeit für leere Ankündigungen ist vorbei – die Apotheken brauchen echte Unterstützung, bevor es für viele zu spät ist.
Präzision vor Datensammelwut: Stiftung Warentest prüft Blutzuckermessgeräte auf Herz und Nieren
Blutzuckermessgeräte sind für Diabetikerinnen und Diabetiker von zentraler Bedeutung. Sie helfen dabei, Blutzuckerwerte im optimalen Bereich zu halten und Insulin richtig zu dosieren. Doch nur exakte Werte bringen die gewünschte Sicherheit. Stiftung Warentest hat elf dieser Geräte unter die Lupe genommen und prüfte sie umfassend auf Genauigkeit und Handhabung. Die Ergebnisse fielen unterschiedlich aus: Die Gesamtnoten reichten von „sehr gut“ bis „ausreichend“. Die klaren Testsieger waren das Contour Next und das Onetouch Ultra Plus Reflect, die mit exakter Messgenauigkeit und benutzerfreundlicher Bedienung überzeugen konnten.
Besonders im Fokus der Prüfer stand die Abweichung vom tatsächlichen Blutzuckerwert. Hierfür führte das Testteam 120 Messungen pro Gerät durch, wobei Diabetikerinnen und Diabetiker jeweils vier Tests durchführten. Als Maßstab dienten zwei Labormethoden, die den echten Blutzuckerwert zuverlässig ermittelten. Geräte mit einer maximalen Abweichung von 3,5 Prozent erhielten die Bestnote. Bei einer Abweichung von 7 bis 10,5 Prozent gab es Abzüge – hier lautete die Bewertung „befriedigend“. Am unteren Ende der Skala lag das Mylife Aveo mit einer Abweichung von 12,5 Prozent. Die Prüfer bewerteten es nur mit „schwach ausreichend“ und rieten von einer Verwendung ab.
Ein weiteres wichtiges Kriterium war die Wiederholgenauigkeit: Das bedeutet, ob das Gerät bei mehrfacher Messung derselben Probe konsistente Werte liefert. Auch hier zeigten sich Unterschiede. Während einige Geräte konstant präzise Werte anzeigten, mussten andere leichten Schwankungen hingenommen werden. In puncto Handhabung schnitten die meisten Geräte ähnlich ab. Besonders kritisiert wurde jedoch der datenintensive Ansatz des Accu-Chek Instant, das eine App verwendet, die Nutzerdaten speichert. Trotz genauer Messung fiel es in der Gesamtbewertung auf „gut“ zurück.
Unter bestimmten Bedingungen übernehmen Krankenkassen die Kosten für Blutzuckermessgeräte. Apotheken können außerdem für die Umstellung auf neue Teststreifen eine Beratungsgebühr von 20 Euro bei den Ersatzkassen geltend machen. Dies vereinfacht den Prozess für Betroffene, die auf verlässliche Messergebnisse angewiesen sind.
Die Bewertung der Blutzuckermessgeräte zeigt deutlich: Messgenauigkeit ist das zentrale Kriterium, das an erster Stelle stehen muss. Die besten Geräte liefern exakte Werte ohne technisches Schnickschnack. Das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in solche Geräte ist entscheidend, denn falsche Werte können fatale Folgen für die Gesundheit haben. Problematisch wird es jedoch, wenn Geräte zunehmend Daten sammeln und mit benutzerunfreundlichen Apps gekoppelt werden, wie es beim Accu-Chek Instant der Fall ist. Hier sollte die Branche nachjustieren und den Fokus auf das Wesentliche legen – verlässliche Messwerte und eine einfache Bedienung.
Sinkende Zustimmung zur elektronischen Patientenakte: Verbraucher zeigen wachsende Skepsis
Die Akzeptanz der elektronischen Patientenakte (ePA) sinkt kurz vor ihrer verpflichtenden Einführung weiter. Einer neuen Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte zufolge haben immer weniger Verbraucherinnen und Verbraucher Vertrauen in das digitale Gesundheitstool. Trotz der erhofften Vorteile für die medizinische Versorgung sind viele Menschen unsicher, ob ihre Gesundheitsdaten sicher sind und ob die ePA tatsächlich einen Mehrwert für sie darstellt.
Nach Angaben der Umfrage geben 67 Prozent der Befragten an, die ePA-Nutzung wahrscheinlich oder mit Sicherheit nicht ablehnen zu wollen. Dennoch stellt dies einen Rückgang um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr dar. Ein wachsender Anteil von einem Drittel der Befragten will von der Opt-out-Option Gebrauch machen und sich gegen die automatische Eröffnung der ePA durch die Krankenkassen aussprechen.
