• 18.05.2025 – Apotheken-News: Worte, Wirklichkeit, Wirtschaftsnot

    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Freundliche Worte, klare Absichtserklärungen, große Erwartungen: Die neue Bundesregierung will die Apotheken in Deutschland stärken – mi ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Worte, Wirklichkeit, Wirtschaftsnot

 

Warum Apotheken zwischen Reformversprechen, Finanzierungsvorbehalt und digitalem Druck zerrieben werden

Die neue Bundesregierung schlägt neue Töne an – freundlich, zugewandt, fast fürsorglich gegenüber einer Branche, die lange nur das Echo der Ignoranz hörte. Apotheken sollen gestärkt, ihr Honorar angehoben, ihre Rolle in der Versorgung ausgebaut werden. Gesundheitsministerin Nina Warken verspricht ein Ende des Apothekensterbens und hebt den wirtschaftlichen Stellenwert der Vor-Ort-Apotheke hervor. Doch hinter der neuen Rhetorik lauert die alte Realität: Die Reformziele stehen unter Finanzierungsvorbehalt, das angekündigte Mehr an Verantwortung bleibt ohne gesicherte Vergütung. Während die Betriebsergebnisse sinken, die Retaxationen zunehmen und der Versandhandel wächst, stellt sich die Frage: Kann ein Koalitionsvertrag allein das Ruder herumreißen? Oder verpufft die neue Apothekerpolitik in Haushaltsvorbehalten, ideologischen Grabenkämpfen und strukturellem Reformstau? Zwischen Erwartungshaltung und Finanzierungslücke, zwischen politischem Willen und wirtschaftlichem Kollaps steht die Apotheke am Kipppunkt – und mit ihr ein zentrales Element der wohnortnahen Versorgung.


Die politische Großwetterlage scheint sich zu drehen – jedenfalls in den Augen der Apothekerschaft, die allzu lange unter ministerialer Missachtung und ökonomischer Auszehrung zu leiden hatte. Nina Warken, frisch ernannte Gesundheitsministerin, formuliert bei der Vorstellung ihres Regierungsprogramms eine freundliche Kampfansage an den strukturellen Verfall der Apothekenlandschaft: Stärkung der Vor-Ort-Apotheken, besonders im ländlichen Raum, Ausbau ihrer Rolle in der Gesundheitsversorgung – das klingt wie Musik in den Ohren vieler Inhaberinnen und Inhaber. Doch unter der wohlmeinenden Ouvertüre liegt ein handfester Finanzierungsvorbehalt, der sämtliche Reformvorhaben auf einen schmalen Grat der Realisierbarkeit zwingt.

Die wirtschaftliche Notlage ist akut. Die Zahl der Apothekenschließungen steigt, viele Betriebe arbeiten mit minimalen Gewinnmargen, manche bereits im Minus. Im Zentrum der Reformdiskussion steht das Packungsfixum – aktuell bei 8,35 Euro. Die Forderung: mindestens 9,50 Euro, idealerweise ein gestaffeltes Modell mit einem Zuschlag auf die ersten 20.000 abgegebenen Packungen. Die Abda will einheitlich 11 Euro pro Packung für alle – ohne Differenzierung. Ein Vorschlag, der politisch schwer vermittelbar ist, weil er deutlich teurer ausfällt als die im Koalitionsvertrag vorgesehenen 75 Millionen Euro jährlich. Laut Berechnungen des DAV würde das Abda-Modell bis zu 510 Millionen Euro kosten – eine Summe, die unter den aktuellen Haushaltsbedingungen als utopisch gilt.

Gleichzeitig werden Erwartungen geschürt: Die neue Koalition, eine Schwarz-Rote, will versorgungsrelevante Apotheken schützen und deren wirtschaftliche Grundlagen verbessern. SPD-Fraktionschef Matthias Miersch spricht von Apotheken als integralem Bestandteil multiprofessioneller Versorgungsteams. Auch CDU-Gesundheitspolitikerin Simone Borchardt will Apotheken aufwerten – durch höhere Fixhonorare und Rückkehr zu Skonti. Der politische Wille scheint vorhanden, doch die strukturelle Umsetzbarkeit bleibt fraglich.

Hinzu kommt ein schleichender Bedeutungsverlust der Apotheken im digitalen Wettbewerb: Das E-Rezept wirkt als Turbo für den Versandhandel, dem stationären Bereich fehlt eine adäquate Antwort. Die Werbung mit Testimonial Günther Jauch treibt die Shop-Apotheke zu neuen Umsatzhöhen, während klassische Apotheken den Mehraufwand bei Rezeptverarbeitung und Patientenkommunikation nicht vergütet bekommen. Trotz eines Rekordumsatzes von 70,4 Milliarden Euro im Jahr 2024 liegt das durchschnittliche Betriebsergebnis vor Steuern bei nur 4,4 Prozent – historischer Tiefstwert. Rund ein Viertel der Apotheken liegt sogar unter 75.000 Euro Gewinn.