Besonders unter jungen Menschen zeigt sich zunehmende Zurückhaltung: Nur noch 37 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sehen sich bereit, die ePA ohne Widerspruch zu akzeptieren, gegenüber 45 Prozent im Vorjahr. Auch bei anderen Altersgruppen überwiegen die Sorgen um die Datensicherheit und den bislang nicht überzeugend dargestellten Zusatznutzen. Insgesamt zweifeln 58 Prozent der Befragten an der Sicherheit ihrer Gesundheitsdaten, und 55 Prozent bezweifeln den praktischen Nutzen der digitalen Akte.
Trotz dieser Skepsis erkennen viele Befragte das Potenzial der ePA und anderer digitaler Gesundheitsdaten: 83 Prozent sehen grundsätzlich einen Mehrwert, der sich besonders in der Forschung und in der Entwicklung personalisierter Behandlungen zeigt. Konkrete Hoffnungen auf eine bessere medizinische Versorgung und langfristig geringere Krankenkassenbeiträge motivieren zumindest Teile der Bevölkerung. Dennoch bleibt die Bereitschaft, eigene Daten aktiv beizutragen, mit 47 Prozent verhalten.
Deloitte-Partner Ibo Teuber betont, dass ein Erfolg der ePA von einer gezielteren und verständlicheren Kommunikation der Vorteile abhängt. „Die Menschen müssen erkennen, welchen persönlichen Mehrwert die ePA für sie hat,“ so Teuber. Nur so könne die notwendige Akzeptanz für die Digitalisierung im Gesundheitswesen erreicht werden.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens steht an einem entscheidenden Punkt: Die Akzeptanz der elektronischen Patientenakte, die schon 2025 flächendeckend genutzt werden soll, sinkt und trifft zunehmend auf Skepsis. Zwar lässt sich die Notwendigkeit digitaler Lösungen für eine moderne, effiziente und individuelle Gesundheitsversorgung nicht leugnen. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen jedoch, dass viele Menschen durch die aktuelle Ausgestaltung der ePA und die unzureichende Kommunikation ihrer Vorteile verunsichert sind.
Das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen stehen vor der Herausforderung, ein Vertrauen in die Datensicherheit zu schaffen und die Funktion der ePA greifbarer zu machen. Menschen wünschen sich klare, anschauliche Informationen über den praktischen Nutzen der ePA und wie ihre Daten geschützt werden. Die aktuelle Zurückhaltung zeigt, dass ein „Mehr an Digitalität“ nicht allein durch Vorschriften umgesetzt werden kann, sondern eine echte Überzeugungsarbeit notwendig ist.
Kammerwahl in Hessen: Schicksalsentscheidung für Ursula Funke und die Apothekerschaft
In Hessen steht die Apothekerschaft vor einer entscheidenden Richtungswahl: Bei der bevorstehenden Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer (LAK) zeichnet sich ein ungewöhnlich spannendes Rennen ab. Die neugegründete Liste 7 tritt mit der erklärten Absicht an, die amtierende Präsidentin Ursula Funke abzulösen und eine Neuausrichtung der Kammerpolitik durchzusetzen. Diese Wahl hat das Potenzial, nicht nur die Kammerlandschaft in Hessen umzugestalten, sondern könnte auch bundesweite Auswirkungen haben – insbesondere auf die anstehenden Wahlen der ABDA, der Dachorganisation der deutschen Apothekerinnen und Apotheker, die im Dezember auf dem Programm stehen.
Die Liste 7, die von Reformwilligen aus der Apothekerschaft Hessens initiiert wurde, erhebt deutliche Kritik an der bisherigen Arbeit der LAK und fordert Veränderungen auf vielen Ebenen. So monieren sie eine unzureichende Anpassung an die aktuellen Herausforderungen der Branche: Die digitale Transformation, der zunehmende Fachkräftemangel, aber auch die wirtschaftliche Stabilität kleiner und mittlerer Apotheken stehen dabei im Vordergrund. Ihnen zufolge habe die Kammer unter Funke den Kontakt zu den alltäglichen Herausforderungen vieler Apotheken verloren und sei zu sehr in etablierten, oft wenig transparenten Strukturen verhaftet. Für die Reformer sei es entscheidend, dass die Kammer die Interessen der Apothekerinnen und Apotheker nicht nur symbolisch, sondern auch in der Praxis stärker vertritt.
Im Zentrum der Diskussion steht die Frage, ob die LAK in den vergangenen Jahren eine ausreichende Vertretung für die Apotheken vor Ort geboten hat. Die Pandemie, die Einführung des E-Rezepts, die veränderten Anforderungen der Kundschaft und die kontinuierlich steigenden bürokratischen Belastungen haben den Arbeitsalltag vieler Apotheken spürbar verändert. Während Funke für eine ruhige, erfahrene Hand steht, die auf Bewährtes setzt, spricht sich Liste 7 für eine grundlegendere Modernisierung aus. Ihr Ziel: Eine Kammer, die nicht nur formal, sondern aktiv die wirtschaftlichen und berufspolitischen Interessen der Apotheken stärkt und sie in einer zunehmend digitalisierten Welt zukunftsfähig macht.
Sollte die Liste 7 erfolgreich sein, hätte dies potenziell weitreichende Folgen. Auch auf die ABDA, die Dachorganisation aller deutschen Apothekerkammern, könnten sich die Wahlen in Hessen auswirken. Mit der Bundesversammlung im Dezember wird die Führung und strategische Ausrichtung der ABDA neu bestimmt – ein etwaiger Sieg von Liste 7 in Hessen könnte in anderen Bundesländern als Zeichen für Aufbruch und Neuorientierung verstanden werden und damit bundesweit die Debatte anheizen.
Die Kammerwahl in Hessen könnte zu einer Zäsur in der deutschen Apothekerschaft führen. Die mögliche Abwahl von Ursula Funke durch die Liste 7 signalisiert einen erheblichen Reformbedarf, der sich offenbar in breiten Teilen der Apothekerschaft aufgebaut hat. Viele Apothekerinnen und Apotheker fordern ein Umdenken, das nicht nur an der Spitze der Landesapothekerkammer, sondern auch in der Vertretung auf Bundesebene spürbar sein soll. Für Apothekenbetreiber bedeutet diese Wahl die Chance auf eine Kammer, die ihre Interessen umfassender, praxisnäher und zukunftsorientierter vertritt.
Ein Sieg der Liste 7 könnte bedeuten, dass Themen wie die Unterstützung bei der digitalen Transformation endlich die notwendige Priorität erhalten und Förderprogramme für kleinere Apotheken intensiviert werden. Ebenso wird eine stärkere Transparenz und eine offenere Kommunikation von der Kammer gefordert, um den Mitgliedern einen besseren Einblick und mehr Mitspracherecht bei den Entscheidungsprozessen zu ermöglichen. Diese Reformagenda könnte die LAK zu einer aktiveren Partnerin für Apotheken machen, die ihren Mitgliedern nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch bei der täglichen Bewältigung des Geschäftsbetriebs zur Seite steht.
Gleichzeitig wäre ein Erfolg der Reformer auch ein Signal für die anstehenden ABDA-Wahlen. Der Druck auf die Dachorganisation, sich den neuen Realitäten anzupassen und sich stärker für die Belange der Basis einzusetzen, könnte dadurch deutlich steigen. Für die deutsche Apothekerschaft wäre dies eine Chance, den Wandel aktiv zu gestalten und eine Organisation zu schaffen, die ihre Mitglieder zukunftsfest unterstützt.
Ozempic-Suche ohne Rezept: Ein Graumarkt auf Kosten der Patientensicherheit
Seit der Schließung informeller Tauschbörsen für verschreibungspflichtige Medikamente auf sozialen Netzwerken wie Facebook hat sich die Nachfrage nach rezeptfreien Alternativen für das Diabetes-Medikament Ozempic (Semaglutid) auf anonymen Plattformen wie Reddit verlagert. Viele Menschen, die das Präparat nicht zur Behandlung von Diabetes, sondern zur Gewichtsabnahme nutzen möchten, suchen intensiv nach Bezugsquellen – teils ohne ärztliche Verordnung. Dies führt zu einem Versorgungsengpass, der vor allem Patienten betrifft, die auf das Präparat zur Therapie angewiesen sind und mit Unterbrechungen ihrer Behandlung kämpfen müssen.
Auf Reddit, insbesondere im englischsprachigen Subreddit /r/Ozempic, wird die Beschaffung des GLP-1-Rezeptoragonisten teils lebhaft diskutiert. Während Nutzer aus den USA vor allem persönliche Erfolge in Form von Vorher-Nachher-Bildern teilen, verlagern sich die deutschen Beiträge schnell auf Beschaffungsfragen. Viele schildern frustriert die Schwierigkeit, Ozempic ohne Rezept zu erhalten, da deutsche Ärzte das Präparat üblicherweise nur bei Diabetes verordnen.