In dieser Lage wird jede Äußerung aus Berlin zur Hoffnungsformel stilisiert – oft zu früh, zu laut, zu ungeduldig. Denn zwischen rhetorischem Bekenntnis und realer Umsetzung klafft eine Finanzierungslücke, die durch haushalterische Zwänge, politische Zielkonflikte und massive Widerstände – etwa von Seiten der Ärzteschaft – zusätzlich verkompliziert wird. KBV-Chef Andreas Gassen warnt unverhohlen vor einer Kompetenzverschiebung. Pharmazeuten sollten bei ihrer Pharmazeutik bleiben, nicht in therapeutische Hoheitsbereiche vordringen. Was dabei übersehen wird: In vielen EU-Ländern sind pharmazeutische Leistungen längst integrativer Bestandteil der Primärversorgung.

Derweil spielt die Abda ihre Karte: ein eigenes Zukunftsmodell, ein Fixum-Fonds, neue Honorarkomponenten, mehr Verantwortung, mehr Integration. Doch die realpolitische Lage verlangt Differenzierung, nicht Gleichmacherei. Eine pauschale Verteilung von Fördergeldern, so attraktiv sie klingt, wäre weder effizient noch gerecht. Wer Fördersummen wirksam einsetzen will, muss Kriterien definieren – objektiv, transparent, nachvollziehbar. Genau das aber scheut die Standespolitik bislang wie der Teufel das Weihwasser. Dabei liegt in der differenzierten Förderung der Schlüssel für strukturelle Resilienz.

Dass der neue Koalitionsvertrag sowohl auf eine moderate Fixumerhöhung als auch auf gezielte Fördermittel setzt, mag als Kompromiss erscheinen – für viele Apotheken aber ist es die letzte Chance auf Stabilität. Es bleibt eine offene Frage, ob es der Politik gelingt, das Versprechen der Versorgungssicherung tatsächlich einzulösen – nicht in Sonntagsreden, sondern im Bundesanzeiger.


Kommentar:

Was lange fehlte, ist plötzlich da: politische Aufmerksamkeit für die Rolle der Apotheke im Gesundheitssystem. Doch Applaus ersetzt kein Einkommen. Zwischen Signalpolitik und struktureller Unterstützung liegt eine gefährliche Lücke, die sich zunehmend zur Existenzfrage für viele Betriebe entwickelt. Dass nun wieder über Honorarerhöhungen, Standortförderung und neue Versorgungsaufgaben gesprochen wird, ist ein überfälliger Schritt. Aber jeder Fortschritt bleibt hypothetisch, solange der Finanzierungsvorbehalt wie ein Damoklesschwert über jedem politischen Versprechen hängt.

Es ist ein Trugschluss, dass alle Apotheken mit gleichen Maßnahmen gleich wirksam stabilisiert werden könnten. Die Branche ist heterogen, und wer wirklich helfen will, muss differenzieren: nach Standort, Umsatzstruktur, Aufgabenprofil. Dass sich die Abda vor dieser Differenzierung scheut, ist nachvollziehbar, aber nicht zukunftsfähig. Die Zeit der pauschalen Lösungen ist vorbei. Nur eine gezielte, evidenzbasierte Förderung sichert die Versorgung dort, wo sie akut gefährdet ist.

Der Vorschlag, Apotheken ihre Honorare selbst aushandeln zu lassen, mag idealistisch klingen, ist aber in der Realität ein Placebo. Die Apothekerschaft hat strukturell nicht die Verhandlungsmacht wie etwa die Ärzteschaft. Ohne regulative Unterstützung durch Politik oder Schiedsstellen bleibt das bloß ein Gedankenspiel. Auch der Streit mit der Ärzteschaft um neue Aufgabenbereiche wird nicht durch Argumente, sondern durch gesetzliche Klarheit entschieden. Und genau hier muss die Politik liefern.

Was bleibt? Eine Branche zwischen Hoffen und Bangen, zwischen strategischer Relevanz und finanzieller Ungewissheit. Die neue Koalition muss sich daran messen lassen, ob sie die Apotheke tatsächlich als tragende Säule der Gesundheitsversorgung versteht – oder nur als Projektionsfläche für kurzfristige Reformrhetorik.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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