Die Tipps reichen von Empfehlungen für Anbieter, die das Medikament nach Online-Konsultationen verschreiben, bis hin zu risikoreichen, oft dubiosen Bezugsquellen. Ein populärer Anbieter ist „Juniper“, ein Online-Service, der in Deutschland nach einer kurzen, virtuellen Konsultation eine Lieferung ohne herkömmliches Arztgespräch anbietet – für eine Gebühr von 356 Euro pro Monat. Die Dosis wird direkt nach Hause geliefert, wodurch die aufwändige Rezeptbeschaffung und die Suche nach verfügbaren Apotheken entfällt. In einem ähnlichen Modell bietet die niederländische Plattform „Wellis“ das Präparat zu einem monatlichen Preis von 249 Euro an, allerdings bleibt unklar, ob das Unternehmen auch nach Deutschland liefert.
Doch nicht alle befürworten diese Wege. Zahlreiche Stimmen warnen ausdrücklich vor den Risiken einer rezeptfreien Einnahme. Nutzer mit medizinischem Hintergrund betonen, dass Semaglutid erhebliche Nebenwirkungen aufweist, die nur unter ärztlicher Aufsicht sicher behandelt werden können. Ein Nutzer mit der Berufsbezeichnung „farcrytastic“ rät einem Abnehmwilligen eindringlich, auf Ozempic zu verzichten und den Bedarf der Diabetiker zu berücksichtigen: „Bitte überdenke die Verwendung. Ich arbeite in einer Apotheke, und Menschen mit Diabetes benötigen es viel dringender.“
Der Verweis auf ausländische Anbieter – insbesondere in Indien – zeigt zudem, dass einige bereit sind, strenge Arzneimittelvorschriften zu umgehen, auch wenn die Qualität und Zuverlässigkeit solcher Lieferungen ungewiss sind. Solche Tendenzen zu „Graumarkt“-Beschaffungen gefährden jedoch nicht nur die Gesundheit der Nutzer, sondern verstärken auch den Versorgungsdruck auf Menschen, die auf das Medikament angewiesen sind.
Die Verlagerung der Diskussion über rezeptfreie Abnehmerwege für Ozempic auf Foren wie Reddit unterstreicht die wachsende Nachfrage nach einem Medikament, das ursprünglich zur Diabetesbehandlung entwickelt wurde, nun aber als „Wundermittel“ gegen Fettleibigkeit gilt. Dies wirft ernste Fragen zu Medikamentensicherheit und ethischen Prioritäten auf: Wenn ein verschreibungspflichtiges Medikament durch unkontrollierte Graumarkt-Wege bezogen wird, treten Bedenken hinsichtlich der Patientensicherheit und der Belastung des Arzneimittelmarktes in den Vordergrund.
Die Anonymität des Internets verleitet zu zweifelhaften Empfehlungen und ungesicherten Bezugsmethoden, während gleichzeitig Menschen mit Diabetes ihre Behandlung verzögern müssen. Die deutsche Verschreibungspraxis schützt nicht nur die Verfügbarkeit für Patienten, die Ozempic medizinisch benötigen, sondern stellt sicher, dass eine fundierte medizinische Abklärung der gesundheitlichen Voraussetzungen erfolgt. Die gewinnorientierte Vermarktung durch Online-Anbieter und in anonymen Foren führt jedoch zunehmend zur Umgehung dieser Vorsicht. Eine ärztlich kontrollierte Vergabe könnte langfristig nicht nur das Vertrauen in die pharmazeutische Versorgung stärken, sondern auch dringend benötigte Ressourcen für jene sichern, die auf Ozempic angewiesen sind.
Migräneprophylaxe: Wie Apotheken nachhaltig zur Linderung beitragen können
Migräne zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und beeinträchtigt Millionen Menschen weltweit. Die quälenden Schmerzattacken, die oft von Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und anderen Begleitsymptomen begleitet werden, stellen Betroffene vor erhebliche Herausforderungen. Für viele Patienten besteht daher der dringende Wunsch, die Häufigkeit, Intensität und Dauer der Migräneanfälle zu reduzieren und damit die Belastung im Alltag zu verringern. Apotheken können hierbei eine zentrale Rolle spielen, indem sie nicht nur in der Akutversorgung unterstützen, sondern auch eine präventive Beratung anbieten, die langfristig zu einer höheren Lebensqualität beiträgt.
Im Bereich der Migräneprophylaxe existieren unterschiedliche Ansätze, die gezielt auf die Migräneursachen einwirken. Bei der medikamentösen Prophylaxe kommen verschiedene Wirkstoffklassen zum Einsatz, darunter Betablocker, Antidepressiva und Antikonvulsiva. Auch Kalziumkanalblocker werden oft zur Verringerung der Anfallshäufigkeit eingesetzt. Als moderne Entwicklung in der Migränetherapie gelten monoklonale Antikörper, die auf das CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) wirken, ein Molekül, das wesentlich an der Schmerzweiterleitung beteiligt ist. Diese Antikörper haben sich als vielversprechende Option für viele Patienten erwiesen, da sie spezifisch auf die Migränebiologie abzielen und die Häufigkeit der Attacken signifikant reduzieren können. In der Beratung ist es jedoch wichtig, mögliche Nebenwirkungen und individuelle Reaktionen auf die verschiedenen Präparate zu besprechen, um eine passende und gut verträgliche Lösung für den einzelnen Patienten zu finden.
Neben den medikamentösen Ansätzen gewinnen auch nicht-medikamentöse Prophylaxemaßnahmen zunehmend an Bedeutung. Regelmäßige Bewegung, stressreduzierende Maßnahmen und Techniken zur Entspannung wie die Progressive Muskelentspannung und das Autogene Training sind bewährte Methoden, die oft eine spürbare Linderung der Migränesymptome bewirken. Ebenso wichtig ist ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus, da Schlafmangel oder unregelmäßige Schlafenszeiten Migräneanfälle auslösen können. Diese nicht-medikamentösen Maßnahmen stärken nicht nur das Wohlbefinden der Betroffenen, sondern fördern auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit und Kontrolle, was die allgemeine Krankheitsbewältigung positiv beeinflusst.
Eine häufige Herausforderung in der Migräneprävention stellen weitverbreitete Mythen dar, die um die Erkrankung und ihre Behandlung kursieren. So glauben einige Patienten fälschlicherweise, dass bestimmte Techniken wie Entspannung oder Meditation eine vollständige Heilung bieten könnten, während andere Vorurteile gegenüber medikamentösen Optionen wie Betablockern oder Antidepressiva haben. Hier ist das Apothekenteam gefragt: Durch sachliche Aufklärung und die Vermittlung realistischer Ziele können Missverständnisse ausgeräumt und die Erwartungen der Patienten auf einen erreichbaren Erfolg eingestellt werden.
Für Apothekenbetreiber bedeutet eine kompetente Migräneberatung auch eine Investition in die kontinuierliche Weiterbildung des Teams. Neben Schulungen zu neuen Entwicklungen in der Migränetherapie können auch Informationsmaterialien, die medikamentöse und nicht-medikamentöse Prophylaxemöglichkeiten sowie häufige Irrtümer beleuchten, sinnvoll sein. So können Apotheken ihre Position als vertrauenswürdige Anlaufstelle für Migränepatienten festigen und langfristig zur besseren Versorgung und Beratung der Betroffenen beitragen.
Migräne stellt für viele Menschen eine chronische Belastung dar, die ihr soziales und berufliches Leben stark einschränken kann. Hier kann die Apotheke eine wertvolle Rolle spielen, indem sie nicht nur Akuthilfe bietet, sondern Patienten auch beim Aufbau präventiver Strategien unterstützt. Eine umfassende Beratung, die sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Optionen aufzeigt, kann die Patienten dabei unterstützen, ihre Krankheit besser zu bewältigen und die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Das breite Wissen der Apothekenmitarbeiter über die unterschiedlichen Präventionsmöglichkeiten ist dabei ein entscheidender Vorteil. So können Apotheken in regelmäßigen Beratungsgesprächen individuell auf die Bedürfnisse der Migränepatienten eingehen und sie dazu ermutigen, geeignete Maßnahmen auszuprobieren. Gerade die nicht-medikamentösen Ansätze bieten hier eine wertvolle Ergänzung und können den Patienten langfristig zu mehr Selbstständigkeit und Kontrolle im Umgang mit der Erkrankung verhelfen.
Für Apotheken ergibt sich durch eine fundierte und einfühlsame Beratung die Chance, sich als kompetente Anlaufstelle für Migränebetroffene zu profilieren. Dabei gewinnen nicht nur die Patienten an Lebensqualität, sondern die Apotheke kann sich auch als zentraler Ansprechpartner im Gesundheitsnetzwerk der Patienten etablieren. Dies stärkt die Patientenbindung und zeigt, dass die Apotheke über die bloße Medikamentenabgabe hinaus einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leisten kann. Eine konsequente, ganzheitliche Beratung schafft Vertrauen und bildet die Grundlage für eine langfristige Unterstützung der Migränepatienten – ein Gewinn für beide Seiten.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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